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Richard Wagners "Rheingold" Die fünf besten Aufnahmen

Unser Warm-up zur "Rheingold"-Premiere an der Bayerischen Staatsoper: Wir nehmen die fünf besten Aufnahmen von Wagners Oper unter die Lupe und verraten, wer es schafft, der schwergewichtigen Handlung Leichtigkeit zu verleihen.

Das Rheingold (UA 1854), Figurinen der Aufführung Bayreuth 1876, Farblithographie nach Karl Emil Doepler | Bildquelle: picture-alliance / akg-images | akg-images

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Best of "Rheingold" Nr. 1: legendäre, früheste "Ring"-Studioproduktion (1958)

Die Wiener Philharmoniker lassen sich vom charismatischen Sanguiniker Georg Solti am Pult zu einer atemberaubend spannungsvollen Interpretation hinreißen. Als Geistesverwandter des ungarischen Dirigenten agiert der englische Tonmeister John Culshaw, der in den Wiener Sofiensälen seinen Anteil am überaus plastischen, illusionistischen Klangbild hat. Gesangslegenden wie der kanadische Bassbariton George London als Wotan oder die norwegische Sopranistin Kirsten Flagstad als Fricka imponieren mit großen Stimmen. 

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Richard Wagner - Das Rheingold - Der Ring des Nibelungen - part 1

Best of "Rheingold" Nr. 2: Inszenierung in München (1977)

Das Bayerische Staatsorchester präsentiert seine tiefe Affinität zu Wagner, und der im deutschen Repertoire ebenfalls hochkompetente gebürtige Münchner Generalmusikdirektor Wolfgang Sawallisch waltet mit allen kapellmeisterlichen Tugenden über das Geschehen im Graben. Sänger aus Dresden, einer anderen traditionsreichen Wagner-Metropole, stehen auf der Bühne: An intellektueller Kontur überbieten sich Theo Adam als Wotan und Peter Schreier als Loge gegenseitig.

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Re-pitched DAS RHEINGOLD Fassbaender, Wenkel, Adam, Schreier, Kelemen - Sawallisch - Munich 12III77

Best of "Rheingold" Nr. 3: Patrice Chéreaus "Jahrhundert-Ring" (1980)

Das Orchester der Bayreuther Festspiele spielt unter der Leitung des Komponisten Pierre Boulez mit französisch anmutender Klarheit, einer Transparenz sondergleichen. Musikalisches Pathos wird gezielt im Keim erstickt. Dem damals noch sehr jungen, in mehrfacher Hinsicht genialen Opern- und Filmregisseur Patrice Chéreau gelingt ein Coup. Auf faszinierende Art wird deutlich, was minutiös ausgearbeitete Personenregie leisten kann. Die Werkdeutung stellt Wagners Kapitalismuskritik in den Fokus, bezogen auf die Entstehungszeit des "Ring". Aus der heftigen Ablehnung des Bayreuther Publikums bei der Premiere 1976 wird nach fünf Jahren überbordender Jubel – die Ovationen erstrecken sich im Festspielhaus nach der letzten Vorstellung über sagenhafte eineinhalb Stunden.

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Rheingold • Chéreau/Boulez • Bayreuth 1980 • HD

Best of "Rheingold" Nr. 4: Inszenierung der Staatsoper Stuttgart (2003)

Vom ambitionierten Intendanten Klaus Zehelein werden die vier Teile der Tetralogie - erstmals überhaupt - vier verschiedenen Regisseuren anvertraut. Mit dem körperbetonten Blick eines Choreographen geht‘s im "Rheingold" los, Joachim Schlömer verleiht der schwergewichtigen Handlung Leichtigkeit. Der aus Waging am See stammende Dirigent Lothar Zagrosek setzt seinerseits auf schlanke Tongebung. Übrigens: Zu Lebzeiten des rezeptionsgeschichtlich bedeutenden Komponistenenkels und Regisseurs Wieland Wagner, in den 1950er- und 60er-Jahren, gilt Stuttgart als "Winter-Bayreuth". Und diesem Anspruch fühlt sich das Haus bis heute verpflichtet.

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Wagner - Der Ring des Nibelungen: Das Rheingold (Staatsoper Stuttgart)

Best of "Rheingold" Nr. 5: Inszenierung der Staatsoper Unter den Linden (2022)

Bei dieser "Rheingold"-Neuinszenierung der Staatsoper Unter den Linden legt sich die Staatskapelle Berlin unter der Leitung ihres neuen Chefdirigenten Christian Thielemann ins Zeug. Seit vielen Jahren hat der gebürtige Hauptstädter den Ruf, der beste Wagner-Kenner unter den Pultstars zu sein. Kein Kollege kann von sich behaupten, wie er sämtliche zehn Bühnenwerke des Bayreuther Kanons auf dem Bayreuther Grünen Hügel einstudiert und aufgeführt zu haben. Der international vielbeschäftigte russische Regisseur Dmitri Tcherniakov schickt Götter, Riesen und Zwerge in ein wissenschaftliches Institut zur labortechnischen Verhaltensforschung. Was jederzeit Diskussionen anzuregen vermag.

