BR-KLASSIK

Inhalt

Konzertreihe "Passagen" in Fürth Schubert als Singer-Songwriter

Schuberts Lieder sind zeitlos. Das findet auch der Singer-Songwriter Gisbert zu Knyphausen und singt sie mit seiner Band bei der Konzertreihe PASSAGEN in Fürth. Romantik und Liedermacher-Lyrik – im Livestream auf BR-KLASSIK.

Gisbert zu Knyphausen und Kai Schumacher | Bildquelle: Joachim Gern

Bildquelle: Joachim Gern

"Schuberts Themen berühren die Menschen zu jeder Zeit", findet Gisbert zu Knyphausen: "Sein Lied 'Der Wegweiser' spricht am meisten mit mir. Ein Mensch, der dauernd auf der Suche ist und sich fragt, warum er eigentlich auf der Suche ist. So ein Mensch bin ich auch." Der Sänger und Liedermacher Gisbert zu Knyphausen hat in Franz Schubert einen Seelenverwandten gefunden und dessen Lieder zusammen mit dem Pianisten Kai Schumacher wie Popsongs für Band und Streicher arrangiert.

Schuberts Themen berühren die Menschen zu jeder Zeit.
Gisbert zu Knyphausen

Bei den PASSAGEN, der gemeinsamen Konzertreihe von BR-KLASSIK Franken sowie Kulturforum und Stadttheater Fürth, stellen zu Knyphausen und Schumacher ihre musikalische Bewusstseinserweiterung vor und bringen die zwei weit auseinanderliegenden Klangwelten zusammen in einer ganz speziellen poetisch-zeitgemäßen Atmosphäre.

Neuer Zugang zu Schubert: Gisbert zu Knyphausen und Kai Schumacher

Die konkrete Idee zu dem Projekt kam aber von dem Pianisten Kai Schumacher. In einem Gespräch mit dem VAN-Magazin erzählte er, wie er auf den Gedanken kam und dann den Kontakt zu Gisbert zu Knyphausen knüpfte: "…Ich hatte das Gefühl, dass das gut werden kann. Wenn es gut gemacht ist. Dass es eben nicht nur so ein Crossover-Ding ist: 'Hey, wir spielen Henry Purcell im Stile von Sting!' oder so. Und weil ich einfach auch Fan von Gisbert bin, dachte ich: Das könnte passen. Das ist so eine glaubwürdige Stimme! Und seine Texte sind für mich zeitlos."

Gisbert zu Knyphausen hat die Idee von Kai Schumacher zunächst überrascht, aber die Kraft und Emotionalität der Schubert-Lieder hat ihn schließlich überzeugt. Die 200 Jahre Altersunterschied sind zunächst vor allem in den Gedichten greifbar, wie der Singer-Songwriter im Gespräch mit BR-KLASSIK erzählt: "Am Anfang dachte ich, ich müsste die Texte vielleicht ein bisschen umschreiben in eine modernere Sprache, sodass ich sie besser singen kann." Aber als er es Zuhause probierte, merkte er, "dass gerade darin eine schöne Spannung liegt, dass ich diese alten und romantischen Gedichte so lasse, wie sie sind, auch mit so altmodischen Ausdrücken wie 'fein Liebchen' oder sowas. Aber es war eine Überwindung, die Texte einfach so stehen zu lassen."

Livestream: Gisbert singt Schubert

"Lass irre Hunde heulen – Gisbert singt Schubert" am Donnerstag, den 26. Januar 2023 um 20:00 Uhr im Kulturforum Fürth.
BR-KLASSIK CONCERT überträgt das Konzert im Livestream (danach on demand).
Außerdem sendet BR-KLASSIK den Konzertmitschnitt am 9. Februar im Hörfunk.

Arrangements von Schubert-Liedern im Popmusik-Stil

Franz Schubert, Aquarell von Wilhelm August Rieder | Bildquelle: BR/Wilhelm August Rieder Franz Schubert hob die Lied-Komposition auf eine neue Stufe. | Bildquelle: BR/Wilhelm August Rieder Zusammen haben Gisbert zu Knyphausen und Kai Schumacher erst einmal zahlreiche Schubert-Lieder angehört und notiert, welche darunter sie besonders ansprechen. Als nächstes fertigte Kai Schumacher Lied-Sheets an, also nur die Texte mit den Akkorden, so dass zu Knyphausen die Lieder mit der Gitarre durchsingen konnte. Beim Jammen mit anderen Musikern haben die Arrangements dann immer mehr Gestalt angenommen. Dabei hat sich der Sänger intensiv in die Figuren aus Schuberts Liedern hineinversetzt: "Ich habe mir zum Beispiel den Typen in 'Der Doppelgänger' wirklich sehr wirr und abgedreht vorgestellt. Deshalb wollte ich am Ende des Arrangements auch unbedingt so krass werden, dass diese Verzweiflung richtig spürbar wird. Dass der Protagonist in dem Lied nicht einfach nur depressiv an der Hauswand lehnt, sondern wie ein Irrer draußen auf der Straße rumkrakeelt."

Auf der anderen Seite sollten die Lieder durch die Arrangements eine Poplied-Struktur bekommen, so Kai Schumacher. Beim "Leiermann" habe er etwa einen Mini-Refrain eingebaut, den es im Original gar nicht gibt; und auch in vielen weiteren Arrangements seien eigene kompositorische Ideen eingeflossen, etwa die Latin-Elemente bei "Nähe des Geliebten".

Schubert – Innovator des Liedes

So entstanden – gewissermaßen als kreativer Gemeinschaftsprozess – die Arrangements der Schubert-Lieder, die Gisbert zu Knyphausen und Kai Schumacher mit ihrer Band interpretieren. Für das 19. Jahrhundert war Beethoven der große Innovator in fast allen Bereichen: in der Sinfonie, im Streichquartett, in der Klaviersonate. Aber eben nur in fast allen Bereichen. Im Lied galt Schubert als derjenige, der die Komposition auf eine neue Stufe gehoben hat, oder wie es der Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick ausgedrückt hat: "Seit er den ersten Takt schrieb, ist jene alte geistlose Liederfabrikation, welche Text und Musik über dürftigen Dreiklängen nebeneinander herlaufen ließ, unmöglich geworden." Schubert bereicherte die Lyrik mit einer Musik auf Augenhöhe, die viel mehr ist als bloße Begleitung.

Sendung: Livestream am 26. Januar 2023 ab 20:00 Uhr auf BR-KLASSIK CONCERT

Kommentare (0)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.
Zu diesem Inhalt gibt es noch keine Kommentare.

    AV-Player