BR-KLASSIK

Inhalt

Neuer Koalitionsvertrag in Bayern Ja zum Konzerthaus in München

Lange war Pause in Sachen Konzerthaus München. Jetzt kommt wieder Bewegung in die Sache: Heute stellt die neue bayerische Regierung ihren Koalitionsvertrag vor. Darin bekennen sich CSU und Freie Wähler dazu, "einen Konzertsaal für München zu errichten".

Konzertsaal Entwurf, Sieger Wettbewerb Architekturbüro Cukrowicz Nachbaur | Bildquelle: Cukrowicz Nachbaur Architekten; www.cn-architekten.at

Bildquelle: Cukrowicz Nachbaur Architekten; www.cn-architekten.at

Zweieinhalb Wochen nach der Landtagswahl in Bayern steht der Koalitionsvertrag zwischen der CSU und den Freien Wählern. Die Ziele für Kunst und Kultur sind klar formuliert. Auf Seite 27 steht wörtlich: "Wir stehen zu unserer Verantwortung, in München einen Konzertsaal im Werksviertel zu errichten, der der internationalen Bedeutung seiner Klangkörper gerecht wird. Mit Blick auf die sich abzeichnenden Kosten werden wir die Planungen überarbeiten und redimensionieren."

Söder: "Verhandlungen schwieriger erwartet"

In einer Pressekonferenz zum neuen Koalitionsvertrag zeigte sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder am Donnerstag erstaunt, dass es in Sachen Konzerthaus weitergeht: "Ich finde es schon mal sehr positiv, dass ein Bekenntnis dazu drin steht. Das hätte ich vor den Verhandlungen als schwieriger erwartet, wenn ich ganz ehrlich bin." Es werde geprüft, ob das Konzerthaus "in dieser oder in einer anderen Form" gebaut werde. Söder verweist in diesem Zusammenhang auf die "enormen Kosten" und den zukünftigen zuständigen Minister.

Ich finde es schon mal sehr positiv, dass ein Bekenntnis dazu drin steht.
Markus Söder

Sir Simon Rattle zeigt sich zuversichtlich

"Das lang versprochene Konzerthaus lebt!" Sir Simon Rattle freut sich über das Bekenntnis der neuen Regierung zu diesem "großartigen Projekt". Wichtig sei, dass man jetzt schnell vorankomme. Man könne und solle über alles nachdenken, aber eins dürfe man nicht verlieren, was in der Planung seit Jahren mit so viel Umsicht berücksichtigt worden sei: eine Vision für die Zukunft. "Ein Konzerthaus im 21. Jahrhundert muss so viel mehr sein als ein Auditorium: es muss ein Leuchtturm für Musik sein, der mit seinen räumlichen und digitalen Möglichkeiten weithin strahlt und inspiriert", so der Dirigent.

Ein Haus für Alle und für kommende Generationen.
Sir Simon Rattle

Konzerthaus München "mit frischem Elan" angehen

Es schade niemandem, "der Sache ein bisschen mehr Dringlichkeit zu geben", sagte im September der neue Chefdirigent von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks in einem Interview mit BR-KLASSIK. Auch BR-Intendantin Katja Wildermuth rief die Politik vor einer Woche auf, das Projekt "mit frischem Elan" anzugehen und eine Entscheidung zu treffen.

In einer ersten Reaktion auf den neuen Koalitationsvertrag teilt die BR-Intendantin mit: "Das ist eine gute Nachricht für die Musikwelt in Bayern, die zahlreichen Unterstützer des Projekts und natürlich auch für unser Symphonieorchester und den Chor des Bayerischen Rundfunks mit seinem Chefdirigenten Sir Simon Rattle. Der Bayerische Rundfunk geht voller Zuversicht und Elan in die weiteren Gespräche, damit jetzt etwas entstehen kann, das allen musikinteressierten Menschen in Bayern zugutekommt – ein moderner Ort der Musikbegegnung. Wir freuen uns auf den kreativen Austausch darüber, wie das Projekt nun rasch konkret Gestalt annehmen kann."

