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John Eliot Gardiner ohrfeigt Sänger Dirigent sagt Tournee ab

Der Dirigent John Eliot Gardiner überlässt für seine kommenden Konzerte seinem Assistenten das Pult. Grund ist ein Gewaltausbruch hinter der Bühne. Gardiner hat sich bereits öffentlich entschuldigt.

Dirigent John Eliot Gardiner | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Man meint, solche Verhaltensweisen würden vergangenen Zeiten angehören, aber auch heute noch rutscht dem ein oder anderen mal die Hand aus. Der 80-jährige Dirigent John Eliot Gardiner hat am Dienstag, den 22. August, nach einer konzertanten Aufführung von "Les Troyens" in La Côte-Saint-André in Frankreich die Nerven verloren. Nach dem Konzert hat Gardiner den 29-jährigen Sänger William Thomas geohrfeigt, nachdem dieser auf der falschen Seite vom Podium abgegangen sei, so berichteten die Klassik-Website "Slipped Disc" und die "New York Times".

John Eliot Gardiner nimmt Stellung zum Vorfall

Der Dirigent hat sich bereits öffentlich entschuldigt. In einer Stellungnahme sagt der Musiker, er bedauere zutiefst, dass er am Dienstag die "Nerven verloren" habe. "Ich weiß, dass körperliche Gewalt nie akzeptabel ist, und dass sich Musiker immer sicher fühlen sollten."

Gardiner zieht Konsequenzen und sagt Konzerte ab

Nun hat der Spezialist für Alte Musik Gardiner seine kommenden Tournee-Auftritte abgesagt. Die Salzburger Festspiele und das Musikfest Berlin teilten am Donnerstag mit, dass für die geplanten Aufführungen von "Les Troyens" bei beiden Festivals statt Gardiner sein Assistent Dinis Sousa am Pult des Monteverdi-Chors und des Orchestre Révolutionnaire et Romantique stehen werde. Das gelte auch für die Tournee-Stationen in Versailles und bei den BBC Proms in London.

Sendung: "Leporello" am 25. August 2023 ab 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (10)

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Dienstag, 29.August, 19:22 Uhr

Trappe

Zunächst gilt es zu unterscheiden zwischen metoo und einer Ohrfeige. Letzteres muss nicht sein, Gardiner hat daraus aber selbst die Konsequenzen gezogen, indem er sich öffentlich entschuldigt und die Tournee abgesagt hat. Dabei sollte man es auch bewenden lassen.
Große Dirigenten haben eben eine Autorität, die sie auch haben müssen, um im Haifischbecken bei Spitzenorchestern zu überleben. Barenboim hat viel schlimmer agiert, daraus wurde aus bestimmten politischen Gründen weder medial nie berichtet.

Montag, 28.August, 08:30 Uhr

Gufo

Sir

Als 80 Jähriger ist man altersweise oder vielleicht etwas senil, aber doch kein " Schläger". Der Sir ist immer wieder für Überraschungen gut.Aber wenigstens hat er sich entschuldigt und damit sollte man die causa für erledigt erklären.

Sonntag, 27.August, 11:15 Uhr

Eberhard

Irgendwas muss gerade im Trinkwasser sein, das das Ego von Leuten, die als Patriarchen im Biedermeier besser aufgehoben wären, gerade noch mehr aufbläht. Untergebene werden wieder sexuell belästigt und/oder geohrfeigt wie zu Kaiserin Sissis Zeiten. Kann da mal jemand einschreiten?

Sonntag, 27.August, 09:38 Uhr

Fred Keller

der Gardiner

die medien echauffieren sich über me too und im sport über küsse auf den mund.
sein verhalten war doch über jahrzehnte in der branche bekannt, kein wort dazu bis jetzt, man adelte ihn auch noch. jetzt soll er auf seinen latifundien bleiben und ruhe geben.

Freitag, 25.August, 22:09 Uhr

Gunnar

Jeder Gewaltausbruch muss geahndet werden. Etwas Autorität muss aber jeder Dirigent haben. Wie sagte derletzt ein Freund zu mir "Ein bisschen Chelibidace braucht jeder Dirigent" Es gibt einen Dirigenten mit einem grossen Namen und einem großen Orchester. Mittlerweile spielt das Orchester lieber unter den Gastdirigenten, weil der Chefdirigent zu nett ist. Aber Gewalt und auch sexuelle Übergriffe, die nicht mal so selten sind, müssen ihre Konsequenzen nach sich ziehen. Der Grund ist hier auch wirklich nicht zu verstehen.

Freitag, 25.August, 18:06 Uhr

Jörg Kramer

Dirigent sagt Tournee ab

seltsame Zeiten sind das! Nein, nicht die von Woodstock 69 ... die JETZT!

Freitag, 25.August, 16:38 Uhr

Kein Sir

Das Rutschen der Hand

Natürlich wäre es jetzt billig, verbal auf Gardiner einzudreschen, zumal ja bei einem so hochbetagten Menschen Dinge wie verhaltensverändernde Medikamente und eine beginnende Altersdemenz eine Rolle spielen können.

Trotzdem: Das Schlagen eines Untergebenen (noch dazu wegen einer absoluten Lappalie) ist ein gravierendes Fehlverhalten. Die doch sehr beschönigende Formulierung "mal die Hand ausgerutscht" ist meiner Ansicht nach völlig unangebracht.

Man stelle sich vor, das Opfer wäre eine Frau und der Täter kein englischer "Sir" (ich habe die Unterwürfigkeit gegenüber dem englischen Adel in unserer Gesellschaft eh nie so ganz begriffen, wahrscheinlich habe ich ich die konditionierenden Fernsehserien verpasst), dann hätte der Autor sicher nicht diese Formulierung gewählt. Grundsätzlich sollten Nachrichten den Sachverhalt neutral deskriptiv schildern, das ist hier nicht der Fall.

Freitag, 25.August, 15:48 Uhr

Anna Palii

Jeden Musiker, der schonmal mit Herrn Gardiner zusammengearbeitet hat, dürfte dieses Verhalten nicht in geringstem Maße überraschen. Sein Verhalten ist auch ohne Anwendung von körperlicher Gewalt schon immer grenzwertig und teils respektlos gegenüber den Musikern und Sängern gewesen. Warum dieser Mann auch im BR immer wieder eingeladen wird, ist mir ein Rätsel. Klar, ein verdienter Musiker, aber die Zeit der unangreifbaren Maestros ist wirklich vorbei.

Freitag, 25.August, 13:59 Uhr

Hanns Michael Bierig

Ohrfeige und Reaktion des Herrn Harleyson

Ihr Kommentar zeugt nur davon, dass Sie sich ebenfalls in die Niederungen eines Schlägers begeben. Sie sehen selbst, man hat sich manchmal nicht in der Gewalt und tut etwas Unüberlegtes ! Lieber vorher einmal bis 10 zählen und dann entscheiden !

Freitag, 25.August, 12:49 Uhr

David Harleyson

Ohrfeige

Ich hätte dem alten Sack dermaßen eine zurück gefeuert, dass er es nie vergisst!

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