Bewegen und bewegt werden wollen Musikerinnen und Musiker und ihr Publikum. Unter diesem Motto haben das BRSO und Simon Rattle die Saison 2025/26 vorgestellt: mit über 50 Konzerten, internationalen Gäste und einem besonderen Mitsing-Projekt.
Bildquelle: BR/Astrid Ackermann
"Bewegen" ist ein vielschichtiges Wort. Und es passt, wenn das Symphonieorchester des BR es zum Motto seiner Saison erklärt. Von den "bewegten Zeiten", in denen wir gerade leben, ist der Schritt, sich von der Musik bewegen zu lassen, nicht weit. Eine Auszeit zu finden, von der Anstrengung des bewegten, des schnellen, manchmal stressigen Lebens. Sich nicht durch den Alltag und die Welt treiben lassen, sondern sein Inneres von der Musik bewegen lassen. Mit einem solchen gedanklichen Überbau startet das BRSO seine dritte Saison unter Chefdirigent Sir Simon Rattle. Und Rattle, der 2025, im Jahr seines 70. Geburtstags, auch mit dem Ernst-von-Siemens-Musikpreis für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde, stellt nun eine bewegte Saison vor. Was ihn selbst dabei bewegt? "Einfach mit diesen hinreißenden, offenen, neugierigen, warmen Menschen zusammen zu sein. Ich könnte kein glücklicherer Mensch sein", antwortet Rattle ganz direkt.
An den Beginn setzt Rattle fast genau 100 Jahre nach der Uraufführung ein Schlüsselwerk des 20. Jahrhunderts: Alban Bergs "Wozzeck", die Vertonung des tragischen Porträts eines gesellschaftlichen Außenseiters mit Christian Gerhaher in der Titelrolle eröffnet die Saison am 2. und 3. Oktober in der Münchner Isarphilharmonie.
Ich kann mir keinen besseren Weg vorstellen, unsere neue Saison zu begrüßen.
Rattle wollte dabei unbedingt dieses Orchester mit diesem Stück hören. "Das ist so sehr in der Erfahrungswelt des Orchesters", sagt er. "Ich kann mir also keinen besseren Weg vorstellen, unsere neue Saison zu begrüßen." Ebenfalls wird Rattle Gustav Mahlers 2. Symphonie, Anton Bruckners Symphonie Nr. 7 sowie Igor Strawinskys "Feuervogel" dirigieren.
Die BRSO-Akademie feiert 25-jähriges Bestehen. | Bildquelle: BR/Astrid Ackermann
Strawinsky steht auch auf dem Programm, wenn die Orchesterakademie des BRSO im September 2025 mit einem Jubiläumskonzert ihr 25-jähriges Bestehen feiert. Simon Rattle wird dort als Schirmherr, neben Sasha Scolnik-Brower, am Pult stehen. Gegründet im Jahr 2000 unter Chefdirigent Lorin Maazel, diente die Akademie bereits mehr als 220 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus aller Welt als Karrieresprungbrett und darf sich feiern lassen – als eine der bedeutendsten Ausbildungsstätten Europas für Orchesternachwuchs.
Ein solcher Blick in die Zukunft wird durch den erweiterten Fokus von Simon Rattle auf die historische Aufführungspraxis ergänzt. Unter dem Namen "BRSO barock" wird die von Rattle initiierte Reihe auch in der Saison 2025/26 fortgesetzt. In der ersten von zwei Matineen widmet sich der Chefdirigent Bach und Händel, das zweite Konzert leitet die Barockviolinistin Rachel Podger, die auch den Solopart übernimmt.
Neben den Konzerten unter Chefdirigent Simon Rattle hat das BRSO aber auch wieder renommierte Gastdirigentinnen und Gastdirigenten nach München geladen: Iván Fischer, Daniel Harding, Tugan Sokhiev und Franz Welser-Möst sind dabei, aber auch Joana Mallwitz, Andris Nelsons oder Gustavo Dudamel.
Das BRSO unter Simon Rattle im Münchner Herkulessaal. | Bildquelle: BR/Astrid Ackermann
Außerdem wird Nathalie Stutzmann ihr Debüt beim Orchester geben mit einer Gegenüberstellung von Wagners "Tannhäuser"-Ouvertüre und dem Mozart-Requiem, während Santtu-Matias Rouvali mit einem vom BRSO mit in Auftrag gegebenen Schlagzeugkonzert von Johannes Maria Staud erstmals beim BRSO gastieren wird. Als Solistinnen und Solisten sind in den Abo- und Sonderkonzerten unter anderen Vilde Frang, Magdalena Kozena, Emanuel Ax, Kirill Gerstein Alexandre Kantorow und Frank Peter Zimmermann zu erleben.
Bewegung gibt es aber auch innerhalb der Klangkörper des Bayerischen Rundfunks. Gemeinsam mit dem Chor des Bayerischen Rundfunks zu musizieren ist für Rattle "pure Freude". In der kommenden Saison tut er dies neben "Wozzeck" auch in den Aufführungen von zwei selten zu hörenden Oratorien: "Das Floß der Medusa" von Hans Werner Henze (anlässlich dessen 100. Geburtstags) und Edward Elgars "The Dream of Gerontius". "Ein großes Highlight", schwärmt Peter Dijkstra, künstlerischer Leiter des Chors, das aufzuführen war schon "immer ein großer Herzenswunsch von meiner Seite."
Der BR-Chor und sein künstlerischer Leiter Peter Dijkstra 2025. | Bildquelle: BR/Astrid Ackermann
Anknüpfend an den großen Erfolg des "Symphonischen Hoagascht" mit bayerischen Blasmusikgruppen nimmt Rattle in der neuen Saison ein neues Mitmachprojekt in Angriff. Diesmal können sich Laienchöre aus ganz Bayern darum bewerben, bei "Singen mit Sir Simon – viele Chöre, ein Orchester" gemeinsam mit dem BR-Chor und dem BRSO auf der Bühne zu stehen. Ein "großartiges Projekt", wie Björn Wilhelm, Programmdirektor Kultur des BR, findet, "weil es so viel zusammenbringt." Denn hier kommen Menschen aus allen Ecken Bayerns, aus vielen verschiedenen Chören und vereinen, um miteinander zu musizieren.
Das Vermittlungsprogramm "BRSO und du" fördert weiter Bewegung und Verbindung zwischen Orchester und Publikum: Beim großen Familienkonzert in der Isarphilharmonie dirigiert Simon Rattle eine Bearbeitung von Janáčeks "Das schlaue Füchslein", insgesamt stehen über 100 Veranstaltungen an, darunter drei Schultouren bayernweit sowie mehr als 35 Konzerte mit speziell entwickelten, interaktiven Programmen für Grundschulkinder und Jugendliche.
Sendung: "Leporello" am 16. Mai 2025 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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