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Die Harfenistin Agnès Clément "Ein Orchester gibt soziale Stabilität"

Beim ARD-Wettbewerb 2016 gewann Agnès Clément den ersten Preis und den Publikumspreis im Fach Harfe. 2017 ist sie zurück beim Wettbewerb - allerdings als Mitglied des BR-Symphonieorchesters, das sie eigens für das dritte Preisträgerkonzert eingeladen hat. Im Interview spricht die Musikerin über die Treue zu ihrem Instrument und das gute Gefühl, im Orchester zu spielen.

Harfenistin Agnès Clément | Bildquelle: © Daniel Delang

Bildquelle: © Daniel Delang

Das Interview zum Anhören

BR-KLASSIK: Sie wirken am dritten Preisträgerkonzert des diesjährigen ARD-Musikwettbewerbs mit - als Harfenistin im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Wie kam es zu der Zusammenarbeit mit dem Orchester?

Agnès Clément: Mich hat das sehr gefreut, dass die mich eingeladen haben. Sie haben mir tatsächlich mehrere Konzerte angeboten. Und für mich war es etwas ganz Besonderes, wieder beim ARD-Wettbewerb dabei zu sein. Deshalb habe ich darum gebeten, gerade bei diesem Konzert mitzumachen. Das ist sehr aufregend, nun auf der anderen Seite mitzuspielen - in dem Orchester, das mich vergangenes Jahr selbst begleitet hat!

Man spürt die Musik ganz anders, wenn man Teil des Orchesters ist.
Agnès Clément

BR-KLASSIK: Sind Sie nun genauso aufgeregt wie beim Wettbewerb im letzten Jahr?

Agnès Clément: Wenn man Teil des Orchesters ist, mittendrin, fühlt sich das anders an. Man spürt die Musik ganz anders, weil man eben Teil der ganzen Gruppe ist. Als Solist ist es eher so, als spiele man Kammermusik: Das Orchester ist ein Musiker, der Solist ein weiterer, und der Dirigent noch mal einer. Aber wenn man Teil des Orchesters ist, dann ist das wie bei einem Tier, das eigenständig atmet.

Ich nehme meine Harfe immer mit, wenn’s irgendwie geht.
Agnès Clément

BR-KLASSIK: Wie ist es eigentlich, mit so einem großen Instrument zu reisen?

Agnès Clément - Preisträgerin des Int. ARD-Musikwettbewerbs 2016 im Fach Harfe | Bildquelle: BR / Daniel Delang Agnès Clément | Bildquelle: BR / Daniel Delang Agnès Clément: (lacht) Das ist wie in einer Paarbeziehung!  Die Harfe folgt mir überall hin. Sie ist wie ein Teil von mir. Das ist natürlich nicht so leicht, mit einem so großen Instrument als Gepäck. Aber ich kenne meine Harfe so gut, dass ich all die Farben aus ihr herausholen kann, die ich möchte. Und das ist schon ein bisschen schwieriger, wenn man auf einem anderen Instrument spielt. Da dauert es eine Weile, bis man diese Farben findet. Deshalb will ich meine Harfe immer mitnehmen, wenn es irgendwie geht.

BR-KLASSIK: Wie hat sich Ihre Karriere seit dem ARD-Wettbewerb entwickelt?

Agnès Clément: Meine Karriere hat sich total verändert seit dem ARD-Wettbewerb. Damit habe ich allerdings selbst nicht gerechnet. Es war ein sehr intensives Jahr. Mein Orchester an der Oper Brüssel war allerdings auch sehr nett, es hat mich für ein Jahr freigestellt. Damit hatte ich die Chance, viele Konzerte zu geben: Orchesterkonzerte, aber auch Kammermusik und Solo-Abende. Und ich mag dieses Leben sehr, diese Mischung verschiedenster musikalischer Veranstaltungen. Das ergänzt sich hervorragend.

Meine Karriere hat sich total verändert seit dem ARD-Wettbewerb.
Agnès Clément

BR-KLASSIK: Bedeutet das, dass Sie in Ihrem Ochester in Brüssel bleiben?

Agnès Clément: Also, ich finde eine Solisten-Karriere toll. Aber mir fehlt da auch etwas. Wissen Sie, in einem Orchester hat man das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein. Das ist wichtig für die Musikalität, aber auch für das Soziale. Und genau das fehlt mir ein bisschen. Das geht immer so in Wellen: Wenn man bei einem Festival ist oder ein Konzert spielt, dann nimmt man das intensiv wahr. Aber am Tag danach sitzt man auf einmal wieder ganz alleine da mit seiner Harfe. Ein Orchester dagegen gibt einem diese soziale Stabilität. Und das kann man genießen – das gibt Inspiration, von den Kollegen und vom Dirigenten.

Die Fragen stellte Falk Häfner für BR-KLASSIK.
Sendung: 
"Leporello" am 12. September 2017, 16.05 Uhr auf BR-KLASSIK

Das Abschlusskonzert des 66. ARD-Musikwettbewerbs

Freitag, 15. September 2017, 20.00 Uhr
München, Philharmonie im Gasteig

66. ARD-Musikwettbewerb
Preisträgerkonzert
Mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Dirigent: Michael Francis

BR-KLASSIK überträgt live - im Radio und im Videostream auf br-klassik.de/concert.


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