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Serie - Opernberufe Der Opernsänger

Heldentenor, Koloratursopran, Hochdramatische, Kavalierbariton oder lyrischer Mezzo - das sind nur einige Bezeichnungen für die verschiedenen Typen von Opernsängern. Und genauso vielschichtig und individuell wie die Stimmfächer sind die Sängerpersönlichkeiten an den Opernhäusern.

Szenenbild Gärtnerplatztheater Ann-Katrin Naidu | Bildquelle: Christian POGO Zach

Bildquelle: Christian POGO Zach

Serie Opernberufe

Der Opernsänger

Der Beruf Opernsänger birgt viele kleine und große Geheimnisse - das macht ihn so faszinierend. Auf jeden Fall gehört Mut dazu, diesen Berufsweg einzuschlagen: "Ich bin von Beruf Sänger", sagt Daniel Prohaska. "Genauer definieren, ob ich jetzt Opern-, Operetten- oder Musicalsänger bin, möchte ich gar nicht, weil ich diese Genregrenzen nie so eindeutig im Kopf hatte. Mein Stimmfach ist Tenor - das ist naturgegeben, daran kann man nicht viel ändern. Ziel für den Sänger ist es ja auch, im Laufe der Stimmbildung die eigene Stimme zu finden - wo man zu Hause ist und wo man wohnt."

Wichtig: passende Lehrer

Ja, auch Opernsänger haben ein klar partnerschaftliches Verhältnis zu ihrem Instrument. Auf jeden Fall braucht man einen passenden Lehrer und eine gute Ausbildungsstätte, um für den Beruf des Opernsängers gewappnet zu sein. Die Abiturientin Veronika Fischer-Ehrlich aus München hat soeben die Aufnahmeprüfung an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien bestanden. Nach drei Tagen Prüfungen in Musiktheorie, Schauspiel, mehreren Vorsingen und Konditionscheck war sie noch immer nicht durch mit den Prüfungen: "Zum Schluss gab es noch ein Interview, wo auch noch einmal alle Professoren dabei waren und mir Fragen gestellt haben, wie ich zu meinem Berufswunsch gekommen bin, warum ich Opernsängerin werden möchte, und ob für mich ein regelmäßiges Gehalt wichtig ist.“

Instinkt und Berufung

Der Bariton Johannes Kammler | Bildquelle: Michael Haggenmüller Der Bariton Johannes Kammler | Bildquelle: Michael Haggenmüller Veronika ist eine von acht Studienanfängern; über 60 TeilnehmerInnen waren bei der Prüfung dabei. Beim Vorsingen um eine Solistenstelle sieht die Konkurrenz nicht anders aus. Heike Grötzinger, Mezzosopranistin im Ensemble der Bayerischen Staatsoper, erklärt so das Phänomen der Berufung zum Opernsänger:  "Es gibt einen Instinkt, einen Ruf, dem folgst du, und dann zeigt sich das im weiteren Verlauf. Da gibt es nichts, was man allein im Kopf entscheiden kann. Dazu ist es auch ein zu verwegener Weg."
Verwegen und ein bisschen verrückt, oder eben süchtig nach Singen, das muss der Opernsänger sein. Wenn das Studium erfolgreich läuft, besteht die Möglichkeit, nach Bachelor und Masterabschluss in eines der internationalen Opernstudios aufgenommen zu werden. Diese sind begehrte Zwischenstationen vor dem echten Arbeitsleben, in dem es dann keinen kostenlosen Unterricht oder Workshops mehr gibt. Bariton Johannes Kammler ist Mitglied im Münchner Opernstudio und voller Tatendrang: "Man muss immer die hundertfünfzig Prozent als Ziel haben, um dann weit genug zu kommen. Man ist jung und kräftig, man möchte alles machen und hat kaum Geduld. Es kommt natürlich auch schon die eine oder andere Anfrage. Insofern ist es gefährlich für einen jungen Sänger, zu früh zu viel zu machen."

Ehrgeiz muss sein in diesem Beruf!
Johannes Kammler

Ein Engagement an einem kleineren Theater bedeutet, viele große und kleine Partien zu singen, und dies für ein bescheidenes, aber regelmäßiges Festgehalt um die 2.500 Euro brutto. Größere Häuser zahlen mehr, bieten aber oft nur kleine Partien. Der Bass Tarek Nazmi ist Solist an der Bayerischen Staatsoper. Eine solche Stelle ist natürlich begehrt, aber nicht leicht zu bekommen. "Solist zu sein bedeutet auch, viel alleine zu sein", sagt Nazmi. "Ich verbringe wahnsinnig viel Zeit mit dem Üben; der Job ist ja auch sehr leistungsbezogen. Wenn die Stimme nicht mehr so funktioniert, wie es der Norm am Haus entspricht, muss man seine Konsequenzen ziehen.“

Teamfähigkeit, Konzentration und Geduld

Ann-Katrin Naidu in Peter Grimes am Gärtnerplatztheater München | Bildquelle: Thomas Dashuber Ann-Katrin Naidu in Peter Grimes am Gärtnerplatztheater München | Bildquelle: Thomas Dashuber Sechs Wochen szenische Probenzeit sind bei einer Opern-Neuproduktion üblich. Die Sänger müssen dann hundertprozentig vorbereitet am Set erscheinen. Für OpernsängerInnen mit Familie ist das freiberufliche Gastieren äußerst schwierig. Ann-Katrin Naidu hat nach über 15 Jahren am Münchner Gärtnerplatztheater einen mittlerweile unkündbaren Arbeitsplatz - ein absolut selten gewordener Status. "Mir war es immens wichtig, dass ich versuche, wirklich viel für mein Kind da zu sein, aber auch dem Beruf nichts schuldig bleibe", sagt die Mezzosopranistin. "Es gelang mir deshalb so gut, weil ich das große Privileg hatte, am Gärtnerplatztheater einen Festvertrag zu bekommen. Man braucht Teamfähigkeit, Konzentration und auch Geduld, aber immer wieder die Liebe zur Musik. Das ist für mich das Entscheidende."

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