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Üben wie die Profis Spaß am Üben entdecken

Regelmäßiges Üben ist wichtig, macht aber selten Spaß. Oder vielleicht doch? Cellist Johannes Moser jedenfalls übt leidenschaftlich gern. Hier erklärt er seine Tricks für mehr positive Momente zwischen Tonleitern und Pflichtetüden.

Johannes Moser | Bildquelle: Johannes Moser

Bildquelle: Johannes Moser

Üben wie die Profis

Teil 7: Spaß am Üben entdecken

"Ich bin schockiert, wie wenige Menschen wirklich gerne üben", sagt der Cellist Johannes Moser. "Ich bin tatsächlich von dem ersten Moment an, wo ich dieses Cello in der Hand hatte, ein begeisterter Über." Für ihn ist die Zeit, die er allein mit seinem Instrument verbringt, etwas sehr Kostbares. "Üben ist ein Raum, in den ich mich zurückziehe und wo ich auch mal Zeit und Raum vergessen kann."

Keine Lust zu üben? Das hilft!

Johannes Moser | Bildquelle: JMO/Fratto Für Johannes Moser ist die Zeit, die er allein mit seinem Cello verbringt, etwas sehr Kostbares. | Bildquelle: JMO/Fratto Leidenschaftliche Über wie Johannes Moser sind aber wohl die wenigsten Menschen, die ein Instrument spielen. Aber gerade wenn man keine Lust zum Üben hat, ist es wichtig, für eine positive Grundstimmung zu sorgen. "Das Wichtigste ist, dass man Freundschaft mit dieser Situation schließt", sagt Johannes Moser. "Man setzt sich hin und sagt: Diese Zeit gehört jetzt mir. Dem Instrument und mir. Das ist für mich der erste Schritt, um psychologisch eine positive Grundstimmung herzustellen." Denn das wirkt sich positiv auf den Lernerfolg aus.

Das Wichtigste ist, dass man Freundschaft mit der Übesituation schließt.
Johannes Moser, Cellist

Spaß am Tüfteln und Experimentieren

Und Üben kann Spaß machen – gerade wenn man Lust am Entdecken und Experimentieren hat. Das demonstriert Johannes Moser gerne am Beispiel eines Lagenwechsels: "Der dritte Finger muss eine Distanz zurücklegen. Aber eigentlich ist es nicht nur der dritte Finger, sondern die ganze Hand. Also versuche ich diesen Lagenwechsel erstmal mit Doppelgriffen zu üben." Sofort setzt Moser zwei Finger aufs Griffbrett und rutscht mit der ganzen Hand mehrmals die gewünschte Distanz hin und her. Diese Form der Tüftelei fasziniert ihn. "Das macht mir wahnsinnig Spaß. Ich trete in Verbindung mit der Musik auf eine absolut haptische Art und Weise. Und so habe ich das Gefühl, dass ich die Musik wirklich anfassen kann."

Sich immer wieder Ziele und Ur-Motivation bewusst machen

Es gibt Tricks, um sich selbst zum Üben zu motivieren – beispielsweise sich bewusst zu machen, was die eigenen Ziele sind und warum man überhaupt angefangen hat, sein Instrument zu lernen. "Trotzdem sollte man nie vergessen, dass dieses Üben an sich einfach ein toller Zustand ist und ein Geschenk", sagt Johannes Moser. "Ich finde es toll, immer wieder diesen Prozess zu erleben. Und zu spüren: Was macht der mit mir? Und wo trägt der mich hin?"

Flow erleben – ob beim Üben oder im Alltag

Johannes Moser | Bildquelle: Manfred Esser / Hänssler Classic Johannes Moser kommt beim Cello üben durchaus zu einem Flow-Gefühl. | Bildquelle: Manfred Esser / Hänssler Classic Das Bedürfnis sich ganz einer Tätigkeit zu widmen, die einen erfüllt und weiterbringt, verspüren viele. Und die kann man in allen möglichen Bereichen finden. Es lohnt sich, danach zu suchen, sagt der Musikpsychologe und -pädagoge Daniel Fiedler: "Aus der psychologischen Sicht gibt es ja diesen Zustand des Flows, des Fließens und Strömens. Ein Schaffens- oder auch Tätigkeitsrausch. Das ist ja wirklich ein mentaler Zustand, bei dem ich ein beglückendes Gefühl habe in einer sehr tiefen Versunkenheit. Man kann das häufig bei Kindern sehen, wenn die total ins Spiel vertieft sind und nichts mehr um sie herum mitkriegen."

Was Johannes Moser beim Cello üben erlebt, können andere zum Beispiel beim Sport oder einer beliebigen anderen Tätigkeit empfinden. "Ich glaube, wir alle kennen von irgendwoher das Erleben dieses Flows. Und vielleicht ist es ganz gut, sich zu erinnern: Wo habe ich das eigentlich erlebt? Um für sich Dinge zu finden, die man dann in den Alltag integrieren kann, um dieses Flowerlebnis zu spüren."

Sendung: "Allegro" am 14. Februar 2024 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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Dienstag, 13.Februar, 20:58 Uhr

Trappe

Formidabel

Johannes Moser verfügt über eine erstklassige Technik, einen wunderschönen Ton! Ich bin wirklich begeistert von ihm. Und seine Worte wie auch sein Übeprozess, den man bei youtube erleben durfte, machen deutlich, dass er das Gesagte auch wirklich verinnerlicht hat. Dies stellt stellt eine große Inspiration dar.

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