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12. August 1846 – Mendelssohn erteilt Fanny den Handwerkssegen Felix' Schwester "darf" jetzt komponieren

Leipzig, 12. August 1846. Felix Mendelssohn Bartholdy erteilt seiner Schwester Fanny den "Handwerkssegen" – das heißt, sie darf in Zukunft ihre eigenen Kompositionen drucken lassen. Fast ist es zu spät für diesen Segen.

Felix und Fanny Mendelssohn | Bildquelle: picture-alliance/dpa /Montage: BR

Bildquelle: picture-alliance/dpa /Montage: BR

Was heute geschah – 12. August 1846

Mendelssohn erteilt Fanny den Handwerkssegen

Seit der frühen Kindheit sind Felix und Fanny Mendelssohn unzertrennlich. Beide sind außergewöhnlich musikalisch, spielen zusammen vierhändig Klavier und komponieren eigene Stücke. Und Felix gibt viel auf das Urteil seiner Schwester, wie die Mutter beobachtet: "Ihr legt er alle Arbeiten vor und streicht unbarmherzig, was sie verwirft. Wenn sie nicht das neidloseste Geschöpf wäre und ihren Bruder so adorierte, müsste sie ihm fast gram werden." Denn es ist Felix, der die große Karriere als Komponist macht. Fanny muss zuhause bleiben. Schließlich ist sie nur ein Mädchen. Aber auch nach ihrer Heirat komponiert sie – darunter einige wunderbare Lieder. Das muss selbst Felix zugeben: "Ich denke, es ist die schönste Musik, die jetzt ein Mensch auf Erden machen kann", sagt er.

Zögerliche Reaktion von Felix

Einige ihrer Werke veröffentlicht Mendelssohn gar unter seinem eigenen Namen. Hat er da ein schlechtes Gewissen? Ach was! "Zu einer Autorschaft hat Fanny, wie ich sie kenne, weder Lust noch Beruf, dazu ist sie zu sehr eine Frau, wie es recht ist." Ist Felix eifersüchtig auf das Talent seiner Schwester? Oder will er ihr die Mühen ersparen, denen ein Komponist in der Öffentlichkeit ausgesetzt ist? Das Leben als Ehefrau erfüllt Fanny allerdings nicht. Mit 40 beschließt sie, ihre Werke selbst zu veröffentlichen. Felix reagiert darauf etwas zögerlich – am 12. August 1846: "Mein liebstes Fenchel, erst heut komme ich Rabenbruder dazu Dir meinen Handwerkssegen zu geben zu dem Entschluss, dich auch unter unsere Zunft zu begeben. Möge das Publikum dich nur mit Rosen und niemals mit Sand bewerfen, und möge die Druckerschwärze Dir niemals drückend und schwarz erscheinen."

Zähneknirschender Entschluss?

Dass Felix ihrem Entschluss nur zähneknirschend zustimmt, ist Fanny bewusst: "Weiß ich auch, dass es ihm eigentlich im Herzen nicht recht ist, so freut es mich doch, dass er mir ein freundliches Wort darüber gegönnt." Viel Gelegenheit zum Publizieren bleibt ihr allerdings nicht mehr. Einige Monate später stirbt Fanny an einem Schlaganfall. Ihre Musik aber hat bis heute überlebt.

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Fanny Hensel-Mendelssohn: Gondellied | Bildquelle: Ingwerstaebchen (via YouTube)

Fanny Hensel-Mendelssohn: Gondellied

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr, um 13:30 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

Sendung: "Allegro" am 12. August 2022 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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