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Serie - Opernberufe Handwerker in der Opern-Werkstatt

Riesige Wände, ganze Burgen und Schiffe, Treppen und Felsen, Monumentalgemälde und Tierimitate: Je nach Regisseur und Bühnenbildner kann die Bühnenausstattung für das gespielte Werk bunt, kurios, gewaltig sein. Vom Bühnenbildner stammt die Idee, aber bis zum fertigen und bespielbaren Bühnenbild ist es noch ein weiter und oft kniffliger Weg. Die Verantwortlichen bleiben dabei immer anonym, kaum einer im Publikum weiß, wer sich hinter den spektakulären Bühnenwelten verbirgt.

Bühnenbild zur Inszenierung von Mariottes "Salomé" am Prinzregententheater München | Bildquelle: A.T. Schaefer

Bildquelle: A.T. Schaefer

"Hier gibt es fünf Gewerke: Das sind Schreiner, Schlosser, Bühnenmaler, Bühnenplastiker und Raumausstatter" so klärt Werkstattleiter Mathias Kaschube auf, wer eigentlich an der Bayerischen Staatsoper für die Kulissen mit anpackt. Die oft magischen Kulissen entstehen im Gewerbegebiet der Gemeinde Poing rund 20 km östlich von München - auf einer Fläche von rund 10.000 Quadratmetern. Am Beginn der Arbeit für jede Kulisse steht der Kontakt mit dem Bühnenbildner. Der muss dann etwa neun bis zehn Monate vor der Premiere etwas Konkretes abliefern. Zumindest theoretisch.
Die Vorstufen mit Werkstattzeichnung und Modell - beides im Maßstab 1:25 - gibt es heute in der Regel nicht mehr. "Dann kommt halt irgendwas", sagt Mathias Kaschube. "Und danach geht es in eine Phase, wo der Konstrukteur übernimmt. Das ist ein Festangestellter des Hauses, davon gibt es bei uns drei. Der Konstrukteur entwickelt ein Konzept, Baupläne und Zeichnungen, nach denen das Objekt dann hergestellt werden kann."

Konstruktion mit Stahl

Mittlerweile geht es bei der Konstruktion eher grob und groß zu: Früher wurde für das Bühnenbild fast nur gemalt, heute wird in erster Linie gebaut. "Es ist hauptsächlich Stahl, den wir verbauen", sagt Mathias Kaschube. "Das geht durchaus in den 10-Tonnen-Bereich - was man aber am Ende nicht mehr sieht." Bei der Arbeit mit Stahl ist vor allem die Schlosserwerkstatt und ihr Meister Hans Godec gefragt. "Man arbeitet am aktuellen Stück, bereitet das nächste vor, vielleicht die Bauprobe für das übernächste. Das letzte ist aber auch noch nicht ganz fertig, und dann kommt noch eine Reparatur dazu, und so arbeitet man oft an vier oder fünf Stücken gleichzeitig", erläutert Hans Godec seinen arbeitsreichen Alltag.

Ausstatter und Plastiker

Ein Blick von der Hinterbühne in den Zuschauerraum des Theaters am Gärtnerplatz in München | Bildquelle: picture-alliance/dpa Hinterbühne des Theaters am Gärtnerplatz in Münche | Bildquelle: picture-alliance/dpa Ähnlich geht es eine Halle weiter zu: Dort liegt ein riesiger Rundprospekt auf dem Boden ausgebreitet, 20 auf 10 Meter. Dies ist das Reich von Raumausstatter-Meister Norbert Kain. "Wir machen alles, was mit Stoff zu tun hat. Wir nähen Bodentücher, bespannen Kulissenwände, beziehen Möbel." Nicht nur: Hier liegt auch der künstliche Körper eines Tierimitats. Ein geschächtetes Schaf, dessen Halsschnitt noch korrekt genäht werden will. Oder ein 50 Meter-Seil aus Rosshaar.
Dann gibt es noch die Plastiker: "Theaterplastiker müssen grob gesagt alles machen, was der Schlosser, der Schreiner und der Raumausstatter nicht können", erklärt Mathias Kaschube. Sie arbeiten mit Styropor, mit PU-Schaum.

Früher bestand Kulisse fast nur aus Malerei.
Werkstattleiter Mathias Kaschube

Der eigentlich klassische und traditionsreichste Beruf hinter den Opernkulissen ist jedoch der des Theatermalers. "Früher bestand Kulisse fast nur aus Malerei", so Kaschube - aber: Zur großformatigen Kulissenmalerei kommt es heute kaum noch. In modernen Inszenierungen setzt man stattdessen auf wirkungsvolle Oberflächenstrukturen. "Zum Beispiel irgendwelche wilden, abstrakten Sachen sind sehr interessant", erläutert Theatermaler Christian Wirz. "Wir haben Kulissenwände gehabt, die wir mit einer lehmartigen Masse beschmiert haben, damit sie hinterher aussahen wie fließender Lehm." Christian Wirz hat seine Ausbildung zum Theatermaler an der Deutschen Oper Berlin absolviert und ist mittlerweile in München beschäftigt. Vor allem die Maluntergründe haben sich in den letzten Jahrzehnten verändert - Folien, Gewebe, Holz, Kunststoff. "Wir hatten jetzt ein Bühnenbild, für das die Kulissenwände mit Metallplatten belegt wurden, weil man auf diese Art ganz spezielle Effekte erzielen kann. Das ist auch eine spannende Aufgabe!"

Kuchen nach der Premiere

Am Ende gehen die meisten Handwerker der Opern-Werkstatt in die Generalprobe und schauen sich an, was aus ihrer Arbeit geworden ist. "Schön ist, wenn nach der Premiere die Bühnenbildner zu uns kommen und sich bedanken", erzählt Schlosser Hans Godec. "Vielleicht bringen sie auch noch einen Kuchen vorbei. Das ist schon ein schönes Ritual, auch wenn es nicht alle machen."

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