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Mittwoch, 03.06.2015

19:05 bis 20:00 Uhr

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Aus dem Studio Franken: Musik der Welt

In der Elfenbeinküste gibt es lustige und humorvolle Spottlieder, die den bayerischen und österreichischen Gstanzln und Schnaderhüpferl erstaunlich ähneln. Ein ungewöhnlicher Bogen zwischen zwei Welten, die so unterschiedlich und sich doch so nahe sind.

In der Elfenbeinküste gibt es lustige und humorvolle Spottlieder, die den bayerischen und österreichischen Gstanzln und Schnaderhüpferl erstaunlich ähneln. Auf einer gleichbleibenden Melodie werden oft vierzeilige Verse gereimt, mit denen man sich über die "Obrigkeiten", den "Pfarrer" oder auch über das andere Geschlecht lustig macht, ganz so, wie man das auch in Bayern kennt. Ähnlich frech wie "Aber Hansl, sei doch net gar a so faul, nimm doch beim Busseln die Pfeif' aus'm Maul" kommt ein solches "Gstanzl" auch in Abidjan daher. Hier geht es z.B. um die extrem hohe Jugendarbeitslosigkeit: "Wenn das "Plateau" (das europäische Geschäftsviertel mit den Niederlassungen großer Banken und Firmen) eine "Plantation" (eine Plantage, z.B. von Kakao) wäre, dann hätten wir dort alle Arbeit." Die traditionelle Version der Spottlieder, "Woyo" genannt, war die kreative Quelle für die moderne Version, die sich unter dem Begriff "Zouglou" auch international Gehör verschaffen konnte. Künstler wie Magic System, Petit Yodé & l'Enfant Siro oder Espoir 2000 sind auch in Europa und Amerika beliebt, obwohl man dort viele der Texte gar nicht versteht. Denn die Musik und die Rhythmen sind aufgeladen mit Lebensfreude und Energie, der Humor überträgt sich offenbar auch ohne Textverständnis. Schade, denn das witzige Gstanzllied "Bill Gober" der Gruppe "Espoir 2000" könnte auch als ein witziges "Derblecken" über die derzeitigen Verhandlungen bezüglich der Schulden Griechenlands verstanden werden. Dem Onkel Bill Gober zahlen die Gläubiger zuguterletzt sogar die Krankenhausrechnung, damit er gesund werden möge, um endlich doch noch seine Schulden zu bezahlen. Autor Dieter Weberpals stellt in dieser Sendung nicht nur die Woyo- und Zouglou-Musik aus der Cote d'Ivoire vor, sondern macht auch einige der witzigen Texte für die Zuhörer verständlich und nachvollziehbar. Spannende Querverweise zur bayerisch-österreichischen Kultur der Schnaderhüpfl spannen einen ungewöhnlichen Brückenbogen zwischen zwei Welten, die so unterschiedlich und sich doch so nahe sind.

"Woyo und Zouglou" - afrikanische Gstanzl, Polit-Rap oder HipHop?
Von Dieter Weberpals

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