BR-KLASSIK

Der norwegisch-schwedische Geiger Johan Dalene ist einer der Shooting-Stars der Szene. Umjubelte Debüts bei den großen Klangkörpern weltweit, gefeierte Alben. Jetzt spielt er mit den Münchner Symphonikern unter der Leitung von Joseph Bastian.

Charmant, zart und fast ein bisschen verlegen schaut er aus, der Geiger Johan Dalene auf seiner website. Dort hält er zahlreiche Bögen in den Händen, zu einer Art Fächer aufgespreizt, um dahinter zur Seite zu lächeln. Verbergen muss sich Dalene sicher nicht: 2019 gewann er den Carl-Nielsen-Wettbewerb in Dänemark, woraufhin er mit seiner Debüt-CD und dem Klassiker von Tschaikowsky nachlegte, was in der Fachwelt schon leises Raunen hervorrief. Als dann Auftritte bei den renommiertesten Klangkörpern der Welt und weitere umjubelte CDs folgten, war klar: Hier purzelt einer die Karriereleiter hoch - wobei dieses Wort eigentlich unpassend ist für den jungen Geiger, dessen Spiel wenig mit Purzeln gemein hat. Kristallklar ist sein Ton, fulminant die Technik, weswegen es nicht verwundert, dass das französische Fachmagazin "Diapason" ihn adelte mit der Bemerkung, er sei kein Virtuose, wie es viele gebe, sondern: "Er hat eine Stimme." Das nimmt auch die Zeitung Le Monde auf, wenn sie schwärmt, Dalene könne auf seiner Stradivari "singen wie ein großer Meister."

Das sind schon Hausnummern. Und vielleicht steckt in dem anfangs erwähnten Foto auch ein wenig Ehrfurcht und Bescheidenheit bei gleichzeitigem Signal: Ich trau es mir zu. Die Liebe zur Klassischen Musik bekommt Dalene quasi mit der Muttermilch: Beide Eltern spielen Instrumente, der Vater Cello, die Mutter Klavier. Und vor allem widmen sie sich intensiv dem Üben, was der kleine Johan früh als anregend empfindet, wie er im BR-KLASSIK Gespräch sagt: „Ich wollte auch immer so viel und nah am Instrument sein wie sie, wenn sie stundenlang am Tag geübt haben,“ erzählt Dalene und fügt schmunzelnd an, dass er zunächst seinem Vater nacheiferte, um dann mal eine Geige auszuprobieren: „Dann habe ich mich sofort in das Instrument verliebt und das ist geblieben bis heute.“

Seinen ersten öffentlichen Auftritt feiert Dalene im Alter von sieben Jahren. Und natürlich übt auch er viel, bis heute übrigens, wie er im Gespräch zugibt: "Aber wenn man etwas mit Leidenschaft und Spaß macht, dann ist es kein Problem." Sehr wohl problematisch ist die Nervosität, die im Lauf der Zeit eher gewachsen sei, wie Dalene im BR-KLASSIK Gespräch zugibt: "Als Kind war ich gar nicht nervös, habe überhaupt nicht nachgedacht. Das ist heute schon anders." Aber man entwickle als Profi ein Gespür für die Bühne und das Lampenfieber, das zu einer guten Aufführung auch ein Stück weit dazugehöre. Sein einfaches Rezept: "Positiv denken." Vielleicht schwirren Dalene dann vielleicht ja Fußballgedanken durch den Kopf, sein großes Hobby, früher habe er selbst viel gespielt. "Heute reicht es meist nur fürs Anschauen im Fernsehen," wie er lachend feststellt.

Sendung: Allegro am 02. Mai 2024 ab 06:05 Uhr