Er darf bei kaum einer Trauung fehlen: der "Hochzeitsmarsch" von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Komponiert hat er ihn im Auftrag des preußischen Königs, und zwar für eine Aufführung von Shakespeares "Sommernachtstraum". Nun hat das Freiburger Barockorchester unter der Leitung von Stardirigent Pablo Heras-Casado Mendelssohns gesamte Schauspielmusik zu diesem Shakespeare-Stück aufgenommen.
Bildquelle: Harmonia Mundi
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Schon der Beginn klingt magisch: die feinsilbrigen Flöten, der Mondschimmer der anderen Holzbläser, das geisterhafte Wispern und Wuseln der Streicher, das unvermittelte Hineinkrachen von Pauken und Trompeten.
Mendelssohns Musik zu Shakespeares "Sommernachtstraum" war schon immer ein bezauberndes Stück. Noch zauberhafter wird es mit den historischen Instrumenten des Freiburger Barockorchesters. Schon lange ist das Originalklangensemble nicht nur im Barock, sondern auch in der Romantik zu Hause. Da spielen die Streicher mit Darmsaiten, da hat jedes Blasinstrument seine besondere Bauart und seinen individuellen Charakter – bis hin zur sogenannten Ophikleide, einer altertümlichen Mischung aus Fagott und Tuba.
Nicht nur die Ouvertüre und die üblichen Hits, wie das flirrende Scherzo oder den unverwüstlichen Hochzeitsmarsch, hat das Freiburger Barockorchester aufgenommen, sondern die gesamte Bühnenmusik, die Mendelssohn 1843 im Auftrag des preußischen Königs komponiert hat, für eine Inszenierung des Dichters Ludwig Tieck. Also auch jene Stücke, wo die Musik wie ein Filmsoundtrack die gesprochene Bühnenhandlung begleitet.
Der Schauspieler Max Urlacher spielt sie alle: den Gnom Puck, den Elfenkönig Oberon, sogar die Feenkönigin Titania. Und er macht das so gekonnt, dass man tatsächlich unterschiedliche Personen zu hören meint. Nur die Handlungszusammenfassungen dazwischen, im schnoddrigen Deutsch von heute, die im Konzert sicher für ein Schmunzeln sorgen, hätte man sich für die CD gern sparen können. Dass die Aufnahme auf diversen Live-Mitschnitten beruht, erweist sich musikalisch allerdings als klarer Vorteil.
So lebendig, so plastisch, auch so humorvoll hat man Mendelssohns Sommernachtstraum selten gehört. Pablo Heras-Casado am Dirigentenpult wählt nicht einfach bloß zügige, sondern fröhliche Tempi. Knackig klingt der Hochzeitsmarsch, magisch das Notturno, anrührend das Schlaflied der Elfen (mit dem RIAS Kammerchor). Und wenn die plumpen Handwerker das Schauspiel von Pyramus und Thisbe vermurksen, poltern lustig die Pauken. Die Musik lacht, atmet, bezaubert. So entsteht eine Stunde pures Glück. Und das genau passende Album für die anstehenden lauen Sommernächte.
Infos zum Album
Felix Mendelssohn-Bartholdy:
"Ein Sommernachtstraum" – Ouvertüre op. 21 und Schauspielmusik op. 61
Max Urlacher (Sprecher)
Mi-Young Kim (Sopran)
Anna Erdmann (Mezzosopran)
RIAS Kammerchor
Freiburger Barockorchester
Leitung: Pablo Heras-Casado
Label: Harmonia Mundi
Autor des Artikels: Thorsten Preuß
Sendung: "Piazza" am 21. Juni 2025 um 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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