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Wurlitzer beantragt Insolvenz Aus für die Jukebox

Das Traditionsunternehmen Wurlitzer mit seinen berühmten Musikautomaten steht vor dem Aus. Wie Anfang des Monats bekannt wurde, hat die Firma Insolvenz angemeldet. Ein Streifzug mit BR-KLASSIK durch die Geschichte von Jukebox & Co.

Im Jahr 2013 wurde die Produktion der Musikautomaten eingestellt. Seitdem hatte Wurlitzer versucht, mit dem Vertrieb von Verkaufsautomaten - etwa für Eis - neu durchzustarten. Dieser Versuch scheiterte allerdings. Innerhalb der kommenden sechs bis acht Wochen soll das Unternehmen abgewickelt werden.

Rudolph Wurlitzer gründete die US-Firma 1856, seit den frühen 1930ern produzierte das Unternehmen Musikautomaten. Bekannt war der Betrieb für seine Jukeboxen, die in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg populär waren. 2006 wurde Wurlitzer von dem amerikanischen Musikinstrumente-Hersteller Gibson Guitar übernommen. In Zeiten von Musikdownloads im Netz gab es aber keine Absatzchancen mehr.

Wurlitzer Musikautomaten - vom Saloon bis nach New York

Wenn in einem amerikanischen Saloon eine dieser typischen, leicht verstimmten Pianomelodien zu hören war, dann spielte die in der Regel kein Westernpianist. Nein, in den allermeisten Fällen hatte zuvor ein Cowboy - oder, außerhalb des Wilden Westens - ein Büroarbeiter beim Feierabendbier fünf Cent in den Münz-Schlitz gesteckt und damit das Wurlitzer-Selbstspielerklavier dazu veranlasst, einen aktuellen Schlager zum Besten zu geben.

Im beliebtesten Restaurant am Washington Square steht seit neuestem ein elektrisch betriebenes Piano im Hauptspeisesaal. Die Gäste kommen in Scharen, und von mittags bis abends ist Musik zu hören.
(New York Sun um 1900)

Knapp fünfzig Jahre zuvor hatte es Franz Rudolph Wurlitzer aus dem sächsischen Schöneck nach Cincinnati verschlagen.  
Das Bauen und das Verkaufen von Instrumenten war Familientradition bei den Wurlitzers. Eigentlich sollte auch Franz Rudolph in den väterlichen Musikalienhandel eintreten - den jungen Mann zieht es aber nach Amerika. In Cincinnati fällt ihm auf, dass die Amerikaner bereit sind, viel Geld für Musikinstrumente zu bezahlen - die außerdem noch von ziemlich mieser Qualität sind. Aus Sachsen ist Franz Rudolph deutlich besseres gewohnt. Mit seinen Ersparnissen lässt er sich von zuhause eine Schiffsladung feiner sächsischer Instrumente schicken, die er zudem noch billiger als die Konkurrenz verkauft, weil er keine Zwischenhändler bezahlen muss. Franz Rudolph schmeißt seinen Job bei einer Bank hin - und gründet die Rudolph Wurlitzer Company. Ein Groß-Auftrag der US-Armee beflügelt das Geschäft weiter, und bereits 1865 - keine 10 Jahre nach der Gründung - ist die Wurlitzer Company der größte Händler von Blasinstrumenten in den USA.

Im Katalog der Wurlitzer Company findet man alles, was auch nur irgendwie mit Musik zu tun hat.

Kein Instrument verlässt unser Haus, bevor es nicht von einem Künstler aufs Gründlichste geprüft wurde, den wir nur zu diesem Zwecke eingestellt haben.
Wurlitzer-Katalog

Vom Akkordeon bis zur Zither, von der Bassklarinette bis hin zum Klavierhocker - bei Wurlitzer bekommt man alles, was sich per Post verschicken lässt. Schließlich beginnt das Unternehmen von Franz Rudolph Wurlitzer damit, eigene Pianos und riesige Orgeln fürs Theater und das junge Kino zu bauen.

Als Franz Rudolph Wurlitzer 1914 stirbt, hinterlässt er mehr als nur ein gut gehendes Musikalien-Imperium - der Name Wurlitzer wird im 20. Jahrhundert zum Synonym für gleich mehrere musikalische Erfindungen wie etwa die Jukebox und ein legendäres elektrisches Piano.

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