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Komponistin Dascha Dauenhauer Gleich doppelt für Filmpreis nominiert

Sie ist die neue Stimme in der deutschen Filmmusik: Dascha Dauenhauer. Ausgezeichnet für ihre Arbeiten für Kino und TV, ist die Komponistin gleich zweimal für den Deutschen Filmpreis nominiert, der am 9. Mai verliehen wird.

Filmkomponistin Dascha Dauenhauer während der Preisverleihung der Abschlussgala im Berlinale Palast bei den 75. Internationalen Filmfestspielen im Februar 2025 | Bildquelle: picture alliance/dpa | Soeren Stache

Bildquelle: picture alliance/dpa | Soeren Stache

Am 8. Mai starten "Islands" und "Kein Tier. So Wild." in den deutschen Kinos – zwei Filme, die unterschiedlicher kaum sein könnten, aber eines gemeinsam haben: Beide wurden von Dascha Dauenhauer vertont und beide Soundtracks sind für den Deutschen Filmpreis 2025 nominiert. Sie sind ein Musterbeispiel für die Vielseitigkeit der Komponistin. Im Gespräch mit BR-KLASSIK erklärt die Komponistin: "Bei 'Islands' habe ich extrem spät angefangen, bei 'Kein Tier. So Wild.' habe ich schon extrem früh angefangen, schon zum Drehbuch. Die Scores sind sehr unterschiedlich: 'Kein Tier. So Wild.' ist sehr elektronisch, ich habe viel mit Synthesizer gearbeitet. 'Islands' ist ein rein akustischer Score - dafür habe ich ein Studio gemietet, da ich ein Streicher-Ensemble aufgenommen habe."

Bernard Herrmann als Inspiration

Kinofilm Islands | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk 2025 Szene aus "Islands" | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk 2025 Die Musik zu "Islands" ist eine reine Thrillermusik. Für die Vertonung der Spannungsmomente stand der US-Komponist Bernard Herrmann gedanklich Pate, den Dauenhauer förmlich "inhalierte". Gerade Herrmanns Arbeiten für Suspense-Meister Alfred Hitchcock waren eine große Inspiration: "Ich habe den Soundtrack zu 'Vertigo' rauf und runter gehört. Doch wir sind nicht in den 1960ern, also stellte ich mir die Frage: Wie komponiere ich den Score, dass er modern klingt? Dann habe ich angefangen, anhand von 'Vertigo' an meinem eigenen Sound zu arbeiten." Der Film "Islands" handelt von einem gelangweilten Tennistrainer, einer heruntergekommenen Hotelanlage, einer Frau und ihrem unter dubiosen Umständen verschwundenen Ehemann – ein echter Neo-Noir-Film.

Ein Biest von einem Score

Rashida York (Kenda Hmeidan) | Bildquelle: Lukasz Bak_Port au Prince Pictures Rashida York (Kenda Hmeidan), Szene aus "Kein Tier.So wild." | Bildquelle: Lukasz Bak_Port au Prince Pictures Für "Kein Tier. So Wild." konnte Dauenhauer ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Der experimentelle Score ist ungestüm, roh, ein wahres Biest – genau wie die Hauptfigur Rashida, die sich in dieser modernen Version von Shakespeares "Richard III." skrupellos an die Spitze der Berliner Unterwelt kämpft. Mit Regisseur Burhan Qurbani, mit dem sie schon bei "Berlin Alexanderplatz" zusammenarbeitete, einem deutsch-niederländischen Krimi von 2020, verbindet sie eine enge kreative Partnerschaft. "Es ist einfach ein anderes Vertrauen da. Man hat eine gemeinsame Sprache. Das ist wichtig, wenn man einen Score zusammen ausarbeitet, dass man zwar verschiedene Worte benutzt, aber das gleiche meint."

Von "Jugend musiziert" zum Europäischen Filmpreis

Dauenhauers Durchbruch kam mit "Berlin Alexanderplatz". Für den Score erhielt sie den Deutschen Filmpreis, den Europäischen Filmpreis und eine Nominierung für den World Soundtrack Award 2020. Begonnen hat die Musikkarriere der in Moskau geborenen Musikerin jedoch schon mit fünf Jahren, als sie ihre ersten Stücke komponierte. In ihrer Jugend schrieb Dauenhauer zunächst ernste Musik, gab Klavierkonzerte mit eigener Musik und komponierte für Orchester und kleinere Ensembles. An der Universität der Freien Künste Berlin studierte sie Musiktheorie und landete schließlich im Studiengang Filmmusik an der Filmuniversität Babelsberg. Ein Glücksfall, der sie in direkten Kontakt mit der Filmszene brachte.

Filmkomponieren als Schauspielarbeit

Der kreative Austausch mit Filmschaffenden ist für Dauenhauer das Wichtigste: "Mich reizt es wirklich sehr, dass ich durch die Bilder inspiriert werde. Ich glaube ich könnte das gar nicht mehr, mich einfach hinsetzen und ein Stück schreiben." Als Filmkomponistin fühlt sie sich ganz in die Filmhandlung ein: "Mir macht es unfassbar Spaß, mich wie eine Schauspielerin in eine Rolle hineinzuversetzen und eine Musik zu machen, die ich noch nie gemacht habe - und mich darin neu zu entdecken."

Ich bin keine Freundin von 'Eine gute Filmmusik ist, wenn sie nicht auffällt'.
Dascha Dauenhauer

Filmmusik gehört gehört

"Filmmusik ist die Seele eines Films. Man kann Filmmusik extrem toll einsetzen, auch einen eigenen Protagonisten sein lassen", findet Dauenhauer und hält es ganz wie der legendäre Filmkomponist Max Steiner, wenn es darum geht, ob die Musik im Film wahrgenommen werden sollte oder nicht. "Ich bin keine große Freundin von: 'Eine gute Filmmusik ist, wenn sie nicht auffällt.' Dann denke ich mir, dass sind ganz viele verpasste Chancen."

Aufgefallen: "Das Mädchen mit der Nadel"

Auf die Frage nach inspirierenden Filmkompositionen muss Dauenhauer nicht lange überlegen: Der Score zum Film "Das Mädchen mit der Nadel" von der dänischen Komponistin Frederikke Hoffmeier. "Die Musik ist super emotional und trotzdem alles andere als klassisch." Obwohl der Film in einem historischen Setting spielt, arbeitet Hoffmeier mit elektronischen Klängen und Geräuschen. "Das ist auch das, was ich immer versuche, zu machen: Dem Film einen innovativen Gedanken hinzuzufügen."

Sendung: "Cinema" immer sonntags um 18:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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