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04. Mai 1957 – Wiener Staatsoper kündigt Vertrag mit Maria Callas Aus der "Traviata" wurde nichts!

Wien, 4. Mai 1957. Herbert von Karajan hatte Maria Callas 1956 zum ersten Mal für drei Vorstellungen von Donizettis "Lucia di Lammermoor" in die österreichische Hauptstadt gebracht – ein Gastspiel der Mailänder Scala, das die Wiener in die Hysterie treibt. Nach den Aufführungen steht fest: Die Primadonna soll wiederkehren. Bei weiteren Vertragsverhandlungen kommt es an jenem Tag im Mai allerdings zu einem Eklat.

Maria Callas | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Der Dompteur Karajan habe, so raunt man sich in der Musikwelt zu, die Diva gezähmt: Selten habe die als kapriziös verschriene Maria Callas so diszipliniert gearbeitet, so beseelt gesungen und so überzeugend agiert. Wien hat Glück, die Primadonna assoluta endlich kennenzulernen – auf der Höhe ihrer Sangeskunst. Nach der letzten "Lucia di Lammermoor"-Vorstellung fällt die Callas inmitten des Schlussjubels vor dem Maestro auf die Knie und küsst ihm die Hand. Das Publikum rast. Keine Frage: Sie muss wiederkommen. Und sie will wiederkommen. Mit Karajan vereinbart sie, im Festspielsommer 1957 sieben Mal die "Traviata" zu singen.

BR-KLASSIK Dossier

Zum 100. Geburtstag von Maria Callas feiert BR-KLASSIK die Diva mit einem umfangreichen Online-Dossier. Darin erinnern wir mit Videos, Hintergrundinfos und Anekdoten an das Leben der Jahrhundertsängerin.

Geplatzte Vertragsverhandlungen

Am 4. Mai 1957 soll der Vertrag unterzeichnet werden. Wie dieses Treffen genau abläuft, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Angeblich schickt Maria Callas ihren Mann Giovanni Battista Meneghini vor. Der verlangt 2.100 Dollar für jede Aufführung. Karajan sagt, das sei so nicht abgemacht gewesen und bietet 1.600 Dollar. Die beiden Herren bedauern das Scheitern und verabschieden sich.

In den Zeitungen steht tags darauf etwas anderes: Die Callas höchstpersönlich soll die überhöhte Gagenforderung gestellt haben. Ihre angebliche Reaktion auf Karajans "Nein" ist ein gefundenes Fressen für die Presse: "Dann singen Sie die Violetta doch selbst!". Daraufhin soll Karajan den Vertrag vor den Augen der Sopranistin zerrissen haben. Die drei "Lucia"-Vorstellungen bleiben also die einzigen Auftritte der Callas in Wien.

Maria Callas und Herbert von Karajan in "Lucia di Lammermoor" (1955)

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Legendary Callas Lucia Sextet with Encore Karajan Berlin 1955 LIVE | Bildquelle: jkircher314 (via YouTube)

Legendary Callas Lucia Sextet with Encore Karajan Berlin 1955 LIVE

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Sendung: "Allegro" am 4. Mai 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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