BR-KLASSIK

Inhalt

Donnerstag, 21.11.2013

17:00 bis 17:30 Uhr

BR Fernsehen

zur Übersicht
Der 84-jährige Andreas Obermaier schaut auf sein Leitzachtal. Weitere Bilder finden Sie unter www.br-foto.de. | Bildquelle: © BR/Birgit Wuthe, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter BR-Sendung bei Nennung "Bild: BR/Birgit Wuthe"

Bildquelle: © BR/Birgit Wuthe, honorarfrei - Verwendung gemäß der AGB im engen inhaltlichen, redaktionellen Zusammenhang mit genannter BR-Sendung bei Nennung "Bild: BR/Birgit Wuthe"

Seinerzeit - Nur der Zufriedene ist glücklich

Die 'Geschichten' zeigen Menschen und ihre spannenden Geschichten.

Mitwirkende

 
Ein Film von Birgit Wuthe
Redaktion Petra Renner
"Humor ist das halbe Leben": Vor allem, wenn man über sich selbst lachen kann, so wie der 84jährige Andreas Obermaier. Im Leitzachtal geboren, aufgewachsen und alt geworden, blickt er humorvoll auf sein Leben zurück. "Nur der Zufriedene ist glücklich", gibt ihm während der Kriegsjahre ein Senner mit auf den Weg und Jahre später versteht der junge Obermaier, was damit gemeint war. Getrotzt hat er den Härten und Schrecken der Kriegsjahre, meist mit einem Schalk im Nacken. Als eines von vierzehn Kindern wird er 1933, im Jahr von Hitlers Machtübernahme eingeschult. "Den Hitler, den hätten wir nicht gebraucht", so der Bauer und ehemalige Sägewerker. Sein Vater ist von Anfang an Nazigegner und tritt keiner Regierungsorganisation bei, was für den Sohn nicht immer ganz einfach ist, denn damit macht man sich keine Freunde. "Mit Ach und Krach durfte ich zur Hitlerjugend gehen" und somit wird er nicht ausgeschlossen, "zuhause wurde aber nie politisiert". Zu Kriegsbeginn ist der junge Bauerssohn zwölf Jahre alt. Zwei seiner älteren Brüder werden zum Kriegsdienst einberufen. Er bleibt auf dem elterlichen Hof zurück und arbeitet zusammen mit dem Vater in der Landwirtschaft. "Wir haben gehamstert. Viel Brennsuppe hat es gegeben. Die war ganz gut", erinnert er sich, "und wenn sich mal ein Schwein einen Hax gebrochen hat, dann haben wir es schlachten müssen", erzählt er und lacht verschmitzt, "gehungert haben wir nicht". Während der Kriegsjahre war es verboten Tiere zu schlachten und zu essen. "Verraten hat im Leitzachtal aber keiner den anderen. Man durfte sich halt nicht erwischen lassen"! Als es darum geht eingezogen zu werden, wird er ausgemustert: "Ich war zu gering." Er gilt als zu klein und schmächtig für den Einsatz an der Front. Sein Glück, denn so bleiben ihm die ganz großen Schrecken des Krieges erspart. Zuhause ist er auf einmal der älteste Sohn. Früh beginnt er die Verantwortung für den Hof zu übernehmen. "Wie der Umsturz kam, da bin ich auf den Kirchturm und habe die weiße Fahne geschwenkt. Denn die Amis haben ja auf alles geschossen, so eine Angst hatten die", resümiert er. Zum Kriegsende ist Andreas Obermaier achtzehn Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt ist er noch kein einziges Mal auf einer so genannten Tanzmusik gewesen. Feiern ist in den Kriegsjahren verboten, und seine ersten Jugendjahre sind gekennzeichnet von Feldarbeit und dem Hüten der Kühe. Dennoch finden seine Freunde und er immer wieder Wege, sich zu amüsieren: "Nach dem Krieg ist von 10 Uhr in der Nacht bis 5 Uhr in der Früh Ausgangssperre gewesen. Wir mussten dann immer auf Schleichwegen von den Dirndln nach Hause gehen. Ja, so ist es dahin gegangen". Und so ist für ihn eine der schönsten Erinnerungen an die Währungsreform, dass er endlich Tanzen gehen kann: "Wir sind wieder lustig geworden"! 

    AV-Player