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Album der Woche – Jean-Efflam Bavouzet spielt Ravel: Das gesamte Klavierwerk

Dies ist Jean-Efflam Bavouzets zweite Einspielung von Ravels kompletter Klaviermusik; die erste legte er vor 20 Jahren vor. Den bei Ravel so wichtigen Drahtseilakt zwischen Respekt vor den Noten und eigenem interpretatorischen Freiraum – Bavouzet meistert ihn auf diesem Doppelalbum exemplarisch.

Bildquelle: Chandos

Der CD-Tipp zum Anhören

Die Musik von Maurice Ravel wurde wie die seines Zeitgenossen Claude Debussy gerne unter das Schlagwort musikalischer Impressionismus gepackt. Tatsächlich sind Ravels Werke alles andere als impressionistische Gemälde, sondern ganz im Gegenteil von einer Klarheit, die in der Musikgeschichte ihresgleichen sucht. Genau so spielt sie der französische Pianist Jean-Efflam Bavouzet in seiner neuen Einspielung von Ravels kompletten Klavierwerk: ohne Weichzeichnung, unglaublich transparent, doch mit einer schier unendlichen Vielfalt an Klangfarben.

Bilder von größter Eindringlichkeit

Bavouzet wahrt die bei Ravel so wichtige, von ihm ausdrücklich gewünschte Kühle und Distanz. Trotzdem liefert er Bilder von größter Eindringlichkeit. Vielleicht hat kein anderer Komponist – Franz Liszt eingeschlossen – die sanfte, zugleich untergründig bedrohliche Bewegung gleichmäßig dahingleitenden Wassers so unnachahmlich eingefangen wie Ravel in "Ondine", dem ersten seiner drei Gedichte für Klavier nach Aloysius Bertrand.  

Bavouzet meidet alles vordergründig Virtuose

Der Pianist realisiert das großartig – etwa, wenn er "Gaspard de la nuit", ein Gipfelwerk der Klavierliteratur des zwanzigsten Jahrhunderts, mit fantastisch nuanciertem Anschlag interpretiert. "Scarbo", das letzte der drei Gedichte, ist sündhaft schwer, doch Bavouzet meidet alles vordergründig Virtuose, das Ravel so verhasst war.

Exemplarisch gemeisterter Drahtseilakt

"Spielen Sie nur, was ich geschrieben habe", soll Ravel seinen Interpreten gesagt haben. Klingt leicht – auf den ersten Blick, zumal er seine Partituren mit peniblen Spielanweisungen versah. Den Drahtseilakt zwischen Respekt vor den Noten und eigenem interpretatorischen Freiraum – Jean-Efflam Bavouzet meistert ihn auf seinem chronologisch angeordneten Doppelalbum exemplarisch. Zwei kluge Texte, einer davon vom Interpreten, runden das Ganze zu einem wichtigen Album im Ravel-Jahr.

Infos zur CD

Maurice Ravel:
Das gesamte Klavierwerk

Jean-Efflam Bavouzet (Klavier)

Label: Chandos

Sendung: "Piazza" am 03. Mai 2025 um 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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