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Generationswechsel an der Staatsoper Hamburg Omer Meir Wellber wird neuer Chefdirigent

Die neue Leitung ist komplett: Ab 2025 tritt die Staatsoper Hamburg mit drei neuen Spitzen an. Zu Intendant Tobias Kratzer und Ballettchef Demis Volpi kommt noch Omer Meir Wellber. Der israelische Dirigent tritt die Nachfolge des langjährigen Chefdirigenten Kent Nagano an. Das gab der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda am Freitag bekannt.

Omer Meir Wellber | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk

Bildquelle: Bayerischer Rundfunk

"Mit Omer Meir Wellber konnten wir eine herausragende Künstlerpersönlichkeit für die Kulturstadt Hamburg gewinnen", sagte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Freitag. Der 42-Jährige habe gezeigt, dass er dafür brenne, Brücken zu bauen und auch neues Publikum für die klassische Musik zu begeistern. "Ich bin sicher, dass er gemeinsam mit dem Philharmonischen Staatsorchester auch in Hamburg neue Impulse setzen wird. Das Orchester, das sich unter Kent Nagano künstlerisch hervorragend entwickelt hat, wird auch bei ihm in besten Händen sein", so Brosda weiter.

Wellber: Wunschkandidat von Tobias Kratzer

Damit ist der Generationswechsel an der Alster abgeschlossen. Bereits 2024 übernimmt der 38-Jährige Demis Volpi als Ballettchef. 2025 folgen dann Omer Meir Wellber und als neuer Intendant der 43-Jähriger Tobias Kratzer. Der bezeichnete seinen frisch ernannten Mitstreiter bereits als "Glücksfall für Hamburg". Wellber sei sein Wunschkandidat gewesen, so Kratzer: "Omer Meir Wellber ist ein Dirigent, der nicht nur in den unterschiedlichsten Epochen zuhause ist, sondern dessen Denken und Programmatik lustvoll und undogmatisch auf die überraschende Rekombination setzt, auf musikalische Exzellenz und einen gemeinsamen Ensemblegeist."

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In Wien wird man diese Freude eher nicht teilen. Erst seit 2022 ist Wellber Generalmusikdirektor an der dortigen Volksoper. Sein Vertrag dort läuft bis 2027, ob er ihn verlängern wird, ist angesichts seines neuen Engagements ziemlich fraglich. Das Angebot aus Hamburg sei für ihn einfach zur richtigen Zeit gekommen, erklärte Wellber. Seit 15 Jahren arbeite er jede Woche in einer anderen Stadt. "Jetzt möchte ich gerne in einem großen Haus arbeiten und mit einem Orchester etwas entwickeln und in die Tiefe gehen."

Wellber: Dirigent, Autor, politischer Mensch

Umtriebig ist Wellber in jedem Fall. Neben seinem Engagement in Wien ist er momentan auch Musikdirektor des Teatro Massimo Palermo und künstlerischer Leiter des Toscanini Festivals. Von 2018 bis 2022 war er außerdem erster Gastdirigent der Semperoper Dresden und bis 2022 Chefdirigent des BBC Philharmonic Orchestra. Außerdem schreibt er. 2017 erschien sein Mozart-Buch. 2019 veröffentlichte Wellber einen Roman: "Die vier Ohnmachten des Chaim Birkner", Schelmenstück und deutsch-israelischer Jahrhundertroman zugleich.

In seinem jüngsten Interview mit der FAZ zeigt sich Omer Meir Wellber auch als politischer Mensch. Er sei ziemlich alarmiert wegen der neuen rechts-religiösen Regierung in seinem Heimatland. "In Israel hat eine Regierung die Amtsgeschäfte übernommen, deren Mitglieder kein Demokratieverständnis mehr haben", so Wellber. Sorgen bereite ihm vor allem die geplante Justizreform, die faktisch die Gewaltenteilung in Isarel aushebeln würde. "Die Präsidentin des Obersten Gerichts hat öffentlich erklärt, die geplanten Reformen wären das Ende einer unabhängigen Justiz. Sie hat die Menschen quasi aufgefordert, auf die Straße zu gehen. Wenn man bisher immer gesagt hat, Israel sei die einzige Demokratie in der Region, dann kann es sehr gut sein, dass dies über kurz oder lang nicht mehr stimmt."

Sendung: "Leporello" am 24. Februar ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Montag, 27.Februar, 17:16 Uhr

Wilfried Schneider

OMER MEIR WELLBER

Die sächsische (Un)Kulturministerin und Finanzbeamte Klepsch hat in ihrer grenzenlosen Inkompetenz bei der zwangsweisen Neubesetzung des Chefs der Dresdner Staatskapelle natürlich von der Qualität des damaligen ständigen Gastdirigenten Omer Meir Welber nichts mitbekommen und lieber den farblosen und mit Maestro Thielemann fast gleichaltrigen Gatti (Semper 2030!!) als neuen und offensichtlich politisch kompatibleren Öbersten installiert. Die Hamburger dagegen scheinen bei Welber freudig und dankbar zugegriffen zu haben. Warum man dort allerdings Kent Naganos Vertrag nicht verlängert hat, weiß bis heute offenbar außer den dafür politisch verantwortlichen Figuren auch niemand so richtig.

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