Der Bayerische Rundfunk geht voller Zuversicht und Elan in die weiteren Gespräche.
BR-Intendantin Katja Wildermuth

Weitere Bekenntnisse und Sanierung des Bayreuther Festspielhauses

Die neue Bayern-Koalition bekennt sich laut Koalitionsvertrag nicht nur zum Münchner Konzerthaus, sondern auch "zu den angestoßenen Prozessen zur Entwicklung der Staatstheater, zu den Zuschüssen für nicht-staatliche Theater, zur Förderung von Laientheatern, zur Förderung der Freien Kunstszene und zur Stärkung der Finanzierung von Sing- und Musikschulen." Dazu soll gemeinsam mit dem Bund die Sanierung des Bayreuther Festspielhauses wie vereinbart fortgeführt werden.

Sendung: "Leporello" am 26. Oktober 2023, um 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (6)

Kommentieren ist nicht mehr möglich.

Montag, 30.Oktober, 09:33 Uhr

Trappe

Traurige Richtung

Es wäre ein verhängnisvolles Signal an die Kultur, wenn eine solch bedeutende Kulturmetropole nicht das Vorhaben umsetzen dürfte. Die Politik schleudert seit 2015 sinnloses Geld für bestimmte Dinge hinaus, aber für die guten Steuerzahler wird nichts getan. Schade!

Sonntag, 29.Oktober, 22:52 Uhr

Walter Lange

Ein Konzerthaus muß ein Leuchtturm für Musik sein, sagte Sir Simon Rattle. Das erinnert an die Hamburger Elbphilharmonie im Hafenviertel. Hoffentlich kostet ein einziges Fenster in München nicht 72.000 Euro wie in Hamburg.

Freitag, 27.Oktober, 10:07 Uhr

Johannes Geiger

Und die Region?

Warum baut man von dem Geld nicht viele kleinere Säle (Kapazität 200 Menschen), in Regionen und Städten,!in denen es gar keine Säle gibt? Warum alles nach München. In der Region findet genauso viel, wenn nicht mehr, Kultur als in München statt. Wenn alle nach München fahren blutet die Region aus bzw. wird herabgesetzt.

Donnerstag, 26.Oktober, 19:41 Uhr

Franz Spielmann

Realsatire

Die Planungen sollen "redimensioniert" werden - ich lache mich schlapp. So wird das nichts, und das ist auch gut so.Oder wir bekommen eine zweite IKEA, ach nein, Isar-Philharmonie in München.

Donnerstag, 26.Oktober, 14:59 Uhr

Niederbayer

Konzertsaal

Dass ein Bauwerk, das lt. den letzten Kostenschätzungen mehr als 1 Milliarde Euro kosten wird und dessen einziger Profiteur die Stadt München sein wird, für den bayerischen Steuerzahler wirklich nützlich ist, darf wohl ernsthaft in Zweifel gezogen werden.

Donnerstag, 26.Oktober, 14:04 Uhr

Sanne Kurz

Konzerthaus

Wir stehen da, wo wir vor fünf Jahren waren. Fast. Jetzt: Ein Saal, kein Haus. Und kein Zeitplan, kein Horizont für einen Baubeginn. Dass ein Ministerpräsident, der so lange in Denkpause war, da nicht mehr leistet, enttäuscht. Da die Kosten der Erbpacht an den Verbraucherpreisindex gebunden sind, bedeutet dieser Wankelmit weitere Kostensteigerungen zu Lasten der Steuerzahler. Einzig dass er nicht beerdigt wurde, der Traum vom Saal, vom Haus, gibt Hoffnung. Und die stirbt bekanntlich zuletzt.

Mehr zum Thema

Neu bei BR-KLASSIK

    AV-Player