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Buchtipp – Katalog zur Beethoven-Ausstellung in Bonn "Beethoven. Welt. Bürger. Musik"

Der 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven sollte groß gefeiert werden. Wegen der Corona-Pandemie mussten aber zahlreiche Konzerte und Veranstaltungen abgesagt werden. Auch die große Beethoven-Ausstellung in der Bonner Kunsthalle wurde vorzeitig geschlossen. Allerdings gibt es ein aufwändig gestaltetes Begleitbuch dazu. Und das lohnt sich in jedem Fall, findet BR-KLASSIK.

Beethoven.Welt.Bürger.Musik. | Bildquelle: Wienand Verlag

Bildquelle: Wienand Verlag

Wann und wie die Wut über verlorenes Geld Ludwig van Beethoven gepackt hat, ist nicht klar – ebenso wenig, ob der Titel seines Klavierstücks "Wut über den verlorenen Groschen" tatsächlich von ihm abgesegnet wurde. Der Name stammt nämlich von Beethovens Sekretär Anton Schindler. Wütend konnte Beethoven in Geldangelegenheiten allerdings durchaus werden, etwa wenn für die Zahlungen des Fürsten Lichnowsky mehr von ihm verlangt wurde, als er sich das vorgestellt hat.

Begleitband dokumentiert auch Beethovens Wutanfälle

Als Beethoven sich weigerte für eine Gruppe französischer Offiziere beim Grafen aufzutreten, kam es zum Eklat in dessen Verlauf "Beethoven einen Stuhl ergriff, um ihn auf des Fürsten Kopf in seinem eigenen Hause zu zerbrechen, nachdem der Fürst die Zimmertür, die Beethoven nicht aufmachen wollte, zertreten hatte." Das schreibt Beethovens Schüler Ferdinand Ries in einem Brief – nachzulesen in Verena Großkreuz' Essay über "Beethoven und das Geld" im Begleitbuch zur großen Bonner Beethoven-Ausstellung.

Abgebildet ist dazu auch der originale Rentenvertrag, den Beethoven mit drei Wiener Adligen ausgehandelt hat oder ein Blatt aus Beethovens Haushaltsbuch mit originalen Eintragungen Beethovens – und eine Steuermahnung.

Hatte Beethoven eine Rechenschwäche?

"Ich bin in größter Geldverlegenheit – Alle Noten bringen mich nicht aus den Nöten…", schrieb Beethoven in einem Brief. Arm war Beethoven indes nie, er hatte nur ein etwas eigenartiges Verhältnis zum Geld und wie Verena Großkreuz konstatiert: eine Rechenschwäche. "Beethoven brauchte viel Geld, obschon er wenig Gutes und Ordentliches dafür genoss, denn er lebte sehr einfach", berichtet Ferdinand Ries. Aber er beschäftigte zwei Dienstboten. Wie die zu verköstigen waren, auch darüber gibt es ein Schriftstück aus Beethovens Hand in dem Katalog.

Heiligenstätter Testament, Autographe und Skizzen

Ludwig van Beethoven, Brief an seine Brüder Kaspar Karl und Johann, Heiligenstadt, vom 6. und 10. Oktober 1802 (Heiligenstädter Testament), Abschrift | Bildquelle: Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer Bildquelle: Beethoven-Haus Bonn, Sammlung H. C. Bodmer Neben solchen Einblicken in das praktische Leben Beethovens enthält das überaus schön und aufwendig gestaltete Buch selbstverständlich auch jede Menge Briefe wie das berühmte Heiligenstätter Testament, zahlreiche Kompositions-Autographe wie die erste Seite der "Eroica" mit der ausradierten Napoleon-Widmung, Skizzen und Entwürfe sowie Beethoven-Porträts. Eine Zeichnung zeigt Beethoven mit Notizpapier und Bleistift unterwegs, denn musikalische Ideen kamen dem Komponisten auch beim Spazierengehen oder im Gasthaus.

Kurz und bündig

Dieses Buch ist wie geschaffen …
… für Ausstellungsmuffel, die aber trotzdem nichts verpassen möchten.

Dieses Buch liest man am besten …
… mit einem Stapel Beethoven-CDs neben sich.

Dieses Buch hat gefehlt, weil …
… es eine hervorragende Verbindung von Bildern und Texten bietet und so Beethovens Leben lebendig werden lässt.

Beethoven - der Unangepasste

Spannend sind außerdem die Eintragungen in den berühmten Konversationsheften, die Beethoven aufgrund seiner zunehmenden Taubheit führte und die uns heute einiges von seinen Lebensumständen verraten. Oder unbekannte Zeichnungen und Bildnisse von Beethoven, etwa wie er im Cafehaus Pfeife rauchte.

Beethoven und Goethe treffen sich in Teplitz, 1812 | Bildquelle: picture alliance / akg Bildquelle: picture alliance / akg Und jenes Bild, das die Begegnung zwischen Beethoven und Goethe in Teplitz schildert: Das österreichische Kaiserpaar schlendert an den beiden Künstlern vorbei. Während Goethe den Hut zieht und sich tief verbeugt, geht Beethoven kurz grüßend einfach weiter. "Zusammengefasster, energischer, habe ich noch keinen Künstler gesehen. Ich begreife recht gut, wie er gegen die Welt wunderlich stehn muss…", schreibt Goethe danach über Beethoven. Welch unangepasster und unabhängiger Geist Beethoven war, vermittelt dieses Ausstellungs-Buch auf ganz besondere Weise und ersetzt so, wenn auch unbeabsichtigt, sogar den Besuch der Bonner Ausstellung.

Infos zum Buch

"Beethoven. Welt. Bürger. Musik."
Katalog zur Ausstellung in der Bundeskunsthalle Bonn, 2019/2020
Wienand-Verlag
264 Seiten
Preis: 39,80 Euro

Informationen zur Ausstellung finden Sie hier.

Sendung: "Piazza" am 2. Mai 2020, 08.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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