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CD - Franz Xaver Richter Mehr als Mannheimer Schule

Franz Xaver Richter ist ein bedeutender, aber heute nur noch wenig beachteter Vertreter der Mannheimer Schule. In seiner ganzen Vielfalt entdecken lässt er sich jetzt mit dem Tschechischen Ensemble Barock.

CD-Cover: Franz Xaver Richter - Te Deum 1781, Oboenkonzert, Sinfonia Nr. 52 | Bildquelle: © Supraphon

Bildquelle: © Supraphon

Der CD-Tipp zum Nachhören

Franz Xaver Richter war einer der bedeutendsten Vertreter der berühmten Mannheimer Schule. Der Musiker aus Mähren spielte nicht nur über zwanzig Jahre lang die Violine in der Mannheimer Hofkapelle. Er sang auch als Bass in der Hofoper des Kurfürsten Karl Theodor. Und als Komponist schuf er in dieser Zeit vorrangig symphonische Werke, die alles haben, was den galanten Mannheimer Stil an der Nahtstelle zwischen Barock und Klassik ausmachte: Abwechslung, Kontraste, Überraschungen und ein ganz besonderer Orchesterklang.

Wenig beachtet

Da erscheint es ziemlich ungerecht, dass Franz Xaver Richter heute zu den wenig beachteten Komponisten der Mannheimer Schule zählt. Andere der damaligen Stars wie Johann Stamitz, Ignaz Holzbauer oder Christian Cannabich haben ihm längst den Rang abgelaufen. Wolfgang Amadeus Mozart, der ein ziemliches Lästermaul sein konnte, dürfte daran nicht ganz unschuldig gewesen sein. Er hatte den 78-jährigen Richter noch persönlich kennengelernt und als heftigen Trinker denunziert. Etliche andere Zeitgenossen, wie der erste Bach-Biograph Johann Nikolaus Forkel, lobten Richter etwa als "sehr guten Contrapunktist und Kirchenkomponist". Aber was wiegt das schon gegen ein despektierliches Bonmot von Mozart?

Glanzstück der Mannheimer Schule

Den geschmähten, wenig beachteten, aber absolut hörenswerten Franz Xaver Richter neu entdecken, kann man jetzt beim Label Supraphon. Das Tschechische Ensemble Barock, ein seit zwanzig Jahren existierendes, hervorragendes Originalklangensemble, hat gerade die dritte und wie ich finde bislang schönste CD mit Werken Richters aufgenommen. Denn sie zeigt die ganze Vielfalt des Komponisten. Da gibt es zum einen die strahlende Sinfonia Nr. 52 mit kraftvollem Einsatz von Naturhörnern und Trompeten, die ein Glanzstück der Mannheimer Schule darstellt. Zum anderen wird der weniger bekannte Komponist von Solokonzerten vorgestellt. Sein ausdrucksvolles Oboenkonzert, von Luise Haugk klangschön auf der Barockoboe interpretiert, besticht durch Ausgewogenheit und seelenvolle Virtuosität.

Kapellmeister des Straßburger Münsters

Am Staunenswertesten ist aber das noch nie zuvor aufgenommene Te Deum von 1781. Denn als Vokalkomponist wird Franz Xaver Richter kaum wahrgenommen. Dabei war er nach seiner Mannheimer Zeit noch zwanzig Jahre lang Kapellmeister des Straßburger Münsters, wo er hauptsächlich Kirchenmusik komponierte. Ein Gotteslob voller Abwechslung, Festlichkeit und Freude. Vom Vokalensemble des Tschechischen Ensembles Barock nicht perfekt, aber mit selbstbewusster Fröhlichkeit mitreißend interpretiert. Wer Richter in seiner Reichhaltigkeit kennenlernen möchte, liegt mit dieser CD goldrichtig.

Franz Xaver Richter - Te Deum 1781, Oboenkonzert, Sinfonia Nr. 52

Tschechisches Ensemble Barock
Leitung: Roman Válek
Label: Supraphon

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 1. April 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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