BR-KLASSIK

Inhalt

Bayerischen Staatsoper im Lockdown Die Polizei stoppt eine Probe

München, 31. März 2020. Die Polizei stoppt eine Probe der Bayerischen Staatsoper. "Ja, die Liebe die hat bunte Flügel fragt nach Rechten nicht Gesetz und Macht" singt die Carmen in Bizets Habanera". Sie gehörte zur Auswahl von sieben Arien, die sich die serbische Künstlerin Marina Abramovic für ihr Performance-Projekt "7 Death of Maria Callas" ausgesucht hatte. Für Nikolaus Bachler, den Münchner Staatsopernintendanten, ein Prestige-Projekt der Spielzeit 2019/20. Das sollte auch nicht der erste Lockdown trüben, den die Bayerische Staatsregierung wegen der Pandemie verordnet hatte.

Szene aus "7 Deaths of Maria Callas" an der bayerischen Staatsoper | Bildquelle: Wilfried Hösl/Bayerische Staatsoper

Bildquelle: Wilfried Hösl/Bayerische Staatsoper

Wenn die für den 11. April geplante Abramovic-Premiere schon nicht vor Publikum stattfinden kann, so dachte sich Intendant Bachler, dann soll sie wenigstens in einem großartigen Livestream zu erleben sein. Also wird nach Absprache mit dem Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst unter besonderen Auflagen geprobt.    

Mangelnder Schutz für die Belegschaft?

Es gab natürlich Desinfektionsspender, der Sicherheitsabstand wurde beachtet – erklärt beruhigend der damalige Pressesprecher Christoph Koch auf Rückfrage. Doch nicht alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nehmen die Initiative begeistert auf. Im Netz wird der Vorwurf laut, das Haus halte am Probenbetrieb fest und schütze die Belegschaft nicht. Das lässt den Intendanten Bachler aus der Haut fahren. "Selbst ernannte Blockwarte", so wird er wörtlich zitiert, sollten "einfach mal schweigen". Das nötigt den sonst eher zurückhaltend agierenden Kunstminister Bernd Sibler dann doch zur Klarstellung: "Ich halte die Wortwahl für unsensibel und in der jetzigen Situation nicht angemessen."

Intendant Bachler muss einlenken

Der Intendant setzt die Orchesterproben ab und verschiebt die geplante Uraufführung auf einen späteren Zeitpunkt. Nur das Ballett solle noch weiter trainieren. Die Polizei sieht das kritisch, kontrolliert die Personalien der anwesenden Tänzerinnen und Tänzer. Schließlich beendet die Staatsoper das Training und der Kunstminister verkündet das Ende der Proben. Und die Habanera über "die Liebe mit den bunten Flügeln" erklingt ein halbes Jahr später. Am 1. September, einen Tag, nachdem die Staatsregierung versuchsweise erstmals wieder 500 Zuschauer ins Nationaltheater lässt, nämlich zur Abramovic-Premiere

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 30. März 2023 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

    AV-Player