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Montag, 10.12.2018

12:05 bis 14:00 Uhr

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Rita Paul, Bully Buhlan: die deutsche Saengerin, Schauspielerin und Kabarettistin mit Hans-Joachim - genannt Bully - Buhlan, dem Saenger, Schauspieler und Komponisten | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Aus dem Studio Franken Mittagsmusik

Am Mikrofon: Susanne Alt

Bis Mitte 2022 gab es die Sendung "Mittagsmusik" auf BR-KLASSIK. Hier könnnen Sie weiterhin in den Archiven der Sendung schmökern.

Am 28. Dezember wird sich sein Todestag zum 20. Mal jähren: Werner Müller, der Big-Band-Leader, Komponist, Arrangeur und Posaunist, von 1948 bis 1967 Leiter des legendären RIAS-Tanzorchesters in Berlin, danach des Kölner Tanz- und Unterhaltungsorchesters beim WDR. Geboren wurde Werner Müller 1920 in Berlin. Früh erhielt er Klavier- und Violinunterricht und trat bereits mit zehn Jahren als Solist mit einem Violinkonzert von Mozart auf. An der Militärmusikschule in Bückeburg lernte er ab 1936 das Spiel seines eigentlichen Instruments - der Posaune. Der Zweite Weltkrieg brachte die Einberufung zum Musikkorps der Wehrmacht und die Kriegsgefangenschaft bei den Amerikanern. Nach der Rückkehr begann Werner Müller dann Ende der Vierziger Jahre seine steile musikalische Karriere. In der Folge betätigte er sich daneben auch als Roman-Schriftsteller:  Auf seinen erfolgreichen Erstling "Gold für tausend Jahre" von 1983 folgten drei weitere Thriller. Als Komponist und Arrangeur war Werner Müller ein Klang-Magier. Unverwechselbar war sein Sound-Design: Im Kern bestand es aus der Kombination von "modernem" Big-Band-Sound und "klassischem" Streicherklang zu einer Art semi-symphonischer Unterhaltungs- und Tanzmusik von perfektem Finish im Arrangement. "Swing mit viel String" - auf diese bündige Formel brachte Werner Müller selbst diese unwiderstehliche Klangkombination, nach der in den Fünfziger Jahren viele regelrecht süchtig waren. Die Mittagsmusik feiert den "ganz Großen" der deutschen Unterhaltungsmusik-Kultur im Thema der Woche mit 5 mal 2 Highlights seines Repertoires.

Vom wilden Trümmerswing…

Wir beginnen mit einer seiner ersten Aufnahmen überhaupt, entstanden 1947, als das RIAS-Tanzorchester noch gar nicht gegründet war. Werner Müller war zu dieser Zeit Posaunist und Arrangeur im Orchester von Kurt "Kutte" Widmann, der damals "heißtesten" deutschen Big-Band. Und "heiß" waren auch Werner Müllers Arrangements. "Schwarzer Panther" - nach dem Schlager "La Pantera nera" von Mario Consiglio aus den Dreißiger Jahren - war eines dieser Arrangements: rasant im Tempo, "dirty" in der Artikulation, ruppig, ungezügelt, ja ungehobelt im ganzen Tonfall. Es ist wilder Trümmerswing aus der frühen Nachkriegszeit, der noch nichts vom gestylten "Swing mit viel String" der späteren Jahre hat. Und dennoch: In der entspannten Saxophon-Kantilene des Mittelteiles vom "Schwarzen Panther" kündigt sich bereits das angepasst kultivierte Happy-Go-Lucky der Wirtschaftswunder-Jahre der Ära Adenauers an.

… zum sanften Ohrenschmeichler

Von Werner Müller, dem Arrangeur, zu Werner Müller, dem Komponisten. Aus der Frühzeit der Adenauer-Ära stammt einer seiner größten Schlager: "Ein Gläschen Wein und Du" mit einem Text von Ernst Verch, dem ersten Leiter der Abteilung Tanzmusik und Jazz beim RIAS. Der Schlager ist gewissermaßen ein getanztes und gesungenes Liebesduett, geschrieben für Rita Paul und Bully Buhlan, zwei absolute Super-Stars, nicht nur der damaligen Berliner Unterhaltungsmusik-Szene. Es ist Musik zum Tanzen und Flirten, und bei so manchem Paar ging seinerzeit das Erlebnis dieses Schlagers dem ersten Kuss voraus. "Zu allem bereit, vergess' ich die Zeit … Liebe und Glück bei leiser Musik …", so heißt es im Text. Werner Müller setzt dazu betörenden Streicher-Klang und satten Saxophon-Sound. Dabei ist wohl auch ein Quäntchen augenzwinkernder Ironie einkomponiert: Kann es sein, dass sich die gestopfte Trompete mit ihrem Blah-Blah und Blah-Blah-Blah über die allzu süßen Worte und zarten Klänge ein bisschen lustig macht?

Datum und Ort der Aufnahmen

"Schwarzer Panther", 11. November 1947 in Berlin
"Ein Gläschen Wein und Du", 7. Juni 1951, Studio Lankwitz (Siemens Villa) in Berlin

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