BR-KLASSIK

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Montag, 08.03.2021

12:05 bis 14:00 Uhr

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Buenos Aires | Bildquelle: colourbox.com

Bildquelle: colourbox.com

Aus dem Studio Franken Mittagsmusik

Mit Tobias Föhrenbach

Bis Mitte 2022 gab es die Sendung "Mittagsmusik" auf BR-KLASSIK. Hier könnnen Sie weiterhin in den Archiven der Sendung schmökern.

Am Donnerstag dieser Woche, am 11. März 2021, jährt sich der Geburtstag von Astor Piazzolla zum 100. Mal. Der argentinische Komponist und Arrangeur, Bandoneon-Virtuose und Ensemble-Leiter gilt als der größte Meister der Tango-Musik. Und zwar in allen ihren Spielarten - vom traditionellen Tango Argentino bis zum innovativen Tango Nuevo, den Piazzolla selbst entwickelte. Auch fast dreißig Jahre nach seinem Tod 1992 hat der Musiker Kultstatus, wird als "Tango-König" verehrt und gefeiert. Seine Musik ist zeitlos hip und trendy - Astor Piazzolla, er ist eine musikalische Legende ohne Verfallsdatum. Aus Anlass des runden Geburtstages präsentieren wir Ihnen im Thema der Woche unserer Mittagsmusik jeden Tag Musik des Jubilars: "Der Tango-König - Astor Piazzolla zum 100. Geburtstag", so lautet unsere Überschrift.

"Primavera Porteña" - Frühling in Buenos Aires

Wir beginnen mit einem Werk, das eine Hommage an Buenos Aires darstellt. Zwar wurde Piazzolla 1921 in Mar del Plata geboren, in dem Seebad, gut vierhundert Kilometer von der argentinischen Hauptstadt entfernt, auch kam er während seines Lebens in der Welt viel herum - er wuchs in New York auf, verbrachte Studienzeit in Paris und hielt sich während der argentinischen Militärdiktatur um 1980 einige Jahre in Italien auf. Gleichwohl war die Metropole Buenos Aires immer Piazzollas eigentliches Lebenszentrum und seine musikalische Hauptwirkungsstätte. Zwischen 1965 und 1970 komponierte er dort "Las Cuatro Estaciones Porteñas", was so viel bedeutet wie die "Die vier Jahreszeiten von Buenos Aires", ist doch das Adjektiv "porteño" abgeleitet von der in Argentinien populären Bezeichnung für die Bewohner der Hauptstadt und alles, was dazu gehört. Piazzollas "Las Cuatro Estaciones" haben dabei ihr Vorbild in Vivaldis Jahreszeitenkonzerten "Le Quattro Stagioni". Allerdings bestehen sie nicht wie bei Vivaldi aus vier "ausgewachsenen" Solokonzerten für Violine und Streicher, sondern aus einer Folge von vier, in der Form rhapsodisch freien Einzelstücken für Bandoneon, Violine, Kontrabass und Klavier. Dennoch: Piazzollas "Vier Jahreszeiten" sind keine Sequenz von einfachen Tangos. Sie sind "echte" Kompositionen nach Maßgabe von Piazzollas Konzeption des Tango Nuevo. Hier mischen sich Intonationen der argentinischen Folklore mit der Verlaufsgestaltung klassischer Vorbilder, die aparten Akkordverbindungen der Jazz-Harmonik mit Spieltechniken der Neuen Musik - von Col-legno-Effekten der Streicher (also dem Schlagen mit dem Holz des Bogens auf die Saiten) bis zu verrückt-unerhörten Glissandi des gesamten Ensembles. Dabei lässt alles eine imponierende Fülle von Tonfällen entstehen - von der hektischen, nervös-angespannten Großstadtmusik über die extrovertierte, Ohrwurm-verdächtige Schlagermelodie bis zur wehmütig-schmachtenden Kantilene.

Wir hören aus Piazzollas "Las Cuatro Estaciones Porteñas" den Frühling: "Primavera Porteña"

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