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Portrait – César Franck zum 200. Geburtstag Père Franck Superstar

Die Orgel hat er zum Orchester gemacht: César Franck zählt zu den wichtigsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Prägte in Frankreich eine ganze Komponistengeneration. Und hat es posthum sogar auf Stadionbühnen geschafft. Am 10. Dezember 2022 feiert er seinen 200. Geburtstag.

César Franck an seiner Orgel in Sainte Clotilde | Bildquelle: picture alliance / akg-images | akg-images

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1886 wird der Masochismus entdeckt, Coca-Cola kommt auf den Markt – damals noch als Arzneimittel – und Carl Benz meldet sein erstes Automobil zum Patent an. Aber viel wichtiger: 1886 ist die Geburtsstunde eines der schönsten Stücke der Musikgeschichte. Denn Eugène Ysaÿe heiratet, einer der besten Geiger seiner Zeit. Und bekommt ein ziemlich fantastisches Hochzeitsgeschenk: eine Violinsonate. Geschrieben hat sie sein Freund César Franck.

César Franck wird zum Heiligen verklärt

63 ist Franck damals – und sowas wie der Godfather der französischen Musikszene. Orgelprofessor am Pariser Konservatorium. Und Lehrer von aufstrebenden jungen Komponisten wie Louis Vierne oder Ernest Chausson. Und natürlich von Vincent d’Indy, der wie kein anderer zu seiner posthumen Verkitschung beigetragen hat. Zum Engel an der Orgel wurde Franck hochgejazzt, quasi als Heiliger verehrt. Père Franck oder Pater seraphicus wird er schon zu Lebzeiten genannt. Bilder aus den 1880ern zeigen einen schon etwas angegrauten älteren Herren, mit buschigem Backenbart und stets mildem Gesichtsausdruck. Ganz der treue, brave Titularorganist von Sainte Clotilde. Ein Image, das nicht völlig unverdient ist. Aber auch nicht ganz zutrifft.

Geboren wird Franck 1822 im belgischen Lüttich, nahe der deutschen Grenze. Zeigt früh Begabung – und hat das Unglück eines ehrgeizigen Vaters, der aus dem Wunderkind einen musikalischen Star machen möchte. Erst mit Mitte Zwanzig schafft er den Absprung. Die Heirat mit Félicité Desmousseaux, einer ehemaligen Schülerin, hilft. Und auch dass der Vater sie als nicht standesgemäß ablehnt. Hochzeit ist im Februar 1848, ausgerechnet im Monat der Revolution.

Francks Revolution (an) der Orgel

Genauso einschneidend ist Francks berufliche Umorientierung. Nachdem die Karriere des Pianisten nicht so richtig in Gang kommt, versucht er sich eben als Organist. Heim in den Mutterschoß der Kirche oder so. Ausgerechnet dort findet er allerdings seine Inspiration wieder. Und zwar in Gestalt vieler, vieler Pfeifen. "Meine neue Orgel, sie ist ein Orchester", soll er damals ausgerufen haben.

César Franck auf BR-KLASSIK

Am Freitag, den 9. Dezember sendet BR-KLASSIK ein Feature über Leben und Werk von César Franck. Interessiert? Dann einfach um 19:05 Uhr einschalten!

Am 10. Dezember, dem Geburtstag selbst, steht dann die Sendung "On stage" (ab 15:05 Uhr) im Zeichen von César Franck: Junge Interpreten musizieren u.a. seine berühmte Violinsonate und sein exquisites Klavierquintett.

Die "Symphonische Matinée" am dritten Advents-Sonntag (ab 10:05 Uhr) schließlich bringt in Aufnahmen mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks neben dem von Gabriel Pierné orchestrierten, mystischen Klavierwerk "Prélude, choral et fugue" Francks einzige Symphonie in d-Moll - und dazwischen Werke seiner wichtigsten Schüler Vincent d'Indy und Ernest Chausson.

Ob das nun stimmt oder nicht – sicher ist: Franck hat die Orgel zum Orchester gemacht. Das macht ihn zu einem der wichtigsten Komponisten des 19. Jahrhunderts. Man sieht es schon an den Titeln seiner Werke. Er ist zum Beispiel der erste, der eine Symphonie für Orgel geschrieben hat – bis dahin eine Gattung, die Orchestern vorbehalten ist. Außerdem muss er grandios improvisiert haben. Polyphon komplex und entwaffnend melodiös zugleich. Eine Eigenart, die sich auch in seinen Kompositionen wiederfindet. Darüber hinaus ist Franck der König der Harmoniewechsel. "Modulieren, modulieren!", soll seine häufigste Anweisung im Unterricht gewesen sein. Aber keinem seiner Schüler gelingt es so elegant wie ihm, in die entferntesten Tonarten zu switchen. Franck lässt die Harmonien schweben.

César Franck: Popstar dank Sting und Pavarotti

Tragisch ist der relativ frühe Tod im Jahr 1890. Tragisch vor allem deshalb, weil Franck in seinen den letzten Jahren am fleißigsten war. Einige seiner späten Kompositionen sind zu regelrechten Popnummern der klassischen Musik geworden. Darunter die spätherbstliche Duosonate, die er seinem Freund Ysaÿe geschenkt hat. Oder der von ihm vertonte Hymnus panis angelicus, mit dem er tatsächlich Popstatus erreicht hat. Luciano Pavarotti und Sting sei Dank – da bleibt kein Feuerzeug kalt. Père Franck Superstar.

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Luciano Pavarotti, Sting - Franck: Panis Angelicus (Live) | Bildquelle: LucianoPavarottiVEVO (via YouTube)

Luciano Pavarotti, Sting - Franck: Panis Angelicus (Live)

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