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DAS RHEINGOLD | Staatsoper Unter den Linden

"Rheingold" für Einsteiger:

Als Special empfiehlt sich ein Link, der dabei hilft, die Leitmotive des "Ring" kennenzulernen bzw. wiederzuerkennen. Denn Wagner ordnet den verschiedenen Personen und Handlungsmomenten der vier Opern Ton- und Akkordfolgen zu, die er als akustische Wegweiser vielfach wiederholt. Mal unverändert, mal modifiziert. Hier gibt’s ein Notenbild mit kurzen Filmsequenzen – sowie einen klingenden Gruß aus Fernost, denn der Fliegende Holländer Jaap van Zweeden koordiniert das Hong Kong Philharmonic Orchestra.

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Leitmotives from "The Ring" cycle!

Ausblick Premiere in München

Mit großer Spannung wird die "Rheingold"-Premiere am 27. Oktober an der Bayerischen Staatsoper erwartet. Zwar hat der amtierende Generalmusikdirektor Vladimir Jurowski schon Werke von Wolfgang Amadeus Mozart ("Così fan tutte") und Richard Strauss ("Der Rosenkavalier") in Neuproduktionen herausgebracht - aber noch keinen Wagner. Nun also "Rheingold": Mit diesem Vorabend zum Bühnenfestspiel "Der Ring des Nibelungen" wird Vladimir Jurowski zeigen, welche Gang- und Lesart er bei Wagner bevorzugt.

Über mehrere Spielzeiten erstreckt sich am Münchner Nationaltheater die Neuinszenierung der Tetralogie, für die der inzwischen hochangesehene Landshuter Tobias Kratzer die Regie übernimmt. Natürlich wird in seinem Fall jede neue Wagner-Deutung am Bayreuther "Tannhäuser" gemessen, mit dem Kratzer vor fünf Jahren einen enormen Erfolg bei Fachpresse und Publikum errungen hat. Sängerisch wartet "Das Rheingold" mit Nicholas Brownlee (Wotan), Markus Brück (Alberich) und Sean Panikkar (Loge) in den Hauptrollen auf.

Seien Sie live dabei: Die Premiere von "Das Rheingold" im Radio

Sendung: Live aus dem Münchner Nationaltheater am 27. Oktober 2024 um 17:30 Uhr auf BR-KLASSIK.

Kommentare (6)

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Sonntag, 27.Oktober, 23:19 Uhr

fristra

Warum in die Ferne schweifen...

Das Rheingold des Castorf-Petrenko-Ringes in Bayreuth war auch nicht gerade von schlechten Eltern...

Freitag, 25.Oktober, 15:15 Uhr

Heinrich

Warum Up Rheingold

In Ihrem Artikel über die besten Aufführungen von Rheingold.
Mit keinem Wort wird von Ihnen das Rheingold in Leipzig, ddr, Anfang der 70er Jahre erwähnt !
In der Inszenierung Herz/Heinrich.
Die Chereau Inszenierung in Bayreuth war eine Kopie der Herz/Heinrich Inszenierung und war eigentlich der Jahrhundert Ring !
Einiges war in der Inszenierung von Chereau von Herz/Heinrich kopiert wurden.
Aber dieses Rheingold aus Leipzig wird von Ihnen ja nicht mit einem Wort zur Kenntnis genommen eigentlich sehr traurig. Das Ihnen dieser Ring nicht bekannt ist und auf Ihrer Liste mit steht ?11

Freitag, 25.Oktober, 08:59 Uhr

Michael Stange

Rheingold Aufnahmen

Es fehlen Knappertsbusch 1956 und Furtwängler 1950. Auf YouTube zu finden bei Leskov Fischer

Mittwoch, 23.Oktober, 14:13 Uhr

Herbert Gurth

Sprachlicher Niedergang

Warm-up für Wagner ?!? Da frage ich mich schon, was das soll ...
Aber immerhin wird die wunderbare Aufnahme mit Sawallisch erwähnt ... an die kommt für mich keine andere. Ich habe Sawallisch so oft live gehört und das sind unvergessliche Erinnerungen.

Mittwoch, 23.Oktober, 13:46 Uhr

T.R.

Karajan fehlt

"Das Rheingold" ist derjenige Teil von Wagners Tetralogie, der in Karajans Gesamtaufnahme des "Rings" am besten gelungen ist. Was der Meister hier aus der Partitur an Details herauszaubert ist schlicht sensationell. Auch die Sänger sind insgesamt sehr gut, wenn mich auch der starke ungarische Akzent des Alberichs ein wenig stört.

Als visuellen Einstieg für Wagner-Neulinge würde ich übrigens die recht aufwändige, von keinerlei Regietheater-Ambitionen angekränkelte Verfilmung empfehlen, in der Karajan nicht nur für die Tonspur, sondern auch die Regie verantwortlich war.

Umgekehrt fand ich immer, dass in Soltis überaus gelungenen Gesamtaufnahme des "Rings" der "Vorabend" der schwächste Teil ist.

Mittwoch, 23.Oktober, 06:12 Uhr

Trappe

Rheingold

Wieso spricht der Autor nicht von „Referenzaufnahmen“? Wir sind nicht beim Leistungssport, wo der erste Schnellste bis Dritte beim Sprint über die Ziellinie gemessen werden? Obendrein ist die deutsche Sprache so mannigfaltig, dass es dieser Anglizismen nicht bedarf.

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