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Dienstag, 27.03.2018

12:05 bis 14:00 Uhr

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Darius Milhaud | Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Aus dem Studio Franken: Mittagsmusik

Mit Tobias Föhrenbach

Bis Mitte 2022 gab es die Sendung "Mittagsmusik" auf BR-KLASSIK. Hier könnnen Sie weiterhin in den Archiven der Sendung schmökern.

Musikalische Pendants zur literarisch-philosophischen Kunstform Aphorismus sind das Thema der Woche in der Mittagsmusik dieser Tage: Kurze, knappe Stücke, die einer Momentaufnahme gleich eine Stimmung, einen Eindruck oder eine Idee in konzentrierter musikalischer Form zum Ausdruck bringen - analog zum literarischen  Aphorismus, der eine Lebensweisheit, eine besondere Einsicht oder einen originellen Gedanken oft nur in einem Satz zur Sprache bringt. Jeden Tag stellen wir Ihnen in der Mittagsmusik einen dieser musikalischen Aphorismen vor. In der Kürze liegt die Würze!

"Le Printemps" - Frühling in Rio de Janeiro

Am Dienstag haben wir für Sie Musik von Darius Milhaud, dem neben Francis Poulenc und Arthur Honegger bekanntesten und berühmtesten Vertreter der Pariser "Groupe des Six" um ihren musikalischen Ziehvater Erik Satie und ihren Spiritus Rector Jean Cocteau. Satie forderte eine "Musik ohne Sauerkraut", und Cocteau wollte eine "Musik ohne Soße". Mit viel Witz und Humor komponierte man dementsprechend gegen den metaphysischen Tiefsinn  und die symphonische Schwere und Breite vor allem der deutsch-österreichischen Spätromantik an. Um 1920 schrieb Milhaud ein Set von Symphonien, die alle nur kammerorchestral besetzt sind und von denen keine länger als vier oder fünf Minuten dauert. Milhaud schuf damit die Antithese zu den symphonischen Riesenwerken von Bruckner und Mahler, ähnlich  wie er es etwa zur gleichen Zeit mit seinen "Minuten-Opern" tat, Bühnenstücke die wiederum nur zwischen vier und acht Minuten dauern und so eine Gegenreaktion zum Musikdrama à la Wagner darstellen. Milhauds 1. "Minuten-Symphonie" entstand im Mai 1917 in Rio de Janeiro, während der Zeit, in der er als Kulturattaché in der brasilianischen Metropole tätig war. "Le Printemps" (Der Frühling) ist das Werk überschrieben - es ist eine lichte, leichte, luftige Frühlingssymphonie in Miniaturformat. Übrigens: Wenn die Musik bisweilen ganz schön schräg klingt, so kommt dies von der Polytonalität, dem Übereinanderschichten verschiedener Tonarten, das zu den Markenzeichen der Tonsprache Milhauds gehört.

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