Als würde ein Familienmitglied ausgetauscht werden. So beschreibt das Berliner Notos Quartett den Neustart mit Cellist Benjamin Lai. Denn es muss Menschliches und Musikalisches funktionieren. Eine intensive Übergangsphase also.
Bildquelle: Kaupo Kikkas
Seit seiner Gründung 2007 steht das Berliner Notos Quartett für eine vielseitige und kreative Interpretation des Klavierquartett-Repertoires. Neben klassischen Werken ist es dem Ensemble besonders wichtig, zeitgenössische und unbekanntere Kompositionen aufzuführen. Doch nach vielen erfolgreichen Jahren steht das Ensemble nun vor einer Herausforderung: Mit Benjamin Lai übernimmt ein neuer Cellist die Position im Quartett, und dieser Wechsel bringt für die Musikerinnen und Musiker eine spannende Neuausrichtung mit sich. Im Gespräch mit der Pianistin Antonia Köster und dem neuen Mitglied Benjamin Lai wird deutlich, wie intensiv diese Übergangsphase ist.
Auf die Frage, ob die Aufnahme eines neuen Musikers mit dem Einzug eines neuen Mitbewohners in eine Wohngemeinschaft zu vergleichen sei, antwortet Antonia Köster: "Wir denken mehr an einen Vergleich innerhalb einer Familie, wenn ein Familienmitglied ausgetauscht wird." Ein solcher Wechsel sei nicht nur eine musikalische Entscheidung, sondern betreffe auch das zwischenmenschliche Zusammenspiel. "Man muss sich mögen wie in einer Familie. Es funktioniert nicht, dass man wunderbare Musik macht und sich eigentlich nicht ausstehen kann", betont Köster.
Das Notos Quartett: Geiger Sindri Lederer, Bratschistin Andrea Burger, Cellist Benjamin Lai und Pianistin Antonia Köster | Bildquelle: Kaupo Kikkas Für Benjamin Lai, der offiziell seit September Teil des Notos Quartetts ist, war der Einstieg in das Ensemble Herausforderung und Freude zugleich. Die gemeinsame Probenzeit vor seinem offiziellen Einstieg war geprägt von intensiver Auseinandersetzung mit dem Repertoire. Doch Lai bringt nicht nur eine neue Perspektive mit, sondern auch eigene musikalische Ideen. "Ich versuche, meine eigene Erfahrung und Sichtweise einzubringen. Das führt zu einem Dialog, und daraus entsteht hoffentlich etwas Neues und Schönes", beschreibt er seine Herangehensweise.
Das Notos Quartett hat sich in den vergangenen Jahren durch seine interpretatorische Vielseitigkeit und den Mut zu ungewöhnlichen Programmen einen Namen gemacht. Auch in der neuen Besetzung wird dieser Weg fortgesetzt. "Es kommen viele spannende Projekte auf uns zu", erklärt Antonia Köster. Neben Konzerten in Deutschland stehen Reisen nach Italien, England und in die Niederlande an. Im kommenden Jahr plant das Quartett zudem Auftritte in Australien, Südafrika und den USA. Diese internationalen Konzerte bieten nicht nur dem Publikum die Gelegenheit, das Ensemble in neuer Besetzung zu erleben, sondern auch den Musikern selbst die Möglichkeit, als Gruppe weiter zusammenzuwachsen.
Sendung: "Allegro" am 1. Oktober 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Dienstag, 01.Oktober, 10:13 Uhr
Trappe
Kritische Umbesetzung
Wie viele Quartette haben durch einen Austausch/Umbesetzung nicht mehr die Qualität gehabt. Ein „Familienmitglied“ einfach mal auszutauschen, funktioniert so einfach nicht (Tokio, Artemis nach Prishipenka?, Emerson)… Das hört sich nett an, neue Ideen einzuflechten, aber alleine der Glaube fehlt mir, weil durch den Neuen sich alle auch untereinander und zueinander verändern.