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CD - Was Mozart inspirierte Violinkonzerte von "Il Boemo" Josef Myslivecek

Der Böhme Josef Myslivecek stieg zum bestbezahlten Star der italienischen Oper auf und fiel tief. Mit nur 43 Jahren starb er verarmt an der Syphilis. Die Geigerin Leila Schayegh und das Collegium 1704 haben Violinkonzerte und Sinfonien eingespielt und zeigen, was Mozart von Myslivecek lernte.

CD-Cover: Josef Myslivecek - Violinkonzerte, Sinfonia, Ouvertüre | Bildquelle: © Accent

Bildquelle: © Accent

Der CD-Tipp zum Nachhören

Ein Leben wie ein Roman. Der hochmusikalische Müllermeister Josef Myslivecek verließ die elterliche Mühle, bekam von einem Gönner eine Italienreise bezahlt und avancierte dort zum umjubelten Star der Oper und der italienischen Sinfonie. Myslivecek, den die Italiener wegen seines schwer auszusprechenden Namens liebevoll "Il Boemo - Der Böhme" nannten, war zeitweise der bestbezahlte Opernkomponist Italiens. Er feierte Erfolg auf Erfolg, lebte in Saus und Braus und verführte so manch eine Primadonna. Dann kam der Absturz. Myslivecek erkrankte an der Syphilis, verlor nach einer Operation seine Nase, erntete nur noch Misserfolge und starb völlig verarmt mit nur 43 Jahren in Rom.

Renaissance von Josef Myslivecek

Danach geriet Josef Myslivecek in Vergessenheit. Seine rund 30 Opern wurden nicht mehr gespielt. Ebenso seine 50 Sinfonien, 15 Konzerte und zahlreichen Kammermusikstücke. Doch seit einigen Jahren gibt es eine Renaissance des ungemein fleißigen und beachtenswerten Böhmen. Der neueste Wiederbelebungsversuch stammt von Václav Luks und seinem Prager Barockorchester Collegium 1704. Zusammen mit der schweizerischen Geigerin Leila Schayegh haben die Tschechen drei seiner Violinkonzerte und zwei seiner kurzen Symphonien eingespielt. Ein absolut bezauberndes Album. Wer hier nicht zum Myslivecek-Sympathisanten wird, dem ist nicht zu helfen.

Freundschaft mit Mozart

Was Myslivecek an betörenden Melodien, drängenden Rhythmen, einfallsreicher Dynamik, dramatischer Intensität und musikalischen Überraschungen zu bieten hat, ist wirklich aller Ehren wert. Kein Wunder, dass der junge Mozart den knapp zwanzig Jahre älteren Myslivecek nicht nur schätzte, sondern auch lange mit dem charmanten Böhmen befreundet war. Mozart studierte dessen Kompositionen und ließ sich von ihnen inspirieren. Man muss nur Mysliveceks hier aufgenommenes Violinkonzert in D-Dur mit Mozarts Violinkonzerten Köchel-Verzeichnis 218 und 203 vergleichen, um die stilistischen Ähnlichkeiten zu erkennen. Die hervorragende Geigerin Leila Schayegh spielt die technisch hoch anspruchsvollen Violinkonzerte virtuos und mit großem Feuer. Und Václav Luks Collegium 1704 begleitet sie mit viel Pepp und Spielfreude. Wer die Musik der klassischen Epoche liebt, sollte in seinem CD-Regal zwischen den Großmeistern Haydn und Mozart unbedingt ein Plätzchen für Myslivecek freimachen. Er hat es verdient.

Josef Myslivecek: Orchesterwerke

Violinkonzerte D-Dur, E-Dur und A-Dur
Sinfonia E-Dur
Ouvertüre Nr. 2 A-Dur

Leila Schayegh (Violine)
Collegium 1704
Leitung: Václav Luks

Label: Accent

Sendungsthema aus "Tafel-Confect" vom 27. Mai 2018, 12.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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