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Serie - Opernberufe Der Generalmusikdirektor

Welche Berufe gibt es eigentlich an der Oper neben dem der Primadonna und des Dirigenten? Was macht eigentlich ein Korrepetitor? Und wie wird man Souffleuse? Marcus Bosch ist von Beruf "Generalmusikdirektor" - kurz: GMD - am Staatstheater Nürnberg.

Marcus Bosch | Bildquelle: Thomas Niedermüller 2014

Bildquelle: Thomas Niedermüller 2014

Wie wird man als - zumeist junger - Dirigent heutzutage Generalmusikdirektor? Zunehmend bekämen junge Quereinsteiger eine Chance, die vom Theaterbetrieb noch nicht so abgeschliffen seien, so die Einschätzung von Marcus Bosch - vorausgesetzt natürlich "sie können ein Orchester begeistern". Schließlich haben die Musiker immer Mitsprache bei der Berufung. Oder der Kandidat macht die Ochsentour durch die Provinz, bei der er seine Erfahrungen sammelt. "Ich bin den ganz klassischen Weg gegangen", sagt Marcus Bosch. "Zwei Jahre Repetitor mit Dirigierverpflichtung. Vier Jahre Zweiter Kapellmeister. Dann hatte ich mal eine erste kleine Chefstelle parallel in der Schweiz und war Erster Kapellmeister beim Konzertorchester in Halle, was für mich genial war, um Repertoire zu sammeln. Dann zwei Jahre Erster in Saarbrücken - und schließlich kam der Ruf nach Aachen. Damals war ich zu dem Zeitpunkt der jüngste GMD."

Prall gefüllte Arbeitswoche

Marcus Bosch | Bildquelle: picture-alliance/dpa Marcus Bosch | Bildquelle: picture-alliance/dpa An erster Stelle steht für einen Generalmusikdirektor natürlich die Arbeit mit den Sängern. Das betrifft nicht nur die reine Realisierung des Notentexts, sondern auch pragmatische Entscheidungen über Lautstärke und die räumliche Distanz, die zwischen Sängern und Orchester herrschen muss, damit das klangliche Ergebnis im jeweiligen Opernhaus optimal ist. "Man braucht vor allem Gestaltungskraft und Gestaltungsmut", sagt Marcus Bosch. "Man muss zuhören können und eine Richtung vorgeben, aber auch bereit sein, die Richtung zu ändern, wenn man sieht: In diesem Zusammenhang, mit diesen Personen ist ein anderer Weg besser."

Vor allem und zu allererst muss man natürlich Musiker sein.
Marcus Bosch

Doch die Proben mit Sängern und Orchester machen nur einen Teil seiner Arbeit aus. Denn der Generalmusikdirektor ist auch ein Manager, der Personal führen muss, Konflikte im Orchester zu lösen hat, Sänger für Aufführungen verpflichtet und Sponsoren sucht. Daher hat die Arbeitswoche von Marcus Bosch selten unter 70 Stunden.

Zur Geschichte des Berufs

Der Posten des Musikdirektors hat eine lange Tradition. Ursprünglich wurde allgemein der leitende Musiker einer deutschen oder österreichischen Stadt als Musikdirektor bezeichnet, was mit einer beamteten Stellung einherging. So war Johann Sebastian Bach Musikdirektor in Leipzig, Georg Philipp Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach in Hamburg, Robert Schumann in Düsseldorf. Früher waren es gekrönte Häupter, die diesen Titel verliehen. Heute erhalten Chefdirigenten besonders in größeren Städten, die sowohl für das Symphonieorchester als auch für das Theater bzw. die Oper verantwortlich sind, den Titel Generalmusikdirektor. Der Komponist Gaspare Spontini war der erste Träger dieses Titels; er wurde ihm 1819 in Berlin verliehen.

Angemessene Bezahlung nicht garantiert

Stimmt bei der beträchtlichen Arbeitsbelastung denn die Bezahlung? "Sie können davon ausgehen, dass es in den letzten Jahren extrem nach unten gegangen ist", meint Bosch. "Ich schätze, dass manche Theater, denen es nicht gut geht, inzwischen anfangen, einen GMD für 3.500 Euro brutto zu verpflichten. Das sind Häuser, bei denen es wirklich ums nackte Überleben geht. Da ist die Spanne zu Städten wie München und Hamburg natürlich extrem."

Trotz allem: Traumberuf

Das Gehalt ist natürlich wichtig - nicht zuletzt für das persönliche Selbstwertgefühl. Doch allein des Geldes wegen wird wohl niemand den Beruf des Generalmusikdirektors anstreben. Die Belohnung liegt auf anderer Ebene, weiß Marcus Bosch:

"Das ist ein absoluter Traumberuf. Man macht immer alles für den Moment des glücklichen Muszierens."

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