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Verleihung des "Opus Klassik" 2019 Mit Mut zu politischen Statements

Nach dem großen Skandal um den Echo-Award vor zwei Jahren, wurde gestern wieder der Nachfolgepreis "Opus Klassik" verliehen. In über zwanzig Kategorien wurden Musiker und Musikerinnen ausgezeichnet. Bei der Verleihung, die von Thomas Gottschalk moderiert wurde, schreckten die Preisträger nicht vor klaren politischen Aussagen zurück.

Igor Levit spielt beim Opus Klassik 2019 | Bildquelle: © Monique Wüstenhagen

Bildquelle: © Monique Wüstenhagen

Es war eine festliche Gala mit rotem Teppich, tollen Abendkleider, großen Namen bei den Laudatoren und den Preisträgern. Dazu kam mit Thomas Gottschalk ein starker Moderator, der vor nahezu 1500 Gästen im farbenprächtigen Saal die Klassische Musik ehrte: "Immerhin handelt es sich beim Opus Klassik um den deutschen Oscar für Klassische Musik.", sagte er zu Beginn der Veranstaltung. In diesem Jahr gab es in 24 Kategorien insgesamt 462 Nominierungen. "Eine Fachjury aus Musik- und Medienprofis hat die Gewinner demokratisch ermittelt."

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Fehlende Transparenz

Thomas Gottschalk präsentiert zum zweiten Mal den Opus Klassik. | Bildquelle: © Monique Wüstenhagen Thomas Gottschalk moderierte zum zweiten Mal die Preisverleihung. | Bildquelle: © Monique Wüstenhagen Nach welchen Kriterien die Jury aus dieser Masse von Nominierungen die Sieger ermittelt hat und wer im Einzelnen in der Jury saß, dies war schon beim Vorgängerpreis "Echo Klassik" nicht transparent.  Beim Opus Klassik hat sich daran nichts geändert: Im Programmheft finden sich keine Namen der Jurymitglieder. Allerdings war das unrühmliche Ende des Echo-Preises mit dem Skandal um Rapper und ihre Auschwitz-Vergleiche ein Thema für Igor Levit, Preisträger im Fach Klavier: "Damals haben wir alle gemeinsam die Verrohung unserer Sprache beklagt. Heute, zwei Jahre später, beklagen wir in Halle zwei Tote", sagte der Pianist, nachdem ihm die Auszeichnung überreicht wurde. Den zwei Opfern des Anschlags vergangene Woche widmete er seinen Preis. Doch Igor Levit spannte noch einen größeren Bogen: "Ich widme meinen Preis denen, die seit Jahren still oder laut gegen Rechtsextremismus und Antisemitismus, gegen Islamophobie und gegen Antifeminismus kämpfen."

Ich möchte dafür sprechen, dass wir Toleranz gegenüber dem Neuen haben und mich gegen Ausgrenzung aussprechen.
Tenor Klaus Florian Vogt

Position beziehen bei der Preisvergabe

Die politische Situation in Deutschland hat auch den Preisträger in der Kategorie Liedgesang, Christian Gerhaher, beschäftigt, Wahrhaftigkeit sei wichtig in der Kunst, aber auch in der Politik. Wer die NS-Zeit als Vogelschiss bezeichne, sei nicht hinnehmbar. Und der große Wagnertenor Klaus Florian Vogt wird in seiner Dankesrede ebenfalls politisch. Er wurde ausgezeichnet für das Video zur Inszenierung von "Die Meistersinger von Nürnberg" bei den Bayreuther Festspielen. "Die Meistersinger haben sehr viel mit Toleranz, mit Ausgrenzung und mit Vorbehalten gegenüber dem Fremden zu tun. Und ich möchte dafür sprechen, dass wir Toleranz gegenüber dem Neuen haben und mich gegen Ausgrenzung aussprechen."

Stars schicken Grüße nach Berlin

ARCHIV - 30.12.2015, Österreich, Wien: Der lettische Dirigent Mariss Jansons dirigiert das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker. Jansons erhält einen Opus Klassik für sein Lebenswerk. Der 76-Jährige werde die Auszeichnung am 13. Oktober in Berlin entgegennehmen, teilten die Preisstifter am 01.10.2019 mit. (zu dpa "Dirigent Mariss Jansons erhält Opus Klassik für Lebenswerk") Foto: Hans Punz/APA/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Hans Punz Ausgezeichnet für sein Lebenswerk: Der Dirigent Mariss Jansons | Bildquelle: dpa-Bildfunk/Hans Punz Einige Preisträger konnten nicht dabei sein, darunter Joyce Didonato, Lang Lang und Mariss Jansons, der für sein Lebenswerk ausgezeichnet wurde. Sie schickten ihre Grüße per Videobotschaft auf die Bühne des Konzerthauses Berlin. Zauberhaft war die launige Laudatio von Sänger Max Raabe, auf seinen Bariton-Kollegen Christian Gerhaher. "Als Bariton ist man auf der Bühne nicht selten der beste Freund des Königs oder ein Schurke – und das muss nicht unbedingt ein Widerspruch sein. Für jeden Bariton liegt ein enormer Reiz in der Vorstellung, auf offener Szene einen Tenor abzumurksen."

Immerhin handelt es sich beim Opus Klassik um den deutschen Oscar für Klassische Musik.
Moderator Thomas Gottschalk

Hektisches Ende der Verleihung

Christian Gerhaher hat nicht abgemukst: Seine Schumann-Interpretation im Anschluss war das Schönste an diesem Abend. Schön war die Show, aber die Preise purzelten immer schneller. Viele wurden noch lieblos vergeben, als die Kameras längst aus waren - es waren viel zu viele. Weniger Kategorien, mehr Konzentration auf die einzelnen Künstler, das wäre dem Preis und der klassischen Musik in Zukunft angemessener.

Die "Opus Klassik"-Preisträger im Überblick

Alle Gewinner in den 24 Kategorien des diesjährigen "Opus Klassik" finden Sie hier.

Sendung: Allegro am 14. Oktober 2019 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (2)

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Dienstag, 15.Oktober, 10:47 Uhr

Johann Sobieski

Und täglich grüsst das Murmeltier

Unverständlich bleibt, dass Igor Levit, der ja stets als politisch agierender Künstler seinen Ruhm "missbrauchtt" um gegen die AfD zu Felde zu ziehen, nicht eindeutig die Stoßrichtung des immer stärker werdenden Antisemitismus benennen will. Da wird von Halle und NSU schwadroniert , nur um nicht sehen zu wollen, dass sich Juden in Deutschland zu 99% vor importiertem Antisemitismus fürchten .
Der 1% Täter aus Halle gehört aufs stärkste bestraft, dafür gibt es eine Entschuldigungen , auch nicht seitens der "Rechten". Aber etwas mehr Realitätssinn wäre Levit zu wünschen, denn die Gefahr kommt nicht von ganz rechts sondern von ganz weit Mekka.
Schöne Grüsse von einem Juden der weniger Angst vor kranken "dummdeutschdoofen" Nazis hat, als vor gehirngewaschenen islamophilen Konvertiten.

Montag, 14.Oktober, 16:55 Uhr

Bayer

Politische Statements

Schade, dass Künstler jetzt auch noch politisch Männchen, um Preise von der Industrie zu bekommen und im ZDF übertragen zu werden. Bedeutet wohl im Umkehrschluss, dass Musiker, die politisch anders denken, wohl keine Chance mehr bekommen. Traurig, dass wir schon wieder so weit sind.

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