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Was heute geschah – 29. Mai 1905 Alban Berg lässt sich zur Oper "Lulu" inspirieren

Wien, 29. Mai 1905. Alban Berg sieht bei einer Privataufführung Frank Wedekinds Skandal-Stück "Die Büchse der Pandora". Für den jungen Komponisten ist das die Initialzündung für seine Oper "Lulu".

Der Komponist Alban Berg. Photographie von 1922 | Bildquelle: picture-alliance / Imagno

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Die Sendung zum Anhören

Der Schriftsteller Karl Kraus hatte die Privataufführung im Wiener Trianon-Theater veranstaltet und mit einem Vortrag eingeleitet. Denn nach der Uraufführung von Wedekinds "Die Büchse der Pandora" 1904 in Nürnberg hatte die Polizei eine weitere Vorstellung verhindert. Frank Wedekind als Autor und sein Verleger Bruno Cassirer wurden angeklagt, mit dem Theaterstück "unzüchtige Schriften" verbreitet zu haben. In mehreren Instanzen wurde der Fall verhandelt – und die Beteiligten freigesprochen. Doch die gesamte Buchauflage der "Büchse der Pandora" war bereits vernichtet worden.

Wedekind als Jack the Ripper

Frank Wedekind | Bildquelle: picture-alliance/dpa Autor der "Pandora": Frank Wedekind | Bildquelle: picture-alliance/dpa Noch vor dem endgültigen Gerichtsurteil, das 1906 gefällt wurde, lädt also Karl Kraus in Wien zu einer Aufführung dieses kaum gelesenen, kaum gesehenen, und zu diesem Zeitpunkt verbotenen Werkes, um es zu rehabilitieren. Frank Wedekind selbst spielt die Rolle des Jack the Ripper. Tilly Newes, seine spätere Ehefrau, ist in der Hauptrolle zu sehen. Die berühmte Adele Sandrock verkörpert die Gräfin Geschwitz – eine prominente Besetzung. Für den 20-jährigen Komponisten Alban Berg, der seit einem halben Jahr die Reifeprüfung in der Tasche hat und nun in Wien bei Arnold Schönberg Komposition studiert, ist die Begegnung mit Wedekinds Stück die frühe Initialzündung zu seiner Oper "Lulu".

Kirill Petrenko dirigiert "Lulu" an der Bayerischen Staatsoper

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LULU: Final scene | Conductor: Kirill Petrenko | Bildquelle: BayerischeStaatsoper (via YouTube)

LULU: Final scene | Conductor: Kirill Petrenko

Ein prägendes Werk der Moderne

Alban Berg hat die Oper nicht vollendet, und doch ist sie ein zentrales Werk des 20. Jahrhunderts. Auch weil er mit seiner klugen und sensiblen Musik Lulu zu einer Heldin macht. Sie ist ein unbegreiflich anmutiges Triebwesen, überbordend und nicht zu begrenzen. Lulu, Kunstgestalt, Männerphantasie – am Ende wird sie von Jack the Ripper ermordet. Für manche, wie den Publizisten Joachim Kalka, ist dieser Mörder "die Verkörperung der geschichtlichen realen Lust an der Zerstörung der Frau." Auch das macht die Oper "Lulu" so fundamental wichtig und prägend für die Moderne.

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:30 und 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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