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Filmkritik "The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte" Fantasy-Spaß mit Mozart

Ein bisschen "Harry Potter" kombiniert mit dem Plot aus der "Unendlichen Geschichte" - Opernfans dürfen nicht allzuviel erwarten von diesem Film, der mit Mozarts "Zauberflöte" lockt. Spannende Kinounterhaltung bietet er trotzdem. Regisseur Florian Sigl erzählt in seinem ersten großen Kinofilm "The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte" die Geschichte eines Gesangsschülers, der allnächtlich zum Prinzen Tamino wird. In der geheimnisvollenr Bibliothek eines Internats zieht ihn eine Mozart-Partitur mit magischen Fähigkeiten in die Welt der Zauberflöte.

Bildquelle: TOBIS Film /Luis Zeno Kuhn

Filmkritik

"The Magic Flute"

Vorsingen und Demütigung vor versammelter Mannschaft: Diese Darstellung des Alltags in einem hoch renommierten Musikinternat wirkt ein wenig befremdlich. Zumal der Film in der Gegenwart spielt. F. Murray Abraham, vor fast 40 Jahren der legendäre, oscarprämierte Salieri in Milos Foremans "Amadeus"-Film, spielt den strengen Internatsleiter Dr. Longbow. Aber ein Charakter, eine Figur wird nicht daraus. Dazu hat man ihm zu viele papierene Sätze in den Mund gelegt: "Wer ein Weltklassesänger werden will, imitiert die Kunst nicht – er verkörpert sie!"

Vom Schüler-Tamino zum echten Tamino

The Magic Flute – Das Vermächtnis der Zauberflöte | Bildquelle: TOBIS Film /Luis Zeno Kuhn Bildquelle: TOBIS Film /Luis Zeno Kuhn Das war’s dann auch schon fast mit der Gesangspädagogik in dieser ehrwürdigen Ausbildungsstätte. Aber das Leben im Internat (inklusive zarter Liebesgeschichte) ist nur die eine Seite dieses filmischen Mozart-Abenteuers. Schlüssel für die andere ist ein Erbstück vom Vater des jungen Helden: eine Zauberflöten-Partitur mit magischen Fähigkeiten. Jede Nacht um drei steht Tim an der großen Uhr in der Schulbibliothek und wird für ein paar Stunden hineingebeamt in die Zauberflöten-Parallelwelt. Hier hat Tim ganz andere Aufgaben, als im Internat die Rolle des Tamino für die Weihnachtsaufführung einzustudieren, hier ist er Tamino und soll Pamina aus der Hand Sarastros befreien. Und hier packt Co-Produzent Roland Emmerich immer wieder sein ganz großes Besteck aus, stellt gigantische steinerne Städte in die Landschaft und sorgt mit einer Riesenschlange für formidablen Grusel.

Mozart eine Oktave tiefer

Irgendwann fragt man sich: Wo bleibt eigentlich Mozarts Musik? Zwar spielt das Mozarteumorchester Salzburg, doch die drei Damen kommen aus der Popmusik und singen ihre Parts eine Oktave tiefer als in der Oper. Und "Game of Thrones"-Bösewicht Iwan Rhyan sprech-singt mit fremder Stimme. Aber dann hat Sopranistin Sabine Devieilhe ihren visuell grandiosen Auftritt und feuert als Königin der Nacht perfekte, aber schockgefrostete Koloraturen in die Stratosphäre.

Fantasy-Spaß, aber musikalisch nicht überzeugend

Sämtliche Gesangsnummern sind auf Englisch aufgenommen und nachträglich synchronisiert worden. Die unterschiedlichen Stimmqualitäten der teilweise sehr jungen Akteure und Akteurinnen machen aus diesem visuell überbordenden Spektakel kein überzeugendes musikalisches Ganzes. Aber damit haben vielleicht in erster Linie Opernexperten ein Problem. Für alle anderen sind diese zwei Stunden purer Fantasy-Spaß, gepaart mit einer Coming-of-Age-Geschichte, die der junge Hauptdarsteller Jack Wolfe in der Rolle des Tim Walker souverän trägt. Mit umwerfendem Charme, mit wissender Traurigkeit – und mit viel Neugierde auf die beiden Welten, zwischen denen er hin- und her geworfen wird. Eine brillante Vorstellung! Ach ja und: Rolando Villazón ist auch dabei. Er spielt in einem kurzen Cameo-Auftritt – sich selbst.

Sendung: "Allegro" am 16. November 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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