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Album der Woche – Beatrice Rana Klavierkonzerte von Clara und Robert Schumann

Wer das Klavierkonzert von Clara Schumann bislang als eher schwache Talentprobe einer 14-jährigen Pianistin abgetan hat, kommt beim Hören der Interpretation von Beatrice Rana aus dem Staunen nicht heraus: So viel Ausdruckswille, so viel Eigensinn, so viel Empfindungskraft steckt in diesem Stück! Auch das populäre Klavierkonzert von Ehemann Robert entfesselt bei Beatrice Rana und dem hellwachen Chamber Orchestra of Europe unter dem Energiebündel Yannick Nézet-Séguin ein emotionales Feuerwerk zwischen Pranke und Samtpfote. Romantik pur!

CD-Cover Beatrice Rana spielt Clara und Robert Schumann | Bildquelle: Warner

Bildquelle: Warner

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Die italienische Pianistin Beatrice Rana, gerade 30 geworden, ist eines der größten Talente unter den jungen Tastenvirtuosinnen. Immer ist bei ihr ein starkes Ausdrucksbedürfnis zu spüren – egal ob sie Bach oder Chopin spielt, Ravel oder Bernstein. Auf ihrem aktuellen Album kombiniert Beatrice Rana die Klavierkonzerte von Clara und Robert Schumann. Als Partner für dieses Projekt hat sie sich den kanadischen Pultstar Yannick Nézet-Séguin und das Chamber Orchestra of Europe ins Boot geholt, die eine langjährige Zusammenarbeit verbindet.

Kurz und bündig

Dieses Album wird lieben …
… wer ein offenes Ohr hat für den zutiefst romantischen Ausdruckswillen einer Komponistin, die seinerzeit nur als Pianistin anerkannt war.

Dieses Album muss man haben, weil …
… es neben einer erfrischenden Lesart von Robert Schumanns Standardwerk die bislang beste Interpretation des Klavierkonzerts von Clara Schumann bietet.

Dieses Album lohnt sich, weil …

… die direkte Gegenüberstellung der Klavierkonzerte von Clara und Robert Schumann spannende Vergleiche erlaubt.

Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… Beatrice Rana und Yannick Nézet-Séguin das gesamte emotionale und dynamische Spektrum dieser feinnervigen Musik ausloten.

Dieses Album hört man am besten …
… in schönster Zweisamkeit.

Was für ein Anfang! Robert Schumann wirft uns sofort hinein in sein Klavierkonzert: Ein Orchesterschlag – und das Klavier übernimmt mit scharf punktierten Akkordfolgen. Beatrice Rana stürzt sich mit Verve in diese vollgriffigen Einleitungstakte, um dann gleich in den lyrischen Modus zu wechseln, wie er für Schumann so typisch ist. Clara Schumann braucht in ihrem Klavierkonzert etwas länger bis zum Soloauftritt, den sie für sich als Pianistin maßgeschneidert hat – an Temperament kann sie es als Komponistin mit Robert allemal aufnehmen!

Zweimal a-Moll

Zwei Klavierkonzerte in a-Moll, beide hat Clara Schumann uraufgeführt: ihr eigenes unter Mendelssohn 1835 in Leipzig, das von Robert zehn Jahre später in Dresden – dazwischen endlich die juristisch erkämpfte Hochzeit 1840. In ihrem einzigen Orchesterwerk geht Clara originelle Wege. Der langsame Satz ist eine zauberhafte Romanze à la Chopin für Klavier solo, bis dann doch noch ein einsames Cello als Begleitinstrument dazukommt. Die besondere Poesie dieses Augenblicks kostet Beatrice Rana mit innigster Empfindung aus.

Musik eines romantischen Künstlerpaares

Robert Schumann hat den Mittelsatz seines Klavierkonzerts als Intermezzo gedacht – und versetzt darin das Klavier in einen koketten Dialog mit dem Orchester. Doch dann setzen auch bei ihm die Celli mit einer schwungvollen Kantilene ein. Zufall? Wer will das glauben.

Beatrice Rana hat ein besonderes Sensorium für die feinnervige Musik dieses romantischen Künstlerpaares. Ihr Ausdruckswille und ihre Empfindungskraft sind grenzenlos, zwischen Pranke und Samtpfote findet sie eine ganze Welt von Zwischentönen. Und für den federnden Drive, die knackigen Akzente und dynamischen Kontraste sorgt Yannick Nézet-Séguin am Pult des Chamber Orchestra of Europe, das den perfekt historisierenden Sound beisteuert.

Beatrice Rana mit starken Interpretationen

Klar, die beiden Klavierkonzerte von Clara und Robert Schumann sind nicht vergleichbar. Aber wer Claras Werk bislang als eher schwache Talentprobe einer 14-jährigen Pianistin abgetan hat, erlebt in dieser starken Interpretation geradezu eine Rehabilitierung des Stücks. Und im Gegensatz zu Robert, der im Finale zu A-Dur wechselt, bleibt Clara bis zum Schluss bei a-Moll – auch ein Statement!

Infos zur CD

„Clara und Robert Schumann – Klavierkonzerte“

Clara Schumann: Klavierkonzert a-Moll op. 7
Robert Schumann: Klavierkonzert a-Moll op. 54
Robert Schumann / Franz Liszt: „Liebeslied“ nach der „Widmung“ aus den „Myrthen“ op. 25 Nr. 1

Beatrice Rana (Klavier)
Chamber Orchestra of Europe
Yannick Nézet-Séguin (Leitung)

Label: Warner Classics

Sendung: "Piazza" am 4. Februar 2023 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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