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Was heute geschah – 15. Juli 1940 Kurt Weill empfängt den Flüchtling Darius Milhaud

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs emigriert Darius Milhaud in die USA, um Unterschlupf zu suchen. Bei seiner Ankunft in New York liegen sich die beiden Freunde in den Armen - der kleine, zerbrechlich wirkende Weill und der massige Milhaud.

Darius Milhaud | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Kurz vor der Uraufführung seiner Oper "Medea" verlässt Milhaud Paris. Die Nazis sollten nur wenige Tage später Frankreichs Hauptstadt besetzen, mit Kanonenschlägen und Flugzeuggedonner. In Aix en Provence geht er an Bord eines Schiffes nach New York, um dort Unterschlupf bei seinem Freund Kurt Weill zu finden.

Lebenslange Freundschaft

Seit Jahren verbindet Milhaud und Weill eine Brieffreundschaft: "Was Sie über meine Werke schreiben, Darius, interessiert mich, da Sie einer der ganz Wenigen sind, dessen Urteil mich freut, wenn es positiv ausfällt und das mir zu denken gibt, wenn es negativ ausfällt." Das letzte Urteil von Milhaud über Weills Operette "Der Kuhhandel" fiel allerdings nicht positiv aus. Weill liegt das immer noch schwer im Magen. Aber jetzt ist die Lage eine andere. Sie teilen ihr Schicksal als Vertriebene und fragen sich: "Wie können wir Amerika bei seinem Kampf gegen die Nazis helfen? Was können wir tun, wenn die fremdenfeindliche Stimmung zunimmt? Was können wir tun, um zu zeigen, dass wir loyale Bürger dieses Landes sind?" Die Antwort der beiden Komponisten lautet: "Arbeiten."

Arbeiten in der "Neuen Welt"

Lotte Lenya und Kurt Weill | Bildquelle: imago/United Archives International Lotte Lenya und Kurt Weill | Bildquelle: imago/United Archives International Während Weill sich allmählich einen festen Platz an den Broadway-Theatern erobert, zieht es Milhaud mit seiner Frau Madeleine nach einem kurzen Aufenthalt bei Kurt Weill und Lotte Lenya weiter nach San Francisco. Am dortigen "Mills College" erhält er einen Lehrauftrag und damit erst einmal ein regelmäßiges Einkommen. Mit den Gepflogenheiten des neuen Landes tut sich Milhaud, im Gegensatz zu Weill, nicht schwer. Milhaud hat etwas von einem Chamäleon, er kann sich an neue Lebenslagen anpassen und sogleich wieder in sein schwindelerregend schnelles Kompositionstempo verfallen.

"Die Ereignisse haben mir recht gegeben"

Selbst kurz vor seiner Flucht von Paris nach Aix en Provence, als er eigentlich mit Kofferpacken beschäftig war und gleichzeitig in den Proben für seine Oper "Medea" steckte, selbst da hielt er seine Stimmung in einem Trauermarsch fest: "Ich habe damals gefühlt, dass Frankreich geschlagen ist, und habe meine eigenen Gefühle in diesen Trauermarsch gelegt. Die Ereignisse haben mir recht gegeben."

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8.30 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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