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ARD-Musikwettbewerb 2024 Leonid Surkov gewinnt im Fach "Oboe"

Finale beim ARD-Musikwettbewerb 2024: Leonid Surkov wird mit dem 1. Preis im Fach "Oboe" ausgezeichnet. Er ist damit der erste seit 2007, denn so lange konnten sich die Oboen-Jurys nicht mehr auf einen Erstplatzierten einigen.

Leonid Surkov – Erstplatzierter im Fach Oboe beim ARD-Musikwettbewerb 2024 | Bildquelle: © Daniel Delang

Bildquelle: © Daniel Delang

Viel Zeit zum Durchatmen gab es nicht für die Oboen beim ARD-Musikwettbewerb. Vier Runden lang mussten sich die anfangs noch 52 Kandidatinnen und Kandidaten mit unterschiedlichstem Repertoire präsentieren. Von Vivaldi bis in die Moderne, von Kammermusik bis hin zum großen Orchesterkonzert von Richard Strauss, das im Herkulessaal der Münchner Residenz als letzter Prüfstein auf die Finalisten wartete. Gemeinsam mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Leitung von Hankyeol Yoon waren da vier höchst unterschiedlich gefärbte Interpretationen zu erleben, die es der Jury auch diesmal nicht leicht machten. Der erste Preis ging letztlich an den jungen Russen Leonid Surkov, mit dessen Sieg endlich ein 17 Jahre währender Bann gebrochen wurde.

Strenge Jury

Seit 2007 hatte es beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD keinen ersten Preis mehr bei den Oboen gegeben. Und wenn man in der Chronik ein wenig zurückblättert, fällt einem auf, dass die Jurorinnen und Juroren gerade bei diesem Instrument wohl schon immer besonders strenge Zuhörer gewesen sein müssen. Denn in rund sieben Jahrzehnten Wettbewerbsgeschichte ist Leonid Surkov tatsächlich erst der vierte Vertreter seines Instruments, der es ganz nach oben auf das Siegertreppchen schaffte. Und nicht nur das: Als zusätzliche Bestätigung gab es gleich auch noch die Auszeichnung für die beste Interpretation des Auftragswerks von Cathy Milliken, die den Wettbewerb zuhause in Australien im Live-Stream mitverfolgte und ihre Grüße schickte.

Leonid Surkov überzeugt durch Ruhe und Gelassenheit

In vier nervenaufreibenden Wettbewerbsrunden hatte Leonid Surkov die Jury nicht nur durch seine konstante Leistung überzeugt, sondern ebenso durch die Ruhe und Gelassenheit, die er selbst bei den technisch anspruchsvollsten Werken immer ausstrahlte. Nach der Preisverleihung ist dem jungen Russen aber dennoch anzumerken, wie sich die innere Anspannung der letzten Wochen endlich löst und er langsam beginnt, seine Emotionen zu ordnen.

Das Wichtigste ist und bleibt immer die Musik.
Leonid Surkov

Wie er sich fühlt? "Glücklich und müde, würde ich sagen. Aber es war eine großartige Erfahrung, mit diesem Orchester in diesem Saal zu spielen", berichtet er nach der Preisverleihung. Der Wettbewerb sei eine interessante Reise gewesen. "Es war hart, aber ich habe versucht, nicht daran zu denken, sondern einfach die Musik zu genießen. Ich glaube, wir alle versuchen hier, unsere Musikalität zu zeigen und nicht einfach nur Perfektion. Natürlich will man sich da technisch von seiner besten Seite zeigen. Aber das Wichtigste ist und bleibt immer die Musik."

Publikum favorisiert João Miguel Moreira da Silva

Grund zum Feiern gibt es zum Glück aber nicht nur für den Erstplatzierten Leonid Surkov. Stolz sein darf auch sein Kollege João Miguel Moreira da Silva. Wäre es nach der jubelnden Menge im Herkulessaal gegangen, hätte der sympathische Portugiese für seinen effektvollen Finalauftritt ganz oben auf dem Siegertreppchen gestanden.

Alle Konzertvideos auf ARD-KLASSIK

Hier finden SIe alle Videos vom 2. Durchgang bis zum Finale beim diesjährigen ARD-Musikwettbewerb. Erleben Sie emotionale Momente und großartige Musik in den Fächern Cello, Gesang, Oboe, und Bläserquintett bei ARD Klassik.

Starke Konkurrenz bei den Oboisten

Dass es in der Gesamtwertung der Jury trotzdem nicht ganz reichte, dürfte ihm der wichtige Publikumspreis ein wenig versüßen. Angesichts der enorm starken Konkurrenz des aktuellen Jahrgangs ist auch ein dritter Platz beim ARD-Wettbewerb wirklich mehr als achtbar. Eine hart erkämpfte Bronze-Medaille, die er sich mit Omer Itzhak Posti aus Israel teilt. Hauchdünn hinter dem Franzosen Ilyes Boufadden Adloff, den die Jury auf die zweite Position gesetzt hatte.

Optimistisch in die Zukunft

Über diese Entscheidung wurde aber freilich nicht nur von den Jurorinnen und Juroren fachkundig diskutiert. Auch die Musikfans im Saal fieberten sichtlich mit ihren jeweiligen Favoriten mit – darunter sogar zahlreiche Kandidatinnen und Kandidaten aus den Vorrunden, die nach ihrem eigenen Ausscheiden in München geblieben waren, um die vier Finalisten moralisch zu unterstützen und Stimmung zu machen. Dieser freundschaftliche Zusammenhalt zeichnete den Wettbewerb 2024 bei den Oboen ebenso aus, wie ein erfreulich bunt gemischtes Publikum. Hier eine Oma, die ihrem Enkel die Freuden der Musik näherbringen will, dort ein Touristen-Ehepaar aus Bochum, das den Wettbewerb zuhause schon öfter am Radio mitverfolgt hat und nun zum ersten Mal live die Spannung eines Finales miterlebt.

Wettbewerb-Fans: Studierende der Oboe

Neben routinierten Konzertgängern sah man erfreulicherweise auch mehrere Jugendliche in den Pausen eifrig debattieren, so wie der Oboenstudent Maxi und seine Freunde: "War echt cool, dass man am Anfang noch von so einer richtigen Fülle von Teilnehmern zusehen konnte, wie sich das so verschmälert hat. Und manche, wo man eher nicht gedacht hat, dass die weiterkommen. Oder jetzt einfach, dass unerwartete Sachen passiert sind." Um mangelnde Begeisterung beim Nachwuchs muss man sich also keine allzu großen Sorgen machen. Und wer weiß, vielleicht wird der eine oder die andere von ihnen ja schon beim nächsten ARD-Wettbewerb selbst in die Fußstapfen von Leonid Surkov treten.

Sendung: Piazza am 14. September 2024 ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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