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Samstag, 07.11.2020

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Kormoran | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

natur exclusiv

Fischdieb oder Sündenbock? - Kormorane

Der Kormoran: gejagt und beinahe ausgerottet in Europa. Bis 1993 stand er auf der Roten Liste gefährdeter Arten, vermehrt sich aber seit wenigen Jahrzehnten explosionsartig. Ein geschickter Fischjäger und verhasster Konkurrent der Fischer wird wieder gejagt – trotz zahlreicher Versuche, ihn nicht zum Sündenbock der Fehler zu machen, die die Eingriffe des Menschen in Natur und Umwelt verursacht haben.

Mitwirkende

 
Redaktion Christine Peters
Kormorane jagen, was jeweils am leichtesten verfügbar ist. So beobachtet der Biologe Stefano Volponi auf Sardinien das soziale Fischen der Kormorane. Beim gemeinschaftlichen Jagen pflegen Hunderte von Kormoranen eine extrem effektive Art des Fischfangs: Während etwa die Hälfte der Vögel durch Flügelschlagen einen Fischschwarm zusammenscheucht, kann die andere Hälfte die Fische bequem fangen und fressen. Nach einiger Zeit wechseln sich die Kormorangruppen ab.
In ganz Europa ärgern sich die Fischer über den in ihren Augen bestens angepassten und dreisten Fischräuber. Sie fordern seinen Abschuss um jeden Preis! Was sie dabei nicht berücksichtigen: Kormorane sind Zugvögel. So gibt es derzeit 170.000 Brutpaare im nördlichen Ostseeraum. Und diese ziehen durch ganz Europa zu den für sie günstigsten Fischgebieten. Verschiedene Forschergruppen versuchen, Gesetzmäßigkeiten und Rückschlüsse aus dem Zugverhalten und vermeintlichen Nahrungsvorlieben abzuleiten. Doch der Kormoran lässt sich so leicht nicht fassen. Zu genial, zu schnell agiert er in seiner Anpassungsfähigkeit. Er ist ein unübertroffener Fischjäger, ein beneideter Meister seines Fachs. Und ein willkommener Sündenbock, der für ökologische Phänomene herhalten muss, die sich sonst nur schwer erklären ließen.

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