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Kritik – "Das Land des Lächelns" auf Gut Immling Lehár-Operette mit großartiger Sängerbesetzung

Drum prüfe, wer sich ewig bindet, vor allem wenn diese Bindung Kulturgrenzen überwindet. Schwierig wird es außerdem, wenn zwischen den Kulturen gleich mehrere 1.000 km liegen, so wie das im "Land des Lächelns" die österreichische Gräfin Lisa und der chinesische Prinz Sou-Chong erleben müssen. Am Samstag hatte die Operette von Franz Lehár Premiere beim Opernfestial auf Gut Immling im Chiemgau.

Szene aus der Operette "Das Land des Lächeln" beim Opernfestival Gut Immling 2023 | Bildquelle: Immling Festival

Bildquelle: Immling Festival

Als 1929 die Operette "Das Land des Lächelns" entstand, war die Frage nach der Vereinbarkeit zweier fremder Kulturen so aktuell, wie sie das heute auch bei uns noch ist. Lehár sah das ganze doch recht pessimistisch, so dass sein Werk, ganz untypisch für das Genre Operette, tragisch endet.

Inszenierung lebt durch die großartige Sängerbesetzung

Das Immlinger Regieteam um Urs Häberli hat diese unglückliche Liebesgeschichte herrlich konventionell auf die Bühne gebracht. Vollkommen unverfälscht, aber durchaus nicht altbacken wird hier die Geschichte erzählt mit großem Fokus auf das Innenleben der durchaus facettenreichen Protagonisten. Und deshalb lebt diese Inszenierung vor allem durch ihre großartige Sängerbesetzung, allen voran die beiden Hauptfiguren Lisa und Sou-Chong.

Mit Michael Ha hat das Festival einen echten Glücksgriff gemacht: Sein Sou Chong glänzt mit überwältigender tenoraler Strahlkraft und lässt wirklich keine Wünsche offen. Dabei ist besonders noch seine durchweg gute Textverständlichkeit zu loben!

Szene aus der Operette "Das Land des Lächeln" beim Opernfestival Gut Immling 2023 | Bildquelle: Immling Festival Bildquelle: Immling Festival Als starke Partnerin steht ihm Elvira Hasanagic als Lisa zur Seite, die mit ihrer runden, in allen Lagen wohltönenden Stimme eine selbstbewusste und starke Frau gibt, die sich sowohl gegenüber ihrem Vater, als auch gegenüber dem Prinzen klar positioniert und sehr modern und emanzipiert auftritt. Aber nicht nur Sou Chong und Lisa harmonieren wunderbar miteinander, auch das Buffopaar mit Carina Schmieger als Prinzessin Mi und Gezim Berisha als Gustl sind überzeugend sympathisch und mit sehr schönen Stimmen besetzt.

Chinesisches Kolorit im Chiemgau

Das Bühnenbild von Dorothee Schumacher und Lutz Kemper fügt sich zu Beginn scheinbar nahtlos in das satt blühende Gelände Gut Immlings außerhalb der Reithalle ein. Eine Projektion im Hintergrund zeigt den Wiener Volksgarten mit Blick auf die Hofburg. Das Zentrum der Bühne bildet eine große Treppe, gesäumt von 2 Pavillons – einfach und zweckmäßig.

Diese scheinbar heile Welt ändert sich nach der Pause nicht nur optisch. Jetzt dominieren die Farben Schwarz, Weiß, Rot und Gold und die Parkatmosphäre wird abgelöst von typisch chinesischen Elementen: leuchtende Lampions, ein großer Gong, ein goldener Thron und landestypisch kostümierter Chor, samt Fächertanz und chinesischen Drachen.

Gut ausbalanciertes Orchester

Szene aus der Operette "Das Land des Lächeln" beim Opernfestival Gut Immling 2023 | Bildquelle: Immling Festival Bildquelle: Immling Festival Musikalisch wird das Ensemble gekonnt von Dirigentin Cornelia von Kerssenbrock und dem Festivalorchester Immling durch den Abend getragen. Wenn auch bei manchen Walzerstellen noch ein bisschen Wiener Schmäh gefehlt hat, brachten die Musikerinnen und Musiker die Wucht dieser Lehár-Partitur, die nicht selten an Richard Strauss oder Puccini erinnert, gekonnt auf die Bühne ohne die Sänger zu überdecken. Und das, obwohl hier lobenswerterweise komplett auf Mikrofonierung der Darsteller sowohl in den Dialogen also auch im Gesang verzichtet wurde.

Kurzum: ein perfekter Operettenabend in idyllischer Atmosphäre getragen von großartigen Sängerinnen und Sängern.

Sendung: "Allegro" am 19. Juni 2023, um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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