Die Titelmelodie des Films "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" ist ein absoluter Ohrwurm – und aus der Weihnachtszeit nicht wegzudenken. Was Karel Svobodas Filmmusik so besonders macht.
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Kein tschechischer Komponist der Unterhaltungsmusik war so erfolgreich wie Karel Svoboda. Er schrieb nicht nur Hits für die "goldene Stimme" des Schlagersängers Karel Gott, sondern auch zahlreiche Soundtracks für Filme und Kinderserien. So bekommt "Pinocchio" zu Svobodas Musik eine lange Nase, während "Biene Maja" zu seiner Melodie fröhlich über die Blumenwiese fliegt.
Auch dem "Aschenbrödel" hat Karel Svoboda die passende musikalische Untermalung verpasst. Entstanden ist der Märchenfilm als Koproduktion zwischen CSSR und DDR; 1973 war er erstmals zu sehen. Die Geschichte des unerschrockenen Aschenbrödel (Libuse Safrankova), das gern durch die Winterlandschaft reitet und den Traumprinzen (Pavel Travnicek) ordentlich zappeln lässt, ist längst Kult. Allein in dieser Weihnachtszeit wird der Märchenfilm ganze 15 Mal im Fernsehen ausgestrahlt. In der ARD-Mediathek ist "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" jederzeit als Stream abrufbar.
Die Original-Drehorte von "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" sind heute Attraktionen für Märchenfans: die Wasserburg "Švihov" im Böhmerwald, die Filmstudios "Barrandov" (Prag) und "Babelsberg" (Potsdam) oder eben Schloss Moritzburg bei Dresden. Die Schlosstreppe, auf der Aschenbrödel ihren Schuh verliert, ist übrigens ein beliebter Ort für Heiratsanträge.
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Bei der Gestaltung des Soundtracks gab Regisseur Václav Vorlícek dem Komponisten Svoboda nur wenige Anweisungen: "Ich möchte schöne Musik, keine infantile Musik, sondern für Erwachsene. Musik, die romantisch ist und schön." Und Karel Svoboda lieferte wie gewünscht. Noch bevor die erste Filmszene eingeblendet wird, hören wir Svobodas berühmte Titelmelodie, die glitzert und leuchtet wie der frisch gefallene Schnee im Märchen.
Ich möchte Musik, die romantisch ist und schön.
Dieses Thema wird "Aschenbrödel" durch den gesamten Film begleiten, allerdings immer wieder leicht variiert. Mal in Dur, mal in Moll, mal mit elegischen Streichern, dann wieder mit Cembalo. Einen dramatischen Unterton bekommt die Musik, wenn Aschenbrödel von seiner fiesen Stiefmutter und deren Tochter gedemütigt wird. Karel Svoboda war ein Meister darin, in wenigen Tönen Leichtigkeit und Melancholie miteinander zu verbinden.
Als Jäger verkleidet, schießt Aschenbrödel (Libuse Safrankova) mit dem Prinzen (Pavel Travnicek, rechts) um die Wette. | Bildquelle: picture-alliance/ dpa | DB WDR/Degeto Aber der Komponist beschränkte sich nicht auf dieses Hauptthema. Karel Svoboda ließ sich auch von Jagdmusik inspirieren, und auf dem festlichen Ball im Schloss klingt der Soundtrack mittelalterlich angehaucht. Heiter wird es, wenn der Prinz und seine Freunde das Aschenbrödel fangen wollen. Wer genau hinhört, merkt: Dieses Stück hat Svoboda später nochmal verwendet: in der Zeichentrickserie "Wickie und die starken Männer" (1974). Cleveres musikalisches Recycling.
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"Das Komponieren ist etwas zwischen Himmel und Erde, man muss alle Ideen und Emotionen konzentrieren und in die Musik einfließen lassen", sagte Svoboda einmal. Das ist ihm bei "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" gelungen. Den Score hat das Prager Film-Sinfonieorchester eingespielt, unter der Leitung von Stepan Konicek.
In der tschechischen Originalfassung ist auch der Sänger Karel Gott mit von der Partie. Er singt das Lied "Wo, kleiner Vogel, ist dein Nest". Doch der Gesang war für Gert Müntefering, Redakteur des WDR-Kinderfernsehens, zu viel des Guten. "Es war so, als würde über eine schöne Torte gleichzeitig Buttercreme und Sahne gegossen – gekrönt mit einem Baiser." So wies Müntefering an, dass Karel Gotts Stimme aus dem Soundtrack herausgemischt wurde.
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Auch ohne Karel Gotts Gesangseinlage wurde die Filmmusik zu "Aschenbrödel" für Karel Svoboda zum Karriere-Boost außerhalb der CSSR. Das ZDF bot ihm eine Kooperation beim Kinder- und Jugendfernsehen an. Von da an pendelte Svoboda regelmäßig nach Westdeutschland; seine Scores hatten international Erfolg. Für den Soundtrack zur "Biene Maja"-Serie bekam Karel Svoboda später gleich fünf Goldene Schallplatten.
Sendung: "Cinema" immer sonntags ab 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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