Die Folge "Unbekannte Ozeane" ist der Auftakt einer sechsteiligen atemberaubenden Serie. Die Kamerateams der BBC-WDR-Koproduktion unternahmen 125 Expeditionen, verbrachten 1.500 Tage auf See, davon mehr als 1.000 Stunden in der Tiefsee. Sie filmten in jedem Ozean und vor jedem Kontinent. Sie besuchten Korallenriffe, Küsten, Unterwasserwälder und tauchten hinab in unbekannte Tiefen.
Mit revolutionärer Technik gelingt ein Einblick in völlig neue Welten. Walhaie, Delfine und viele andere Tiere tragen kleine Kameras und führen das Publikum direkt in ihren Alltag ein, Drohnen vermitteln eine Ahnung von der unendlichen Weite des Meeres. Mit Rebreather- oder Kreislauftauchgeräten kommen die Filmer so nah an viele Tiere wie nie zuvor, weil keine Luftblasen oder Geräusche die Darsteller vertreiben. So gelangen ihnen nicht nur einzigartige Bilder, sondern sie deckten Verhaltensweisen auf, die selbst Forschern unbekannt waren und sogar zu neuen wissenschaftlichen Veröffentlichungen führten.
Axel Milberg, bekannt als Tatortkommissar Klaus Borowski, erzählt zu den atemberaubenden Bildern unglaubliche Tiergeschichten – spannender als jeder Krimi. Tatort: die Ozeane der Welt. Wer hätte zum Beispiel gedacht, dass Delfine präventive Selbstmedikation betreiben. Sie reiben sich an einer Hornkoralle mit deren antiseptischer Schleimschicht ein. Schon die Jüngsten in der Delfingruppe werden in das uralte Heilerwissen eingeführt.
Solche zielgerichteten Verhaltensweisen sind jedoch kein Monopol von intelligenten Meeressäugern. Im Australischen Great Barrier Riff gelingt es zum ersten Mal, einen Fisch bei einer äußerst ungewöhnlichen Aktion zu filmen. Sie stellt alles, was bislang über Fischverhalten bekannt war, in den Schatten: Hat ein Großzahnlippfisch nach langer Suche seine Lieblingsnahrung – eine Muschel – gefunden, steht er vor einem Problem: Wie an das saftige Fleisch darin gelangen? Zielstrebig schwimmt er zu einer abgestorbenen Hirnkoralle, die sich rasch als seine Werkbank entpuppt. Unermüdlich schlägt er die Schale so lange darauf, bis sie – oft erst nach 20 Minuten – zerbricht. Damit gehört er zum Club der Werkzeugmachenden Tiere, dem sonst eher nur so illustre Mitglieder wie Affen oder kluge Rabenvögel angehören. Fische sind also weitaus smarter als gedacht.
Ungewöhnliches Verhalten ganz anderer Art dokumentiert ein Team vor Neuseeland. Dort jagen Kleine Schwertwale Große Tümmler. Die Namen täuschen darüber hinweg, dass die Jäger mit ihren sechs Metern Länge deutlich größer sind als ihre Beute. Und trotzdem wagen es die Tümmler, sich plötzlich ihren Verfolgern zuzuwenden und sie sogar mit ganz speziellen Lauten zu begrüßen. Und statt sie zu zerreißen, bilden die Schwertwale mit ihren kleineren Verwandten eine riesige Gemeinschaft – aus Jägern und Gejagten werden Jagdkumpane.
Nachdenklich stimmt die Geschichte einer Walrossmutter, die verzweifelt einen Rastplatz für ihr Kind sucht. Ihre Welt schmilzt dahin – in den letzten Jahren ist das Sommereis um 40 Prozent in der Arktis verschwunden. Bei den einfühlsam gedrehten Bildern ist förmlich zu spüren, wie das Team mitempfindet und erleichtert aufatmet – wie Kameramann Ted Gifford später berichtet – als Mutter und Kind schließlich auf einer Scholle zur Ruhe kommen. Doch ob das Kleine später für sein eigenes Junges noch einen Platz finden wird, ist mehr als fraglich – und nicht nur das. Denn das arktische Meer ist mit allen anderen Meeren der Welt verbunden. Was hier passiert, wird irgendwann überall Wirkung zeigen.
"Der Blaue Planet" nimmt Sie mit auf eine faszinierende Reise, tauchen Sie ein in unbekannten Ozeane. Sie brauchen dafür kein Tauchgerät, nur 45 Minuten Zeit.