Der Spaß am Duo inspirierte Patricia Kopatchinskaja vor einigen Jahren zu ihrer CD "Take Two" mit Duetten aus einem Jahrtausend Musikgeschichte. Nun knüpft die Geigerin daran an, nennt ihr neues Album "Take 3" und hat zwei ihr vertraute Musiker eingeladen: die Pianistin Polina Leschenko und den Klarinettisten Reto Bieri. Die drei spielen packende Musik aus dem 20. Jahrhundert.
Bildquelle: Alpha Classics
Den CD-TIpp anhören
Der erste Track mit Walzer-Rhythmen von Francis Poulenc ist schon eine gelungene Einladung, eine Einladung zum Eintauchen in ganz verschiedene, emotional aufgeladene Klangwelten. Diese werden erkundet und gestaltet von drei leidenschaftlichen Musikern, die sich kennen und verstehen.
Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja ist bekannt für ihre eigenwilligen Aufnahmeprojekte und Konzertprogramme. Sie ist eine Vollblutmusikerin, die eingefahrene Hörgewohnheiten aufbrechen will und unermüdlich auf der Suche ist. Routine ist ihr fremd. Musikalische Freundschaften sind ihr wichtig. Mit der Pianistin Polina Leschenko und dem Klarinettisten Reto Bieri verbindet Kopatchinskaja schon eine längere Beziehung. Jeweils im Duo oder in anderen Formationen haben sich diese Interpreten vertraut machen und musikalische Geschmacksvorlieben ausloten können – sicher eine gute Voraussetzung für diese wunderbare CD. Denn die drei kombinieren kurze Stücke von Poulenc mit denkbar unterschiedlicher Musik von Béla Bartók, Serban Nichifor und Paul Schoenfield.
Dieses Album muss man haben, weil …
… hier mit einzigartigem Drive und Können musiziert wird.
Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… man Unbekanntes und Bekanntes in der Kombination neu entdecken kann.
Dieses Album hört man am besten, wenn …
… man gute Laune und eine Energiespritze braucht.
Ein greller Aufschrei, Swing und Klezmer-Rhythmen – so beginnt Paul Schoenfields Trio aus dem Jahr 1990. Der in den USA geborene Komponist verschmelzt gerne musikalische Stile. Draufgängerischem und Musikantischem folgen in seinem Klarinettentrio düsterer Taumel und melancholisches Innehalten, dann wieder wild aufbegehrende folkloristische Elemente und osteuropäische chassidische Melodien. Und dieser virtuos verbundene Mix an Ausdrucksgesten und hohen instrumentalen Anforderungen kommt Patricia Kopatchinskaja, Reto Bieri und Polina Leschenko wie gelegen. Da wird mit Mut und Fantasie musiziert, elastisch interagiert und mit großer Lust kommuniziert, mal lauter, mal leiser.
Als verbindendes Glied zwischen Schoenfields Trio und Béla Bartóks "Kontrasten" und einer seiner "Burlesken" dienen kurze Stücke von Francis Poulenc. Beeinflusst vom Flair der goldenen Zwanziger Jahre in Paris, von Kabarett, Theater und Operette schrieb Poulenc 1947 eine sogenannte Szenenmusik zu einer Komödie von Jean Anouilh. Der Titel: "L' invitation au château" – Einladung ins Schloss. Und das geschieht mit Tänzen wie Walzer, Tango oder Tarantella. Der suitenartige Aufbau erlaubt es, einzelne Teile herauszunehmen und als kurze Zwischenmusiken in eine schlüssige Gesamtdramaturgie zu bringen. Und wenn den Schlusspunkt der CD dann ein soghafter Klezmer-Tanz des rumänischen Komponisten Serban Nichifor setzt, will man wieder zurück an den Anfang. Damit löst dieses Album nicht nur die im Booklet ausgesprochene Grundidee ein, zu dritt zu spielen. Also nicht einfach nur "etwas" zu spielen, sondern das "zu dritt" zu erproben und auszuleben. Bleibt nur der Wunsch: Mehr davon. Fazit: Take not only 3, take more!
"Take 3"
Francis Poulenc:
aus der Bühnenmusik zu "L'Invitation au Chateau"
Bagatelle d-Moll für Violine & Klavier
Sonate für Klarinette und Klavier
Paul Schoenfield:
Trio für Klarinette, Violine, Klavier
Béla Bartók:
Burleske op. 8c Nr. 2 (arr. für Violine & Klavier)
Kontraste für Violine, Klarinette & Klavier
Serban Nichofor:
Klezmer Dance
Patricia Kopatchinskaja (Violine)
Polina Leschenko (Klavier)
Reto Bieri (Klarinette)
Label: Alpha
Sendung: "Piazza" am 17. Februar 2024 ab 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (0)