Der gewaltsame Tod eines Monarchen auf der Bühne - das war den neapolitanischen Zensurbehörden 1858 zu viel. Giuseppe Verdi musste immer neue Fassungen vorlegen, bis "Un ballo in maschera" überhaupt aufgeführt werden durfte. Jetzt inszeniert Johannes Erath die Oper an der Bayerischen Staatsoper. Die musikalische Leitung hat Zubin Mehta. BR-KLASSIK war live dabei.
Liebe, Freundschaft, Rache und ein Maskenball – Giuseppe Verdi hat mit der 1859 uraufgeführten Oper "Un ballo in maschera“ einen packenden Krimi komponiert, der ausnahmsweise auf einer wahren Begebenheit beruht. Regisseur Johannes Erath hat von Anfang an seinen Fokus auf das Kammerspiel innerhalb der Oper und die drei einsamen Seelen gerichtet, die im Mittelpunkt der Handlung stehen: den Herrscher Riccardo, seinen Freund Renato und dessen Gemahlin Amelia - samt ihrer gegenseitigen und inneren Konflikte. Es geht um Menschen, die ihr ganzes Leben hinter einer Maske verbringen.
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Bildquelle: Wilfried Hösl
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Szene aus "Un ballo in maschera"
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George Petean als Renato und Anatoli Sivko als Samuel
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George Petean als Renato und Chor des Bayerischen Staatsoper
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Anja Harteros als Amelia und George Petean als Renato
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Piotr Beczala als Riccardo
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Sofia Fomina als Oscar und Piotr Beczala als Riccardo
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Anja Harteros als Amelia
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Die Inszenierung verlegt die Handlung in die 1920er- und 30er-Jahre, um das Gefühl eines "Tanzes auf dem Vulkan" spürbar werden zu lassen, sagt Johannes Erath. Das habe gar nichts mit dem Faschismus zu tun, sondern es gehe einfach um ein Lebensgefühl, in dem es darum ging, alle Emotionen rauszulassen, bevor der große Knall passiert.
Die Geschichte gewinne so etwas Thrillerhaftes, an manchen Stellen auch etwas Unheimliches, meint Erath. Dieses Gefühl verstärkt er, indem er die Geschichte in einem einzigen Raum spielen lässt. Über die Bodenfläche zieht sich eine schwarz-weiße Spirale. In der Mitte steht ein Doppelbett, das wiederum in der Bühnendecke gespiegelt wird. Dominiert wird das Interieur zudem von einer großzügigen geschwungenen Rundtreppe und gigantischen, cremefarbenen Voile-Vorhängen.
In seiner langen Karriere hat Zubin Mehta zwar sehr viel Verdi dirigiert, doch den "Maskenball" bisher nur konzertant. Jetzt mit fast 80 Jahren führt er ihn also erstmals szenisch auf. Für den Maestro ist diese Oper ein Höhepunkt der mittleren Schaffensperiode von Verdi. Mehta schätzt die Perfektion dieser Oper, da sei keine Note zu viel oder zu wenig komponiert.
Das ist alles in Ordnung: Konstruktion, Dimension, Persönlichkeiten, die pure Liebe.
Nach den beiden Leonoren in "Il trovatore" und "La forza del destino" 2013 gibt Anja Harteros mit der Amelia jetzt ein weiteres Verdi-Rollendebüt an der Bayerischen Staatsoper. Sie sieht die große Herausforderung insbesondere in den Ensembles, die instumental geschrieben seien und die sie technisch forderten, über die Rollengestaltung hinaus. Aber natürlich habe die Oper auch wunderschöne Arien, Duette und Terzette mit sehr schönen Kantilenen und Melodien zu bieten. Erstaunlicherweise seien die Ensembles relativ hoch gehalten und die Arien eher tief.
Es erfordert schon einiges von der Stimmkapazität.
Ähnlich sieht das der polnische Tenor Piotr Beczala, der den Riccardo singt. In seiner Rolle gehe er fast an die Grenzen eines lyrischen Tenors. Am Ende habe Verdi eine "relativ brisante Musik" komponiert, sagt Beczala, die er dann wieder in eine sehr spielerische umwandle. Genau das sei das Schwierige und auch das Interessante an dieser Rolle.
Verdis „Maskenball“ steht im Münchner Nationaltheater noch am 9., 19., 23., und 28. März sowie am 1. April auf dem Spielplan.
Außerdem im Rahmen der Münchner Opernfestspiele am 27. und 30. Juli.