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40 Jahre "E.T. – Der Außerirdische" Abheben mit der Kraft der Musik

Sie haben eine Kino-Ära geprägt: Regisseur Steven Spielberg und Komponist John Williams. Doch bald soll Schluss sein. Der fünfte Teil der "Indiana Jones"-Reihe und "Die Fabelmans" – danach wolle er nicht mehr fürs Kino schreiben, hat Williams angekündigt. Mit dieser Entscheidung verlieren wir eine einzigartige Kraft im Kino: eine, die vor vierzig Jahren Fahrräder zum Fliegen brachte!

E.T. | Bildquelle: picture alliance/United Archives

Bildquelle: picture alliance/United Archives

Ein Fahrrad mit einem kleinen Jungen und einem süß-kulleräugigen Außerirdischen im Korb am Lenker – und die beiden heben schließlich ab zu einem Flug über einen nächtlichen Wald: Die berühmteste Szene aus "E.T. – der Außerirdische" von 1982.

Der Mond, das Fahrrad – und das "Flying Theme"

Natürlich sieht man der Szene die veraltete Tricktechnik an. Immerhin war auch E.T. noch kein computeranimierter Außerirdischer, sondern eine mechanische Puppe. Aber: der emotionalen Wirkung der Szene kann man sich auch heute nur schwer entziehen.

Ohne John Williams können Fahrräder nicht fliegen, keine Besen in Quidditch-Turnieren und keine Männer in roten Umhängen.
Steven Spielberg

Das liegt vor allem an der Musik: Es ist bei jedem Anschauen wieder erstaunlich, wie sorgfältig sie bei dieser Sequenz mit dem Leinwanderlebnis verwoben ist. Da sind zum Beispiel die Blicke von Elliott nach unten in die Tiefe, die von kleinen Einwürfen der Blechbläser begleitet werden. Man spürt hier noch ein bisschen die Angst und Unsicherheit, bevor sich der Junge ganz der Begeisterung für den nächtlichen Flug hingibt und auch das mitreißende Thema in seiner ganzen Pracht erstrahlt.

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E.T. the Extra-Terrestrial | Flying Bike Rides | Bildquelle: Universal Pictures (via YouTube)

E.T. the Extra-Terrestrial | Flying Bike Rides

"Ohne John Williams können Fahrräder nicht fliegen, keine Besen in Quidditch-Turnieren und keine Männer in roten Umhängen. Es gibt keine "Macht", Dinosaurier spazieren nicht auf der Erde herum - wir staunen nicht, wir weinen nicht, wir glauben nicht", so würdigt Steven Spielberg seinen Freund John Williams in einer Rede, die im YouTube Kanal des American Film Institute dokumentiert ist. Und macht damit klar, was für eine magische Zutat die Musik in ihrer Zusammenarbeit immer gewesen ist.

"E.T. – Der Außerirdische": Ein Finale wie eine Oper

Kein Wunder, dass Spielberg dann auch bei der aufwendigen Schlusssequenz von E.T. eine klassische Spielregel des Filmbusiness kurzerhand verworfen hat: Normalerweise muss ein Komponist seine Musik genau anpassen an den fertigen Schnitt. Aber John Williams tut sich mit der komplizierten Dramaturgie des Finales von E.T. beim Dirigieren schwer, ein paar Schnitte passt es genau, dann wieder nicht. Kein Wunder bei der 15-minütigen Partitur, die jedes Ereignis auf der Leinwand passgenau begleiten soll. Schließlich kommt Steven Spielberg zum Komponisten ans Dirigentenpult und macht ihm ein Angebot: nämlich die Musik einfach so zu dirigieren, wie es von der musikalischen Wirkung her am besten passt. Und er, der Regisseur, werde dann später noch die Szene genau auf die Musik anpassen. Umgekehrt dazu, wie man normalerweise beim Film arbeitet. Aber: Das Ergebnis gibt dem Regisseur Recht und ist einer großen Oper würdig: von der rasant flirrenden und rhythmisch komplexen Begleitung der finalen Verfolgungsjagd bis zum Abheben des Raumschiffs, das von entsprechenden Fanfaren auf seiner Flugbahn begleitet wird.

Die mechanische Originalpuppe von E.T. soll bald in Los Angeles versteigert werden, für bis zu drei Millionen Dollar. Die musikalische Seele, die ihr der Kinomagier John Williams eingehaucht hat, die gibt’s für kein Geld der Welt zu kaufen – aber nicht zuletzt zwei großartige Einspielungen von Melodien aus dem Film mit den Wiener und zuletzt Berliner Philharmonikern trösten vielleicht darüber hinweg.

Kommentare (1)

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Mittwoch, 14.Dezember, 10:11 Uhr

Angelika Helm

J. Williams

Williams ist wohl der am leichtesten zu erkennende Filmkomponist und vielleicht ist das auch ein Grund für ihn in Rente zu gehen. Es müssen nun mal frische Ideen her und die können nicht mehr von ihm kommen. Es wird Zeit für die Jawadis und Giaccinos "to take over"....... Happy retirement, old man ??

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