BR-KLASSIK

In der Diskussion um Auftrittsverbote wegen Ansteckungsgefahren und im Ringen nach Möglichkeiten einer sängerisch-künstlerischen Entfaltung unter Pandemiebedingungen hat der Chor des BR das Experiment gestartet, Kompositionsaufträge zu vergeben, die sich künstlerisch mit dem Singen mit Mundschutz und Aufstellung in großen Abständen auseinandersetzen, jetzt mit "Der Bildhauer" von Howard Arman. Zu erleben ist die Uraufführung mit zwei unterschiedlichen Besetzungen: einer Version mit Andreas Hirtreiter und einer mit Michael Mantaj in der Hauptrolle. Hier zu sehen ab dem 1. November.

Bildquelle: BR / Alexander Heinzel

Anschauen: Howard Arman — "Der Bildhauer"

Version I

Bildquelle: BR / Alexander Heinzel

Anschauen: Howard Arman — "Der Bildhauer"

Version II

Nach der viel beachteten digitalen Uraufführung von Rupert Hubers Werk "U+1F637" (= Zahlencode für Emoji mit Mundschutz) folgt nun das zweite Auftragswerk: "Der Bildhauer" – ein Melodram für Sprecher/Schauspieler, drei Sängerinnen mit Mund-Nasenschutz und Klavier, komponiert und getextet von Howard Arman.

Texte aus Zeiten der großen Pestepidemien

 In dem Melodram für drei Frauenstimmen, Klavier und Erzähler mit halbszenischen Elementen blickt Howard Arman zurück in die europäische Geschichte und findet bilderreiche Texte aus Zeiten der großen Pestepidemien, in denen es um Hilflosigkeit, Stigmatisierung und Aberglaube geht. Zitate aus dem Italien des 17. Jahrhunderts weisen verblüffende Parallelen zur Gegenwart auf: Hygienekonzepte der damaligen Gesundheitsämter im fortschrittlichen Venedig sahen wie heute "Quarantenen" vor – man wurde also 40 Tage isoliert. Die Sprecherpartie des jungen Mediziners, der auf einen von Krankheit gezeichneten Bildhauer trifft, wird auch von Chormitgliedern ausdrucksstark gestaltet.   

Bildquelle: © Astrid Ackermann

Howard Arman im Interview

Über sein Online-Werk "Der Bildhauer"