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Spar-Debatte beim ORF Steht das RSO Wien vor dem Aus?

Es ist das einzige öffentlich-rechtlich finanzierte Orchester in Österreich. Trotzdem steht das Radio-Symphonieorchester Wien jetzt vor dem Aus. Der ORF muss massiv sparen. Doch genauso massiv ist der Widerstand in der Kulturszene. Und nicht nur in Österreich selbst. Unterstützung kommt auch aus München. Gibt es also doch noch einen Weg für das RSO, vielleicht auch jenseits einer Partnerschaft mit dem ORF?

Chefdirigentin Marin Alsop und das RSO Wien | Bildquelle: Theresa Wey

Bildquelle: Theresa Wey

300 Millionen Euro muss der öffentlich-rechtliche ORF in den nächsten drei Jahren einsparen. Einerseits, weil alles teurer geworden ist. Aber auch, weil Österreichs Medienministerin Susanne Raab (ÖVP) einen Rabatt auf den neuen Rundfunkbeitrag fordert, um den gerade gerungen wird.

ORF muss 300 Millionen einsparen

Auf der ersten Streichliste des ORF-Generalintendanten Roland Weißmann steht das auch von ihm hochgelobte Radio-Symphonieorchester des ORF: 100 Köpfe, breites Repertoire, große Oper, darunter viel Zeitgenössisches und auch viel Filmmusik. Das ganze Paket kostet geschätzt 30 Millionen Euro im Jahr.

Das Sparpaket war ein harter Schlag, aber wegducken gilt nicht für das selbstbewusste ORF Radio-Symphonieorchester (RSO). Der Geiger Julian Rachlin spielt und dirigiert oft beim RSO, auch in diesen Tagen. Die Musikerinnen und Musiker hätten geprobt, als ob nichts wäre, erzählt er. "Dabei ist hier ein führenden Klangkörper in seiner Existenz bedroht."

Unsäglich und fatal
Regisseur Stefan Herheim über das mögliche Aus des RSO Wien

Ein harter Schlag - auch für Stefan Herheim, Intendant des Theaters an der Wien, das zweite große Opernhaus neben der Staatsoper. Das RSO ist sein Hausorchester, fest eingeplant, allerdings nicht unbedingt zu marktgerechten Gagen. Es gibt einen ORF-Rabatt. "Wir sehen im RSO einen unserer wichtigsten Partner", so Herheim, "ein Kollektiv, von dem wir absolut abhängig sind. Und ich finde es einfach unsäglich und fatal, wenn es zu so einem Schnitt käme."

Petition für Erhalt des RSO gestartet

Unsäglich, fatal, katastrophal, barbarisch, bedrohlich: Die Wiener Feuilletons sind voller Abscheu und Entsetzen über den Sparplan des ORF-Intendanten. Ähnlich sehen das die Konzerthausbesucher. Mittlerweile wurde auch eine Petition gestartet. Über 60.000 Unterschriften sind unter dem Aufruf "SOS RSO – Rettet das Radiosymphonieorchester Wien!" bereits zusammengekommen.

Und auch aus Bayern kommt Unterstützung. In einem offenen Brief vom Montag stellen sich die drei großen Münchner Klangkörper, Staatsorchester, BRSO und Münchner Philharmoniker, hinter die Wiener Kolleginnen und Kollegen. "Wir, die Mitglieder der [...] Münchner Orchester und unsere Chefdirigenten, sind entsetzt über die Nachricht, dass die Existenz einer der wichtigsten Institutionen des österreichischen Musiklebens, des ORF RadioSymphonieorchester Wien, zur Disposition steht", heißt es in dem Schreiben. Und weiter: "Eine Auflösung dieses Ensembles würde dementsprechend nicht nur einen Schlag für ein zeitgemäß vielfältiges und vielfältig zeitgemäßes Musikleben in Österreich bedeuten, es wäre ein Anschlag auf die Kulturgeschichte unseres Kontinents."

Es braucht Euch. Zweifellos und unbedingt.
Botschaft der drei großen Münchner Orchester an das RSO Wien

Veronica Kaup-Hasler, Wiens Kulturstadträtin, verweist auf das Nachbarland. Allein der BR habe zwei große Orchester, betont Kaup-Hasler. Die ARD finanziere insgesamt 16 Ensembles. "In Deutschland haben wir bei allen großen Medienanstalten mehrere Orchester oder Bigbands. Und in Österreich wird das einzige Orchester des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingestellt. Das ist eine Katastrophe!"

Wird das RSO künftig anders finanziert?

Eine Katastrophe - fragt sich allerdings für wen? Die Diskussion beginnt anzuschwellen. Wer könnte denn sonst zahlen fürs Radio-Symphonieorchester, wenn vom ORF ein 300 Millionen-Sparpaket erwartet wird? Manche erinnern sich beim Blick auf die monatliche Lastschrift, dass in Österreich mit dem Rundfunkbeitrag bis zu zehn Euro pro Monat zusätzlich abgebucht werden, von denen der ORF nichts sieht: Kultur, Abgaben für die Bundesländer, auch für den Bund.

Wenn man Österreichs Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer von den Grünen zuhört, klingt es so, als könnte hier eine Lösung versteckt sein. "Wichtig ist, dass das Orchester finanziert ist. Ob selbständig oder als Teil des ORF, das werden wir sehen." In einem Monat muss ORF-Intendant Roland Weißmann wieder in sein Aufsichtsgremium in den überwiegend politisch besetzten ORF-Stiftungsrat - mit einer Sparliste, die vielleicht noch dieselbe ist, vielleicht aber auch nicht .

Sendung: "Leporello" am 27. Februar 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Donnerstag, 02.März, 11:24 Uhr

josef wagner

RSO wien soll aufgeloest werden

Ja da haben wir extra eine Dame mit dem Tiitel Kulturminister, und die hat so was im Sinn. Unglaublich und Frechheit. Ich muss gestehen ich war ein einziges Mal bei einem Konzert wo Karl Richter Haendel Orgelkonzerte spielte und vom Sipieltisch aus das ORF Sinphonieorchester leitete - einfach grandios. Aber das war irgend wan in den1970-er Jhren . We dann im Theater an der Wien oder oder ... spielen wird. Vielleicht macht die Dame ein neues Orchester ?

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