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Komponistin Alma Deutscher im Interview Entschieden melodisch

Sie ist erst 18, hat aber schon ihre zweite Oper am Start: Am Samstag wird "Des Kaisers neue Walzer" von Alma Deutscher am Landestheater Salzburg uraufgeführt. Im Interview mit BR-KLASSIK schießt die junge Komponistin heftig gegen die zeitgenössische Klassik. Neue Musik sei eine ziemlich ideologische Veranstaltung, sagt Deutscher. Am Ende sei Lärm jedoch auch nur Lärm. Sie suche lieber nach schönen Melodien.

Alma Deutscher | Bildquelle: Opera San Jose-David Allen

Bildquelle: Opera San Jose-David Allen

BR-KLASSIK: Alma Deutscher, morgen steht die Uraufführung Ihrer neuen Oper an, "Des Kaisers neue Walzer", auf einer Skala von eins bis zehn, wie aufgeregt sind Sie?

Alma Deutscher: Unglaublich aufgeregt! Das ist bei mir immer so. Das ist ja die Uraufführung meiner neuen Oper, einer holländischen Komödie, die die Liebesgeschichte zweier junger Menschen erzählt: Leonie Kayser, die Tochter eines Milliardärs, die von Mozart besessen ist und eine Dirigentin werden möchte und Jonas, ein Gärtner, der auch ein sehr talentierter Singer-Songwriter ist. Am Anfang scheinen ihre Welten so weit weg voneinander, in musikalischer Hinsicht und auch in sozialer Hinsicht. Und sie schaffen es aber trotzdem, am Ende zusammenzukommen. Es ist also eigentlich eine Liebesgeschichte sowohl zwischen zwei jungen Menschen als auch zwischen zwei musikalischen Welten. Und natürlich mit einem Happy End.

Ich möchte zeigen, dass die klassische Musikwelt und die Popmusik nicht so weit auseinanderliegen
Alma Deutscher

BR-KLASSIK: Der Titel adaptiert ja einen Märchentitel, und man kann ja mutmaßen, wenn im Märchen die Kleider keine Kleider sind, dann sind in Ihrer Oper die Walzer ja vielleicht auch keine Walzer? Andersherum gefragt: Wie würden Sie denn ihre Komposition musikalisch beschreiben?

Alma Deutscher: Also, das Stück ist inspiriert von Andersens Märchen. Auch wenn es selbst kein Märchen ist. Das ist ja eine Geschichte, die sich in modernen Zeiten abspielt. Eigentlich ist meine Oper eine Satire auf die melodielose Welt der sogenannten zeitgenössischen klassischen Musik, Musik, die nur intelligente und kultivierte Menschen verstehen können und die für Normalsterbliche einfach wie Lärm klingt. Ich nehme also diese Ideologie aufs Korn, die dem Publikum und auch Komponistinnen und Komponisten vorgeschrieben hat, wie ernste, moderne Musik zu klingen hat und die Ideale wie Schönheit und Emotionen herabgesetzt hat. Davon möchte ich das Publikum befreien, möchte ihm sagen: Hey, wenn ein Musikstück wie Lärm klingt, dann nicht, weil ihr zu blöd seid, um das zu verstehen, dann liegt das daran, dass es Lärm ist! Ich möchte zeigen, dass die klassische Musikwelt und die Popmusik nicht so weit auseinanderliegen. Und deswegen vereint diese zwei Welten am Ende die Schönheit der Melodie.

Info

Premiere der Oper "Des Kaisers neue Walzer" war am Samstag, den 4. März, im Landestheater Salzburg. Unser Rezensent Peter Jungblut ist nicht überzeugt. Im Gegenteil: Ihn erinnere Deutschers Kritik der Avantgardemusik sogar an den Umgang der Nazis mit sogenannter "entarteter Musik", schreibt er. Hier geht's zur Premierenkritik.

Mischung aus Oper und Musical

BR-KLASSIK: Sie lieben also die Tonalität, sie lieben die Melodie, das spürt man ja auch in ihren Kompositionen, die es schon auf CD gibt. Nun sind Sie ein extrem junges Team. Sie als Komponistin sind gerade mal 18. Die Dirigentin Katharina Wincor ist Ende 20. Die Regisseurin Christina Piegger dürfte auch so in etwa dieses Alter sein. Wie wichtig ist das für Sie, dass Sie alle dieser jungen Generation angehören?

Alma Deutscher: Ich möchte, dass die Oper ein breites Publikum erreicht. Eigentlich ist es ja auch eine Mischung aus Oper und Musical. Auch der Darsteller des Jonas ist eigentlich Musicalsänger. Ich habe gedacht, wenn er ein Singer-Songwriter sein soll, dann wäre das ein bisschen komisch, wenn er wie Pavarotti klingen würde. Und es gibt auch viele verschiedene Musikstile in der Oper - von Mozart bis zu Rap. Also es ist wirklich alles drin. Und damit möchte ich vor allem viele junge Menschen erreichen.

Sendung: "Leporello" am 3. März ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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