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Münchens neuer Domorganist Meister der 10.000 Pfeifen

Münchens Liebfrauenkirche hat einen neuen Domorganisten, der den klangvollen Namen Ruben Sturm trägt. Er ist neben dem liturgischen Dienst auch für die künstlerische Leitung der Orgelkonzertreihe im Dom zuständig. Und hat auch schon Ideen für neue Konzertformate.

Der Domorganist Ruben Sturm | Bildquelle: Sandra Wolf

Bildquelle: Sandra Wolf

Porträt

Der Organist Ruben Sturm

76 klingende Register und 5.142 Pfeifen: Bisher war Ruben Sturm Domorganist in Rottenburg am Neckar. Ein deutlich kleineres Gotteshaus als die Münchner Frauenkirche mit vier Domorgeln und fast doppelt so vielen Registern (131) und Pfeifen (10.000). Dazu kommt eine beachtliche Nachhallzeit von 12 Sekunden. Das liege an den vielen glatten Flächen im Raum, erklärt Ruben Sturm. "So zu spielen, dass die Musik eben noch gut verständlich ist, das wird eine Herausforderung sein." Auf der anderen Seite sieht er in den vielen verfügbaren Registern und Pfeifen in der Liebfrauenkirche eine große Chance für die sinfonische Orgelmusik und für die Improvisation.

Es ist spannend, die Musik im Moment entstehen zu lassen, ohne Bleistift und Radiergummi.
Ruben Sturm über seine Leidenschaft, die Improvisation

Ruben Sturm liebt die Improvisation

Und Improvisieren, das kann er! 2008 hat Ruben Sturm den ersten Preis beim Wettbewerb "Orgelimprovisation im Gottesdienst" gewonnen, seitdem lässt ihn das freie Spiel nicht mehr los. "Das Spannende daran ist eben, die Musik im Moment entstehen zu lassen, ohne Bleistift und vor allem ohne Radiergummi." Nicht nur in der katholischen Liturgie spielt die Improvisation eine große Rolle für ihn, sondern auch im Konzert. "Seit Jahren ist es obligatorisch, dass ich in den Konzerten mindestens eine Improvisation pflege."

Der Organist Ruben Sturm

Geboren wurde Ruben Sturm 1979 in Speyer am Rhein. In Frankfurt am Main studierte er Kirchenmusik und künstlerisches Orgelspiel. Ab 2010 war er in der Bischofsstadt Rottenburg am Neckar Domorganist, als Professor an der Hochschule für Kirchenmusik und als Orgelsachverständiger des Bistums Rottenburg-Stuttgart tätig. Seit dem 1. September 2022 ist er der neue Domorganist an der Münchner Liebfrauenkirche.

Domorganist will Neuer Musik ein Forum bieten

Ruben Sturm möchte als Improvisator an seine Amtsvorgänger Franz Lehrndorfer und Hans Leitner anknüpfen. Ehrwürdige Münchner Traditionslinien mit Komponisten wie Conrad Paumann, Orlando di Lasso, Josef Gabriel Rheinberger und Joseph Schmied will er weiterführen. Und gleichzeitig auch der Neuen Musik Raum geben. "Ich denke, das ist auch so ein Farbtupfer, den es unbedingt braucht. Gerade in einer Stadt wie München, wo die Neue Musik sehr stark ist, benötigt sie auch ein Forum", so der Domorganist.

Liebfrauenkirche München | Bildquelle: picture alliance / Winfried Rothermel Die Türme der Münchner Liebfrauenkirche sind sind weithin sichtbar. Ruben Sturm möchte hier in Zukunft auch werktags Nachmittagskonzerte geben. | Bildquelle: picture alliance / Winfried Rothermel Schon bei seinem Bewerbungsspiel im Januar hat Ruben Sturm ein Auftragswerk von dem Münchner Mathias Rehfeldt uraufgeführt. Er ist gut vernetzt in der Organisten- und Komponistenszene. Auch ein neues kleines Konzertformat möchte er einführen, zusammen mit seiner Frau, der Organistin Kirsten Sturm. Es soll ein Publikum aus der Fußgängerzone spontan in die Kirche locken, werktags am Nachmittag.

Die Orgel: wie ein großer Farbkasten

Im Gespräch mit Ruben Sturm fällt die Neugier auf, insbesondere für die Farben der Orgel. Die Zungenstimmen liebt er ganz besonders. Einem neuen Instrument nähert er sich nicht, indem er alle Register zieht, wie es etwa Bach gemacht hat. "Ich probiere erst mal alle Farben einzeln durch, und zwar nacheinander. Eine Orgel ist wie ein großer Farbkasten. Man muss sich erst mal mit den einzelnen Bestandteilen beschäftigen, um dann die Mischungen herstellen zu können."

Es ist für mich eine große Freude, in so einer wunderbaren Stadt wirken zu dürfen.
Domorganist Ruben Sturm über seinen Amtsantritt in München

Noch sind nicht alle Umzugskisten ausgepackt, die Familien-Instrumente aber sind schon angekommen in der neuen Münchner Wohnung: Hausorgel, Flügel, Klavier, Geige und Trompete. Auch die beiden Söhne, 10 und 12 Jahre alt, machen Musik. Ruben Sturm, sieht seinen künftigen Aufgaben als Domorganist in der bayerischen Landshauptstadt erwartungsfroh entgegen. "Es ist für mich eine große Freude und große Herausforderung, an so einer wunderbaren Kirche in so einer wunderbaren Stadt wirken zu dürfen."

Sendung: "Allegro" am 1. September 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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