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Serie - Opernberufe Der Korrepetitor

Welche Berufe gibt es eigentlich an der Oper neben dem der Primadonna und des Dirigenten? Und wie wird man Souffleuse? In dieser Folge geht es um den Korrepetitor, der mit viel Diplomatie, Flexibilität und psychologischem Geschick die Sänger begleitet.

Korrepetitor bei einer Operettenprobe | Bildquelle: imago/DRAMAberlin.de

Bildquelle: imago/DRAMAberlin.de

Opernberufe

Der Korrepetitor

Mit den 88 Tasten seines Klaviers ersetzt der Korrepetitor ein komplettes Opernorchester. Der Korrepetitor ist für den Sänger so etwas wie ein Personal Trainer: Er kümmert sich um das musikalische Erarbeiten einer neuen Rolle. Er widmet sich zudem der korrekten Aussprache des Operntextes, schließlich soll man ja verstehen, wovon gesungen wird. Die Bayerische Staatsoper beschäftigt sechs Korrepetitoren. Eine von ihnen ist Sophie Raynaud. Ihr Fachgebiet: französisches Repertoire. Und es kann vertrackt sein, einem Sänger französische Vokale beizubringen.

Partitur im Kopf

Der Sänger Igor Tsarkov bespielsweise ist Russe. In seiner Muttersprache sitzt das „O“ weit hinten im Mundraum. Es ist geschlossener als im Französischen. Sophie Raynaud erarbeitet mit ihm die Rolle des Offiziers aus Francis Poulencs „Dialog der Karmelitinnen“. Behutsam lockt sie das "O" an die richtige Stelle. "Als er kam, waren alle Vokale falsch", sagt Raynaud. "Und dann habe ich angefangen, Linie für Linie den Text zu sagen, ganz ruhig." Im nächsten Level macht Sophie Raynaud den Sänger dann mit der Partitur vertraut. Sie hat genau im Kopf, welcher Part am Klavier später bei der Orchesterprobe von welchen Instrumenten übernommen wird.

Einfühlsamkeit ist gefragt

Der getreue Korrepetitor | Bildquelle: Kurt Goetz aus "Der getreue Korrepetitor" von Kurt Goetz | Bildquelle: Kurt Goetz Neben der phonetischen und der musikalischen Kompetenz brauchen Korrepetitoren auch psychologisches Gespür. Schließlich besteht eine ihrer wichtigsten Aufgaben darin, Kritik anzubringen. Korrepetitor Donald Wages verfügt über eine dafür äußerst nützliche Portion Freundlichkeit - wenn er etwa den Sänger auf klangliche Unvollkommenheiten hinweist. Denn trotz seiner kritischen Grundeinstellung sieht sich Donald Wages nicht als einer, der dauernd nur böse Botschaften überbringt. "Grundsätzlich gilt in unserem Beruf: Man muss Sänger lieben - und das tun wir auch", sagt er. "Ich habe 10 Millionen Gesangsstunden begleitet. Ich liebe den Klang einer Stimme."

Man muss Sänger lieben - und das tun wir auch
Donald Wages

Eigene musikalische Ansätze oder gar Interpretationen liegen in der Regel nicht im Kompetenzbereich des Korrepetitors. Er ist eher so etwas wie die „Exekutive des Dirigenten“ - und den könnten zu viele eigene Ideen des Korrepetitors durchaus stören.

Jederzeit einsatzbereit

Die Tugenden des Korrepetitors sind Diplomatie, Flexibilität, Perfektion, Improvisationstalent, Präzision und Taktgefühl. An der Bayerischen Staatsoper sind Korrepetitoren fest angestellt und haben einen sogenannten "Normalvertrag Solo" mit einer Gage, die sich an den tariflichen Vereinbarungen orientiert. Besonders an dem Vertrag ist, dass bei Tag und Nacht sowie am Wochenende gearbeitet werden darf - ohne besondere Zuschläge.

Autorität im Hintergrund

Der Korrepetitor hat eine Pianistenausbildung, manche haben auch ein Dirigierstudium absolviert oder Komposition studiert. Die Anforderungen des musikalischen Repertoires, das er beherrschen muss, sind sehr hoch. Früher musste ein Korrepetitor sogar das Pariturspiel beherrschen, heute liegen meist Klavierauszüge vor. Doch auch diese spielen sich nicht von selbst.

Am Abend der Premiere tritt der Korrepetitor nicht ins Rampenlicht. Er verfolgt die Vorstellung hinter dem Vorhang und mitunter schlottern ihm durchaus die Knie, während "sein" Schützling auf der Bühne singt. Doch oft besteht dazu kein Grund, denn im Idealfall sind alle kritischen Stellen bestens vorbereitet. Und der Idealfall ist meist auch der Normalfall.

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