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06. Dezember 1804 – Wilhelmine Schröder-Devrient wird geboren Beethovens Heldin, Wagners Muse

Hamburg, 6. Dezember 1804: Die Opernsängerin Wilhelmine Schröder-Devrient wird geboren. Draußen kracht und blitzt es. Ein Schneegestöber wütet vor dem Fenster. Im Haus des Schauspielerehepaars Schröder kommt das erste Kind zur Welt: Wilhelmine.Ihr Geschrei ist so durchdringend, dass der Arzt den Eltern prophezeit, aus ihr werde mal eine gute Sängerin.

Die Opernsängerin Wilhelmine Schröder-Devrient; Gemälde von Carl Joseph Begas | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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In der Tat: Wilhelmine Schröder-Devrient wird die größte Gesangstragödin des 19. Jahrhunderts. Dabei hat ihre Mutter zunächst ganz andere Pläne mit ihr. Sie soll Balletttänzerin werden. Mit vier Jahren geht es los: hartes Training, eiserne Disziplin und gelegentlich auch Prügel. Von der Körperbeherrschung, die sie hier lernt, soll Wilhelmine später mal sehr profitieren. Mit 15 Jahren debütiert sie als Schauspielerin, kurz darauf – nach nur wenigen Monaten Gesangsunterricht – als Sängerin. Mit 17 schlüpft sie in die Rolle der Leonore in Beethovens Oper "Fidelio". Und verkörpert sie wie keine andere.

Wilhelmine behauptet sich

Wilhelmine Schröder-Devrient 1839 in ihrer Darstellung der Titelrolle in Beethovens "Leonore" | Bildquelle: picture-alliance/dpa Wilhelmine Schröder-Devrient als Leonore in Beethovens "Fidelio" | Bildquelle: picture-alliance/dpa Es ist ihre Ausstrahlung, mit der sie das Publikum fesselt. Ihre unvergleichliche Art, wie sie menschliche Charaktere darstellt, durchdringt und mit Leben erfüllt. Unengagierte Mitspieler duldet die Diva nicht neben sich: "Die Tenoristen sind in der Regel halb Holz, halb Schwamm. Wenn ich mit meiner großen Leidenschaft neben den Strohmännern nicht lächerlich und maßlos erscheinen wollte, musste ich sie in die Ecke schleudern und das Feld allein behaupten." Diese Sätze zeugen von großem – und berechtigten – Selbstbewusstsein.

Wagner ist fassungslos

Ob Zornesausbrüche, zärtliche Unschuld oder zügellose Leidenschaft – mit ihrem emotionalen Ausdruck überspielt Wilhelmine Schröder-Devrient, was ihr stimmlich fehlt. Auch der junge Richard Wagner ist fassungslos. Später erinnert er sich: "Sie hatte gar keine 'Stimme', aber sie wusste so schön mit ihrem Atem umzugehen und eine wahrhaftige weibliche Seele durch ihn so wundervoll tönend ausströmen zu lassen, dass man dabei weder an Singen noch an Stimme dachte!"

Die Schröder-Devrient wird seine erste Senta (im "Fliegenden Holländer") und seine erste Venus (in "Tannhäuser"). Sie ist es, die Wagner zu seinen großen Bühnenwerken inspiriert und zu einer neuen Ästhetik des Musiktheaters. Das bleibt ihr Verdienst.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 06. Dezember 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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