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Album der Woche – Ludwig van Beethoven Die Klavierkonzerte mit Alexander Lonquich

"Freiheit über alles lieben" - das war das Motto von Ludwig van Beethoven. Auch politisch. Aber vor allem als Künstler. Seine fünf Klavierkonzerte zeigen Beethovens Entwicklung exemplarisch. Der deutsche Pianist Alexander Lonquich hat sie nun mit dem Münchener Kammerorchester neu eingespielt.

Bildquelle: ECM

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Beethoven war ein Revolutionär. Diesen Satz hört und liest man oft. Und er stimmt ja auch. Allerdings stecken darin eine ganze Reihe von Abern. Beethoven war ein Revolutionär, aber. Nicht nur kannte er ganz genau die Tradition. Sondern er war auch, bei aller Radikalität, ein ziemlich geschickter Verkaufsstratege in eigener Sache. Schließlich wollte er das Publikum erobern, nicht verprellen. Auch politisch hatte Beethoven Sympathien für die Revolution, er wollte Freiheit von Fürstenwillkür. Nach heutigen Begriffen würde man vielleicht sagen: Ein Linksliberaler. Aber er hasste Napoleons Revolutionsarmee, als die in Österreich einmarschierte. Den Lärm der Militärmusik kann man im fünften Klavierkonzert hören, das im Englischen den etwas irreführenden Beinamen "Emperor" trägt. Bei aller Fürstenkritik achtete Beethoven bezeichnenderweise sorgfältig darauf, seine lukrativen Beziehungen zu den politisch reaktionären Habsburgern nicht zu gefährden. Eben ein Revolutionär, der immer ganz genau wusste, bis wohin er zu weit gehen durfte. Wie er dazu wurde, das kann man in wunderbar konzentrierter Form an Beethovens fünf Klavierkonzerten verfolgen.

Pianist und Dirigent in Personalunion

In den beiden ersten Konzerten gibt Lonquich zusammen mit Beethoven seine Visitenkarte ab als Virtuose. Schließlich trat Beethoven selbst mit diesen Stücken auf. Und erweiterte dafür die technischen Möglichkeiten des Klaviers enorm: Vollgriffig, voluminös im Klang und strahlend brillant in den schnellen Passagen. Spieltechnisch versucht Beethoven von vornherein, seinen Vorgänger Mozart, der in Sachen Klavierkonzert die Maßstäbe gesetzt hatte, zu übertrumpfen. Aber erst mit dem dritten Konzert, dem einzigen in Moll, geht er endlich auch musikalisch so in die Tiefe, wie er es in seinen Klaviersonaten und Streichquartetten längst getan hatte. Beethoven wusste eben, was er wann welchem Publikum zumuten konnte.

Bruch mit allen Konventionen

Wirklich radikal auch als Komponist wird Beethoven erst im vierten Konzert. Hier bricht er mit allen Konventionen. Hier spricht ein radikaler Individualist, der im zweiten Satz einen fast verstörend intensiven Einblick in seine zerrissene Seele gibt. Alexander Lonquich spielt das mit berührender Innigkeit. Sein Pianissimo ist atemberaubend, seine Melodien sprechen mit Nachdruck und zugleich wunderbar natürlich in der Phrasierung. Auch als Dirigent meistert er, vom Klavierhocker aus, manchmal davon aufspringend, die langen symphonischen Passagen exzellent.

Alexander Lonquich, ein großer Beethoven-Interpret

Das Münchner Kammerorchester agiert lebendig und durchsichtig als hellwacher Partner. Auch wenn man, kleiner Schönheitsfehler, ein paar Bläserakkorde noch etwas besser ausstimmen könnte. Lonquich musiziert nicht thesenschwer, aber in historischer Spielpraxis bestens informiert. Den schlanken und zugleich scharfkantigen Klang der historischen Aufführungspraxis führt er zu einer souveränen Synthese mit der reichen Palette des modernen Steinway-Flügels. Diese Gesamteinspielung unterstreicht seinen Rang als großer Beethoven-Interpret. Beethoven, der umsichtige Revolutionär, ist hier ganz auf der Höhe der Gegenwart.

Infos zur CD

Ludwig van Beethoven:
Die Klavierkonzerte

Münchner Kammerorchester
Solist und Leitung: Alexander Lonquich

Label: ECM

Sendung: "Piazza" am 9. November 2024 ab 8.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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