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Premiere am Staatstheater Augsburg Henry Purcells "The Fairy Queen"

Ballett, Oper, Hip-Hop und Streetdance - Henry Purcells Semioper "The Fairy Queen" ist an sich schon ein wilder Stilmix. In der Augsburger Neuinszenierung führt die Geschichte nach Shakespeares "Sommernachtstraum" quer durch die Epochen.

Szene aus Henry Purcells "The Fairy Queen" am Staatstheater Augsburg 2023. | Bildquelle: Jan-Pieter Fuhr

Bildquelle: Jan-Pieter Fuhr

Ein opulentes Fest mit Liebeswirren, Fabelwesen und angesagter Reizüberflutung im Zauberwald. Plus Tanz und Musik. Genau so stellt man sich eine Oper nach dem "Sommernachtstraum" vor. Es gibt zahlreiche Vertonungen von Shakespeares Stück. Zu den etwas unbekannteren gehört Henry Purcells barocke Semioper "The Fairy Queen". Zauber, Märchen und Frivoles, das löst sich hier in aller Konsequenz ein.

Das Bühnenbild spiegelt die Vieldeutigkeit des Stücks

Nun gibt eine Neuinszenierung am Staatstheater Augsburg. Dem bekannten Stoff nähert man sich hier schon im Bühnenbild mit einem gewissen Spaß an der Vieldeutigkeit: Silhouetten von Bäumen sieht man da, überall im Raum verteilt. Erst sind sie ganz klar als Bäume zu erkennen, werfen sogar Schatten, doch auf den zweiten Blick erkennt man, dass es nur geschwungene Farbkleckse sind, die von der Decke herunterfließen. Blau, orange, grau, lila, nur nicht grün. Elfen sitzen oder klettern darauf. Wenn die Farbkleckse sich bewegen, werden sie im Handumdrehen auch mal zu einem Wohnzimmer. Mittendrin befindet sich die verzauberte Titania, verführerisch gesungen von der Sopranistin Olena Sloia. Sie ist die Elfenkönigin, die Party Queen. In "The Fairy Queen" bekommt Titania mehr Bedeutung als bei Shakespeare, sie wird sogar zur Hauptfigur. 

Ein eigener Zugang für die alte Opernform

Szene aus Henry Purcells "The Fairy Queen" am Staatstheater Augsburg 2023. | Bildquelle: Jan-Pieter Fuhr Szene aus "The Fairy Queen". | Bildquelle: Jan-Pieter Fuhr Purcells Semi-Oper "The Fairy Queen" aus dem Jahr 1692 geht ziemlich frei mit Shakespeares Stoff um – und mit ihr wiederum das Staatstheater Augsburg. "Historisch ist es so, dass diese Semioperas eigentlich daraus entstanden sind, dass im englischsprachigen Raum eher Schauspiel mit Musikeinlagen üblich waren", erklärt die Dramaturgin Sophie Walz. Deshalb sind im Original die meisten Gesangsnummern Kommentare von allegorischen Figuren wie den Waldelfen und nicht von Hauptpersonen:  "Wir haben uns aber dafür entschieden, diese allegorischen, kommentierenden Nummern bestimmten Rollen zuzuordnen." So befördert das Staatstheater beispielsweise den Puck vom Schauspieler zum Countertenor, was der barocken Anmutung guttut und dem Trend folgt: Countertenöre auf dem Vormarsch.

Puck wird von einem Countertenor gesungen

Dargestellt wird der Waldgeist Puck in Augsburg vom jungen Countertenor Constantin Zimmermann. Er spielt diesen Verzauberer innerhalb der vielen Liebeswirren im Stück mit minzgrünem Kopf, Spitzohren und schwarzem Frack. "Der Puck, der ist ein Schelm, und in seiner Funktion eigentlich Hofnarr", beschreibt Zimmermann seine Rolle. Diesem Schelmischen hat er sich genähert, indem er sich an sich als Kind erinnert hat: "Vielleicht mal die Zunge rausstrecken oder so."

Knallig-originell in der Ausstattung

Toll ausgestattet und mit aufwendigen Kostümen lebt die Inszenierung von großer Opulenz. Kostümbildnerin Helena de Medeiros interpretiert barocke Perücken und Hofkleider neu. Mal aus transparenten Stoffkegeln, mal mit Spiegelsplittern besetzt, immer knallig originell. 

Hip-Hop trifft auf klassischen Pas de Deux

Szene aus Henry Purcells "The Fairy Queen" am Staatstheater Augsburg 2023. | Bildquelle: Jan-Pieter Fuhr Hip-Hop und Streetdance in "The Fairy Queen" in Augsburg. | Bildquelle: Jan-Pieter Fuhr Auch beim Thema Tanz will der Choreograph und Augsburger Ballettchef Ricardo Fernando, der zuletzt im Ballettabend "Dimensons of Dance" eine Uraufführung von sich zeigte, alles: Einmal tanzt das gesamte Ensemble im Contemporary Stil, dann spiegelt ein neoklassicher Pas de Deux mit Spitzenschuhen die Seelenlage der Sängerin wieder, dann wirbelt der Streetdance von herumproletenden Handwerkern das Geschehen auf. "Ich finde, der Kontrast zwischen Barock und Streetdance ist perfekt. Vielleicht hat Purcell so gedacht: Das muss in der Zukunft von Hip-Hop-Leuten getanzt werden. Ich liebe es!", erklärt Ballettchef Riccardo Fernando. Und die Tänzerin Brandy Baker bringt das bunte Zusammenspiel der verschiedenen Stile auf Punkt: "Ein bisschen was für jeden."

"The Fairy Queen" in Augsburg

Premiere von Purcells "Fairy Queen" ist am Sonntag, 2. April, 18:00 Uhr, im Theater im Augsburger Martini-Park.

Sendung: "Allegro" am 31. März ab 06:05 Uhr auf BR-KLASSIK

Kommentare (1)

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Dienstag, 04.April, 14:03 Uhr

Tapio

"Ich finde, der Kontrast zwischen Barock ..."

"Ich finde, der Kontrast zwischen Barock und Streetdance ist perfekt."

Nein. Ich finde, Aufführer von klassischen Werken kamen zu dem Schluss, Hiphop sei das Vehikel auf das man aufsteigen müsse, um als jung und fortschrittlich zu gelten. Da muss man wohl nehmen, was der Zeitgeist bestimmt.

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